Seewölfe Paket 33. Fred McMason

Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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er annehmen, wir hätten etwas ins Ruderblatt gekriegt, sozusagen als Spätfolge seines Beschusses. Wir werden ein bißchen im Zickzackkurs segeln, als hätten wir Schwierigkeiten.“

      Er ließ sich von Dogon noch einmal ganz genau die Untiefen erklären.

      „Wenn etwas schiefgeht dabei“, kündigte er dem Schwarzen an, „dann holt nicht nur uns der Teufel. Er holt euch dann auch, wenn du dich geirrt hast und wir plötzlich festsitzen.“

      Dogon hieb sich vor Lachen auf die Schenkel. So fröhlich wie heute hatten sie ihn noch nie gesehen.

      „Nichts geht schief, Masterkapitän, nichts. Dogon kennt ganz genau alle Sandbänke.“

      „Gut, dann lassen wir uns noch etwas Zeit, bis sich unser Vorsprung weiter vergrößert hat, damit es wirklich keine Pleite gibt. Aber mit dem Zickzackkurs können wir ganz allmählich beginnen. Die Kerle werden uns sowieso pausenlos durch den Kieker beobachten.“

      Der erste wohlberechnete Schlenker zur Küste hin erfolgte ein paar Augenblicke später. Die „Isabella“ brach aus, gierte nach Osten und wurde wieder auf Kurs gebracht. Das Schauspiel wiederholte sich in unregelmäßigen Abständen.

      Der Viermaster folgte unter vollem Preß. Auch die Dons hatten jeden Fetzen Tuch gesetzt, um den Gegner nicht aus den Augen zu verlieren. Allerdings lag sie jetzt schon fast um eine Meile zurück.

      Jean Ribault löste von Hutten am Ruder ab und beobachtete das Wasser. Von den Sandbänken war absolut nichts zu sehen. Das Wasser schien auf der inneren Rinne ziemlich tief zu sein. Die „Isabella“ hatte auch nicht viel Tiefgang, die schwerarmierte Galeone lag aber gut und gern ihre acht Yards tief im Wasser.

      Später, als sich der Abstand noch mehr vergrößert hatte, ließ Jean Ribault Vorbram- und Vormarssegel wegnehmen. Auch das Großbramsegel mußte schließlich dran glauben. Der Besan stand voll und bei, um bei den Dons den Eindruck zu erwecken, sie steuern die Galeone mit zusätzlicher Hilfe des Besans.

      Die „Casco“ hatte inzwischen auch wieder den Besan angeschlagen. Sie hatten in aller Eile geflickt und repariert.

      Der Vorsprung verkleinerte sich, und prompt ließ Jean wieder auftuchen, als ginge er dabei ein Risiko ein. Erneut gierten sie auf die Untiefe an Backbord zu.

      Der Durchschlupf befand sich nach Dogons Worten etwas weiter nördlich. Es war der letzte. Wenn die Kriegsgaleone ihn verpaßte, dann rannte sie sich hoffnungslos fest.

      „Es muß wieder nach einem Schlenker zur offenen See hin aussehen“, sagte der Schwarze, der jetzt ganz angespannt war. „Wir rutschen dicht über die Sandbank und sind draußen. Ich werde scharf aufpassen.“

      „Tu das, in eurem eigenen Interesse“, riet Jean.

      „Jetzt zum Meer abbiegen“, sagte Dogon etwas später. „Wir müssen auf der Außenseite ganz scharf über den Grund segeln, sonst merken die Spanier was.“

      Der Schlenker sah wiederum so aus, als hätte die „Isabella“ große Schwierigkeiten. Sie fiel nach Backbord hin ab, und da hielten sie unwillkürlich den Atem an.

      Nur der Profos stieß pfeifend die Luft aus.

      „Da saust doch was“, sagte er unbehaglich.

      Die Blasen im Kielwasser schienen kleiner zu werden. Der Bart, den die Galeone vor sich herschob, wurde für Augenblicke noch gewaltiger.

      Sie hörten es leise knirschen, als streiche jemand mit feinem Schmirgel über den Kiel.

      „Mann, o Mann“, sagte der Profos. „Das ist wie bei einem wunden Affenarsch, auf den man Salz streut.“ Dabei griff er sich unwillkürlich an den Achtersteven, als sei der bereits am Qualmen.

      „Wieder dort hinüber“, sagte Dogon heiser, „aber ganz schnell. Wir sind gleich durch.“

      Es war eine Nervenprobe, als erneut ein Knirschen hörbar wurde und sie dicht über Grund schrammten. Eine Wolke von Sand wurde aufgewirbelt, von der Ribault hoffte, der Spanier würde sie nicht bemerken. Aber das war bei dem gleißenden Wasser nicht anzunehmen.

