Die Patchworkfamilie. Sybille Geuking
und holte einen zusätzlichen Drehstuhl heran. „Bitte, nehmen Sie Platz. Welches Detail?“ Der Körper des Dicken wirkte jetzt direkt drahtig, so gespannt war er. „Da, da rechts, der mit dem Handy.“ „Scheint einer der neu angekommenen Flüchtlinge zu sein, steht direkt neben dem Bus.“ „Ja, der, kann man das vergrößern?“ „Kann man, bringt aber nicht viel. Er ist nur von hinten zu sehen in seinem dunklen Kapuzenshirt. Es war ja schon fast dunkel und er ist im Hintergrund.“ Der Dicke presste die Lippen zusammen und versuchte, mit verschiedenen Bildbearbeitungen, den Kapuzenmann größer und schärfer zu bekommen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Der Polizeichef starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Bild. „Er hat ein Handy und filmt offensichtlich den Aufmarsch. Seine Bilder könnten vielleicht helfen.“ „Denjenigen zu finden, der den Bruder von Frau Lenk verletzt hat?“, bohrte der Journalist. „Woher wissen Sie?“, Pauls Stimme klang erstaunt. „Fritzdorf ist ein Kaff. Hier kennt man sich, insbesondere die Inhaber einer Hundepension“, fiel ihm der Dicke ins Wort. „Ist ja noch gar nicht klar, ob es jemand mit Absicht getan hat oder ob es nur ein Unfall war und er im Gedränge einfach unglücklich gestürzt ist“, erklärte Paul. „Da muss man sehen, ob dieser Flüchtling überhaupt noch hier ist und ob einer von denen was weiß oder sagt“, gab Herr Kleinert zu bedenken. „Drucken Sie mir das Bild und vor allem auch das vergrößerte Detail bitte aus. Ich werd sehen, was sich damit machen lässt.“ Der Drucker spuckte bereits das Gewünschte aus. „Ich kann Ihnen das Bild auch mailen, dann haben Sie es immer zur Verfügung“, bot der Journalist an, „dafür brauche ich allerdings Ihre Email-Adresse.“ Der Polizist gab ihm seine Visitenkarte, faltete die Ausdrucke zusammen und steckte sie in die Innentasche seiner Uniformjacke. „Man müsste sich in dem Flüchtlingsheim mal ein bisschen umhören, ob jemand den Handymann kennt“, tastete sich der Journalist vor. Seine Augen hinter den Brillengläsern blickten lauernd, denn ihr Besitzer witterte eine Sensationsstory. „Die Ermittlungen sind Sache der Polizei, da halten Sie sich mal raus“, erwiderte Paul. „Ja, aber ich denke, die Flüchtlinge werden nicht mit Ihnen jeden, die haben doch Schiss vor der Polizei. In der Beziehung halten die zusammen.“ „Hm, das mag sein, aber wie wollen Sie die Leute dann zum Reden bringen?“, fragte der Polizeichef. Der Dicke grinste: „Ich hab da so meine Quellen. Die muss ich Ihnen aber nicht verraten.“ „Na, wenn Sie meinen, kann ja nicht schaden, wenn wir zusammenarbeiten. Mir soll’s recht sein.“ Paul verabschiedete sich. Auf dem Weg zum Auto brummte er vor sich hin: „So ein Klugscheißer, diese sensationsgeilen Schreiberlinge.“ Dann drückte er auf die Fernbedienung und sein Wagen zwinkerte ihm zu. Ächzend warf er sich in den Sitz, knallte die Tür zu und fuhr zur Dienststelle.
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