Fear Street 57 - Mondsüchtig. R.L. Stine

Fear Street 57 - Mondsüchtig - R.L. Stine


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zu ihm. „Es ... es tut mir Leid. Ich wollte euch nicht erschrecken.“

      „Hey, kein Problem“, versicherte ihr Billy. „Wir sind schließlich ’ne Rockband, oder? Da müssen wir doch ein bisschen Gekreische aushalten.“

      „Also, ich fand deinen kleinen Schrei ganz bezaubernd, Sue“, mischte Joey sich ein.

      „Fahr, Joey“, kommandierte Billy. „Fahr einfach nur.“ Er beugte sich vor. „Beachte ihn gar nicht“, flüsterte er Sue gut verständlich zu. „Wir haben ihn wegen seiner Muskeln in die Band geholt, nicht wegen seines Gehirns.“

      „Das hab ich genau gehört!“ Joey tat so, als wäre er beleidigt.

      Sue zwang sich zu einem Lächeln. Sie wusste, dass die anderen versuchten, sie aufzuheitern.

      Es funktionierte.

      Aber nicht hundertprozentig.

      Wenn doch nur endlich diese furchtbaren Wahnvorstellungen aufhören würden.

      Sue legte den Kopf zurück und schloss die Augen.

      „Fühlst du dich besser?“, flüsterte Caroline ihr zu.

      „Ein bisschen“, antwortete Sue. „Ich wünschte nur, ich wüsste, was mit mir los ist. Warum habe ich ständig diese schrecklichen Halluzinationen?“

      „An dieser hier ist ganz klar Joey schuld“, sagte Caroline und strich sich eine Strähne ihrer langen blonden Haare hinter die Ohren. „Er ist viel zu schnell gefahren. Alle wissen, wie nervös du beim Autofahren bist. Ich meine ... seit dem Unfall deiner Eltern.“

      Sue spürte einen Kloß in ihrer Kehle. Das passierte jedes Mal, wenn sie an ihre Mutter und ihren Vater dachte. Vor fast drei Jahren hatte Mr Verona nachts die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Das Auto hatte eine Leitplanke durchbrochen, war über den Rand eines steilen Abhangs geschossen und auf die Felsen zwanzig Meter darunter geprallt.

      „Es geschah auf einer Straße wie dieser“, dachte Sue. „Und in einer Nacht wie dieser. Klar und trocken. Bei hellem Mondlicht.“ Und das war keine Einbildung.

      Ihre Eltern waren tatsächlich gestorben.

      Sie waren aus dem Auto geschleudert worden, und die Felsen hatten sie wie scharfe Klingen aufgeschlitzt.

      „Nein!“, verbesserte sich Sue im Stillen. „Tante Margaret hat nicht gesagt, dass sie aufgeschlitzt worden sind. Sie hat mir nie irgendwelche Einzelheiten erzählt. Diesen Teil muss ich mir ausgedacht haben.“

      Sie hatte sich das Schlimmste ausgemalt.

      „Ich kann immer noch nicht verstehen, wie das passieren konnte“, flüsterte Sue Caroline zu. „Dad war es gewohnt, nachts unterwegs zu sein. Und er war ein unheimlich vorsichtiger Fahrer.“

      Caroline schüttelte mitfühlend den Kopf. „Deine Halluzinationen haben nach dem Unfall angefangen, oder?“

      Sue nickte. Diese Halluzinationen waren wie schreckliche Albträume. Nur, dass sie dabei nicht schlief. Sie war hellwach – und wie gelähmt vor Entsetzen.

      „Hast du mit Dr. Moore darüber gesprochen?“, fragte Caroline.

      Sue seufzte. „Frag mich lieber, worüber ich nicht mit ihm gesprochen habe!“

      Sie ging seit dem Unfall zu Dr. Moore. Der Psychologe versuchte, ihr dabei zu helfen, ihren Wahnvorstellungen auf den Grund zu gehen. „Sobald wir herausfinden, was die Ursache dafür ist, Sue“, hatte er zu ihr gesagt, „werden sie aufhören.“

      Sue seufzte. Sie hatte eher das Gefühl, dass es immer schlimmer wurde. Immer realer. Immer grausamer.

      „Ich bin sicher, dass er dir helfen kann“, sagte Caroline. „Gib dir ein bisschen Zeit.“ Sie lächelte Sue aufmunternd an.

