Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Mann, wo ist denn eins?« eilte die Jägerin, angelockt durch das Gelächter, herbei, stutzte beim Anblick des Mädchens und streckte ihm zur Begrüßung beide Hände entgegen.

      »Fräulein Wiederbach, nicht wahr? Wie freue ich mich, Sie persönlich kennenzulernen; denn gehört habe ich von Ihnen schon viel.«

      »Hoffentlich etwas Gutes?«

      »Na und ob! Mein Alter ist ja geradezu verliebt in Sie.«

      »Jetzt nicht mehr«, erklärte er kläglich. »Das Rehlein hat mir zuviel Haare auf den Beißerchen.«

      »Bei den Mannsleut nur angebracht«, blieb die rundliche Ehehälfte ungerührt. »Gott zum Gruß, Herr Baron. Die Waffeln sind gerade fertig.«

      »Dann steht uns ja ein herrlicher Genuß bevor, gnädige Frau.«

      Das stimmte; denn die Waffeln gaben an Güte den Sephchens nichts nach. Man aß sie auf der Veranda, die von der Sonne eingewärmt war, trank den guten Kaffee dazu und unterhielt sich in dem Ton, den gegenseitige Sympathie aufklingen läßt.

      Gudrun amüsierte sich köstlich über den Nimrod, der sich in der Jägersprache ausdrückte. Seine Frau nannte er Häschen, seine wie des Herrn Hunde, die sich im Garten vergnügt balgten, Meute, er aß nicht, sondern äste, keiner hatte Ohren, sondern Lauscher und so fort.

      Als er jedoch, nachdem er erfuhr, daß sein Herr bei dem Waldhüter eingekehrt war, ganz sachlich fragte: »Wie geht’s denn der Geiß mit ihren Geißlein?« Da lachte das Mädchen so fröhlich, daß es die anderen mit diesem hellklingenden Lachen mitriß.

      Nachdem man gesättigt war, zogen sich die beiden Herren zur dienstlichen Besprechung ins Amtszimmer zurück, und die beiden Damen setzten sich auf die grüne Bank, die neben der Haustür stand.

      »Hier sitze ich am liebsten«, erklärte die Herrin des Hauses, die etwas Liebes, Mütterliches an sich hatte. »Da hat man so einen herrlichen Blick in den Wald, dem nun mal meine große Liebe gehört. Kein Wunder, da ich als Försterkind sozusagen in den Wald hineingeboren bin. Mit der Stadt habe ich nicht viel im Sinn, ich würde eingehen, sollte ich da wohnen. Aber das können Sie als Städterin wahrscheinlich nicht verstehen, nicht wahr?«

      »Wenn Sie mich das ein halbes Jahr früher gefragt, hätte ich mit einem glatten Nein geantwortet, gnädige Frau«, gab Gudrun offen zu. »Doch seitdem ich den Hörgishof kenne, zieht es mich zu ihm hin wie mit tausend Banden.«

      Forschend sah die Frau in das Mädchengesicht, dessen Reinheit sie entzückte. Wie zwei leuchtende blaue Flammen muteten die Augen an, das Lachen wie hellklingender Glockenton. Als sie später, nachdem die Gäste abgefahren waren, von dem schönen Mädchen direkt schwärmte, kraulte der Gatte nachdenklich seinen Bart.

      »Häschen, was du denkst, das weiß ich. Unbestritten ist das Schmaltierchen …«

      »Nun laß mal deine Jägersprache und drücke dich gefälligst menschlich aus!«

      »Na schön. Unbestritten ist das Marjellchen etwas ganz Exquisites und würde zu unserem Herrn passen wie keine andere. Aber sie ist eine Städterin und hat zuviel Geld.«

      »Das ist es doch gerade, was unser Herr braucht. Damit könnte er den Hörgishof …«

      »Könnte wohl, aber er wird es nicht tun. Der will mit seinem Geld wirtschaften, nicht mit dem seiner Frau. Außerdem wird er das Mädchen heiraten, das er liebt.«

      »Na hör mal, wenn er sich nicht in das wunderschöne Menschenkind verlieben sollte, dann hat er keine Augen im Kopf und kein Herz im Leibe.«

      »Hm, aber Verstand hat er, und der wird ihm sagen, daß ein Paradiesvogel nicht in seine Gefilde paßt. Daß er …«

      »Alter, jetzt hör aber auf! Deine Vergleiche sind ja fürchterlich! Was soll er denn heiraten, eine – eine …«

      »Gans«, half er schmunzelnd aus, in dem er sein »Häschen« bei den »Löffeln« bekam und es herzlich küßte. »Die paßt bestimmt nicht zu ihm. Im übrigen ist unser Herr ja kein Dummer, der weiß schon, was er tut.«

      Es war einige Tage später. Vor sich hin summend, sprang Gudrun die Treppe hinauf und wäre oben fast mit Ermenia zusammengeprallt.