      Einmal riskierte er einen Blick durch den Kieker und sah, daß die Lotgasten auf dem Kriegsschiff emsig beschäftigt waren. Früher oder später mußten sie die Untiefe loten. Diese Bedenken teilte er auch dem Schwarzen mit.

      Aber der lachte schon wieder und hieb sich auf die glänzenden Oberschenkel.

      „Zu spät“, sagte er grinsend, „viel zu spät. Aber du solltest jetzt zum Meer hin abdrehen, Masterkapitän, sonst ist es für uns auch bald zu spät.“

      Ribault schluckte und legte eilig Ruder.

      Sie waren draußen und hatten es geschafft. Don Julio jedenfalls stand noch ein schmerzlicher Tag bevor.

      Der Kommandant war längst wieder an Deck erschienen und beobachtete mit einem immer hämischer werdenden Grinsen die Galeone. Er vermutete genau das, was Jean Ribault ihm unterstellt hatte, als er die Segelmanöver bemerkte.

      „Sie haben Schwierigkeiten“, sagte er zu Pergoza. „Offenbar ist sein Ruder angeschlagen, sonst würde er nicht mit dem Besan steuern. Ein kleiner Treffer von den Fünf-Pfündern vielleicht. Na, jetzt schnappen wir sie wahrscheinlich doch noch.“

      „Ja, sie scheinen große Schwierigkeiten zu haben“, bestätigte der Erste. „Daher segeln sie auch so dicht unter Land, um sich jederzeit absetzen zu können, falls das Ruder ausfällt.“

      Er, der sich sonst so etwas nie erlaubte, rieb sich kichernd die Hände. Er vergaß allerdings nicht, sich laufend von den Lotgasten die Tiefe melden zu lassen und hörte sehr aufmerksam zu.

      Das Wasser war tief genug. Es bestand nicht der geringste Anlaß zur Sorge, und so segelten sie unter vollem Preß hinterher und freuten sich über jeden Schlenker der Galeone, die mitunter flügellahm und leicht angeschlagen durch die See trieb. Einmal nach Backbord, dann wieder nach Steuerbord.

      Als sich der Abstand unmerklich verringerte, setzten die Kerle in ihrer Angst wieder alle Segel und torkelten nur noch schlimmer durch die See.

      In Don Julio kehrte so etwas zurück, was er als gute Laune bezeichnete. Sein Blick wurde wieder gallig und bösartig, und die Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. Er rieb mit der Linken aufgeregt seine rechte Hand und trat weiter aufs Achterdeck vor, damit er die Galeone gut im Blickfeld hatte.

      „Nicht mehr lange, dann ist der Tag für sie zu Ende“, sagte er optimistisch. „Immer auf Kurs bleiben, genau im Kielwasser.“

      Mit dem Spektiv nahm er wieder seine Beobachtungen auf. Er sah die Männer an Deck einigermaßen deutlich. Sie schienen aufgeregt zu sein, doch das war schließlich kein Wunder. Sie waren angeknackst und nicht mehr voll manövrierfähig mit ihrem Schiffchen, und natürlich saß ihnen auch gewaltige Angst im Nacken, doch noch von den Kanonen zusammengeschossen zu werden.

      Wieder registrierte er mit einem bösen Grinsen, daß die Galeone nach Backbord ausschor und alle Mühe hatte, auf ihren Kurs zurückzukehren.

      Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie etwas versetzt auf ähnlichem Kurs weitersegelte.

      Seltsamerweise schienen damit die Schwierigkeiten vorerst überwunden zu sein, denn jetzt gierte sie nicht mehr so hin und her. Aber sie nahmen wieder ein paar Segel weg, also war der Druck auf das beschädigte Ruderblatt wohl doch etwas zu stark.

      Don Julio de Vilches hatte nicht die geringste Ahnung, daß er quasi in einen unsichtbaren Schlauch segelte, der sich bedrohlich verjüngte und aus dem es für ihn keinen Ausweg mehr gab.

      Sie lagen noch fast im Kielwasser der „Isabella“.

      Pergoza lauschte indessen aufmerksam den Lotgasten. Die Tiefe betrug immerhin fast achtzehn Faden. Also bestand nicht der geringste Anlaß zur Sorge.

      Genau das war der Schlauch, in den sie jetzt segelten. An seinem Ende lief eine langgestreckte Sandbank in einer Krümmung zur Küste hin. Da war der Schlauch zu Ende, und vor ihnen endete er in einer Untiefe von knapp fünf


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