      Wenige Minuten später bog Joey auf den Hotelparkplatz ein. „Letzter Halt!“, verkündete er. „Das Luxushotel von Midland. Und gleich gegenüber: der Rocket Club. Und heute Abend präsentiere ich Ihnen: die Band ohne Namen. Schwingt die Hufe, Leute!“

      Alle gähnten und reckten sich, bevor sie aus dem Transporter kletterten.

      Mondlicht überzog die Straße mit einem schimmernden Glanz. Sue stieg nach Caroline aus. Ihr Lächeln verblasste. Sie fröstelte und presste ihre Reisetasche fest an die Brust.

      „Irgendwas stimmt nicht“, dachte Sue. „Ich ... ich fühle mich so komisch ...“ Sie spürte, wie eine seltsame Kälte in ihr hochkroch. Irgendetwas passierte mit ihr. Irgendetwas Schreckliches.

      Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Caroline sie geschockt anstarrte.

      „Caroline!“, flüsterte sie, am ganzen Körper zitternd. „Was passiert mit mir? Was ist das?“

      Kapitel 3

      „Was ist das?“, wiederholte Sue angstvoll. „Sag’s mir!“

      Caroline sah sie an. „Deine Haare, Sue. Sie stehen so komisch hoch!“

      „Was?“ Sue ließ ihre Reisetasche fallen und griff sich an den Kopf.

      Ihre feinen braunen Haare waren kinnlang und hingen normalerweise glatt herab.

      Nicht aber jetzt.

      Jede einzelne Strähne war nach oben gesträubt, als würde ein Riesenventilator darunter pusten. Es fühlte sich auch ganz anders an. Nicht fein und seidig wie sonst, sondern viel dicker. Irgendwie rau und borstig.

      „Das ... das muss der Wind sein“, stotterte Caroline, die sie immer noch anstarrte. Ihre langen blonden Haare lagen reglos auf ihren Schultern.

      „Aber es geht gar kein Wind!“, rief Sue und zerrte verzweifelt an ihren Haaren.

      „Hey, Sue, reg dich nicht auf! Ist doch irgendwie lustig. Komm, lass uns endlich reingehen.“

      „Lustig?“, dachte Sue. „Nein, das ist nicht lustig. Es ist unheimlich!“

      Als sie aufstöhnte, ertönte ein tiefes, kehliges Geräusch, das überhaupt nicht nach ihrer eigenen Stimme klang.

      „Na, komm schon. Lass uns ins Hotel gehen!“, drängte Caroline. Sie reichte Sue ihre Reisetasche und die Gitarre. „Es war eine lange Fahrt.“

      Das Midland Hotel war nicht gerade luxuriös. In der kleinen Lobby befanden sich drei Stühle, die um einen niedrigen, angeschlagenen Tisch gruppiert waren. Einige Plastikpflanzen. Ein abgetretener Teppich. Ein Ventilator drehte sich träge über ihren Köpfen. Der warme Luftstrom wirbelte Sues Haar auf und blies ihr eine Strähne über die Wange.

      Als sie sich die Strähne hinters Ohr strich, merkte sie, dass ihr Haar jetzt wieder ganz normal lag. Das seltsame, kalte Gefühl schien langsam aus ihrem Körper zu weichen. Sie zitterte auch nicht mehr. Sue atmete tief durch und spürte, wie ihre Muskeln sich entspannten.

      „Hier drin ist es wie in einer Sauna!“, beschwerte sich Dee und ließ ihre Tasche zu Boden plumpsen. „Hoffentlich haben die Zimmer Klimaanlage, sonst krieg ich bestimmt kein Auge zu.“

      Der verschlafene, kahlköpfige Portier beäugte sie hinter der Rezeption hervor. „Wenn ihr ’ne Klimaanlage wollt, müsst ihr ins Hilton gehen“, sagte er trocken. „Wenn ihr billig wohnen wollt, dann seid ihr hier richtig.“

      Dee verzog das Gesicht, aber Caroline lachte. „Wir sind hier goldrichtig“, sagte sie zu dem Mann. „Jedenfalls bis wir reich und berühmt sind.“

      „Dann müsst ihr die Band sein.“ Der Portier runzelte die Stirn. „So so, ihr habt also vor, berühmt zu werden?“

      „Ja, haben wir“, antwortete Mary Beth ernsthaft.

      „Okay, hört mal alle zu!“ Billy kam mit langen Schritten in die Lobby und rieb sich energiegeladen die Hände. „Kit und Joey sind schon rüber zum Club gegangen. Warum packt ihr nicht aus und kommt dann nach, um euch alles anzugucken?“


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