      »Hoppla, das war gerade man knapp! Woher des Wegs, viel­edle Dame?«

      »Die Bezeichnung paßt sogar in die Altertümer hinein, in denen ich oben kramte«, lachte Ermelchen vergnügt.

      »Warum sehen Sie mich so verdutzt an? »

      »Na, soll ich das vielleicht nicht sein, wenn Sie von Altertümern sprechen. Gibt’s denn hier welche?«

      »O ja, zum Beispiel mich.«

      »Daß ich nicht lache! Keine zehn Mark ist Ihre Altertümlichkeit wert. Wenn Sie nicht mit anderen aufwarten können.«

      »Kann ich, weiß nur nicht … Ach was, kommen Sie doch mit!«

      Sprach’s, drehte sich auf dem Absatz herum und wieselte dem erstaunten Mädchen voran. Schloß an einer Tür, sperrte sie auf und sagte trocken:

      »Sind das nun Altertümer oder nicht?«

      »Kann man wohl sagen«, dehnte Gudrun überrascht. Dann jedoch trat sie rasch ein und vertiefte sich in den Anblick der Sachen, die in dem großen Raum aufgestapelt waren. Dann wandte sie sich langsam Ermenia zu, die abwartend an der geschlossenen Tür verharrte.

      »Warum hält man die Sachen hier so versteckt?«

      »Weil sie in eine Rumpelkammer gehören.«

      »Na, erlauben Sie mal, Baronesse, das ist ja direkt eine Beleidigung für all die wertvollen Stücke. Zufällig verstehe ich was davon, weil meine Mutter aus einer Antiquitätenhandlung stammt, die jetzt ihr Bruder besitzt. Da meine Mama diesen Bruder fast täglich besuchte und mich jedesmal mitnahm, bin ich in dem Laden sozusagen groß geworden. Es gab nichts Schöneres für mich, als in den Altertümern zu kramen, mir Art und Wert vom Onkel erklären zu lassen. So habe ich mir ein ganz nettes Wissen angeeignet und kann daher beurteilen, ob hier Werte brachliegen oder nicht.

      Da ist so ziemlich alles vertreten, was ein Sammlerherz in Wonne versetzen würde. Barock, Rokoko, Biedermeier – und alles so in köstlich reiner Form. Du meine Güte, das müßte Onkel Theo sehen! Sein »altertümliches« Herz würde vor Freude hüpfen.

      Und was ist denn das da?« Sie trat interessiert näher und beäugte aufmerksam eine Truhe, im Ausmaß einer hohen Zigarrenkiste. Sie stand auf geschweiften Füßen, der Deckel war gewölbt, die Farbe fast schwarz.

      »Himmel, ist das Ding schwer! Soll das etwa Gold sein?« sah sie sich nach Ermenia um, die langsam näher trat und trocken bemerkte:

      »Mein liebes Kind, dann stände sie nicht hier. Dann hätte sie der gute Jasper längst zu Geld gemacht. Außerdem ist Gold gelb und nicht schwarz.«

      Darauf erwiderte Gudrun nichts. Sah immer nur wie fasziniert auf die Truhe. Hob sie hoch, schüttelte sie, stellte sie wieder weg und sagte:

      »Vertrauen Sie mir die Truhe an, Baronesse. Ich bringe sie zu meinem Onkel, und der wird schon wissen, ob sie wertvoll ist oder nicht. Oder mißtrauen Sie mir?«

      »Reden Sie doch nicht solchen Unsinn, Gun. Wenn es meine Truhe wäre, würde ich keinen Augenblick zögern, sie Ihnen zu übergeben. Aber sie gehört Arvid.«

      »Dann sprechen Sie doch mit ihm.«

      »Das wage ich nicht. Es darf überhaupt niemand wissen, daß ich Ihnen das hier zeigte, weil Sie doch reich sind und wir arm. Muß ich noch weitersprechen?«

      »Nein, Baronesse, ich habe Sie verstanden. Aber gerade weil es … Na ja, darf das Wertvolle hier nicht so brachliegen.«

      »Wird es auch nur bis zum Herbst, wenn die Arbeit draußen nicht mehr so drängt. Dann hat mein Neffe Zeit, sich mit dem allen hier intensiv zu beschäftigen – auch mit den alten Schriften in der Bibliothek, für die Jasper als fanatischer Sammler


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