Seewölfe Paket 33. Fred McMason

Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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wollen. Der Himmel war voller treibender Wolken, eine riesige Fläche in Grau und Schwarz. An einem halben Dutzend Stellen sah man die schrägen Schatten schwerer Regenfälle, die aufs Meer niedergingen. Unverändert stark wehte der Wind aus dem südlichen Sektor.

      Die Karavelle segelte vor der Galeone auf die Mitte des Konvois zu. Beide Schiffe lagen schwer über, aber sie waren in guter Fahrt unterwegs.

      Pete Ballie erschien an Deck und fragte den Seewolf, ob er Blacky ablösen sollte.

      „Laß dir Zeit“, erwiderte der Seewolf und grinste kalt. „Wenn es soweit ist, legst du Ruder nach Backbord. Kurz bevor sie in Schußentfernung sind. Wir versuchen, sie zwischen uns zu nehmen. Klar?“

      „Aye, aye, Sir.“

      „Also die Steuerbordkanonen“, brummte Al Conroy und zog die Zwillinge an die Culverinen der anderen Bordseite. „Verdammte Spanier.“

      Es wurde immer dunkler. Die „Salvador“ hatte bereits Lichter gesetzt. Sie waren nicht sonderlich deutlich an der Spitze des weit auseinandergezogenen Verbandes zu sehen. Auch jetzt schienen die spanischen Kapitäne dem falschen Capitán de Vilches uneingeschränkt zu vertrauen und waren nicht verwundert, daß sie von ihren eigenen Landsleuten bedrängt wurden.

      „Al?“ rief der Seewolf schließlich.

      „Sir?“

      „Ziele gut, schieße genau. Wir bringen die Schebecke herum, damit du auch die Backbordculverinen abfeuern kannst. Ich will mich nicht länger als unbedingt nötig aufhalten lassen. Hast du ein paar Kettenkugeln in deiner Auswahl?“

      „Drei Paare, Sir“, antwortete Al Conroy und nickte begeistert. „Sie werden nach Hause pullen müssen, wenn sie den Fight überleben. Ich denke da an die Fünfundzwanzigpfünder unseres lieben Freundes drüben.“

      „Ich auch. Wenn sie nahe genug herangelangen.“

      „Das ist eine Sache für Pete und die Arwenacks, die an den Schoten ziehen.“

      „Sie gelangen nahe genug heran, Sir“, bemerkte Ed Carberry. „Sie wollen uns schließlich von den Wellen wegblasen.“

      „Wahrscheinlich hast du recht“, entgegnete der Seewolf. „Al! Denkst du an deine Brandsätze?“

      „Gleich. Wenn ich mit meinen Lieblingen fertig bin.“

      Etwa drei Seemeilen trennten die Schiffe noch voneinander. Die Abenddämmerung schlich heran, hinter den Wolken sank die Sonne dem Horizont entgegen. Der feuchte Wind, der bisher nur kalt gewesen war, wurde fast eisig. Mittlerweile waren alle Arwenacks an Deck und sahen zu, wie sich von Atemzug zu Atemzug die Positionen der Schiffe änderten.

      Soweit dies noch in der abnehmenden Helligkeit zu erkennen war, arbeiteten in den Wanten und an Deck aller fünf Schiffe die Männer wie die Besessenen. Was sich hinter den Bordwänden und dem Schanzkleid verbarg, konnte nur geahnt werden – aber es handelte sich um Vorgänge, die jeder Seewolf im Schlaf beherrschte.

      Sowohl die Karavelle als auch die Galeone hatten die Stückpforten hochgeklappt und die Geschütze ausgerannt.

      Das gleiche geschah auf der „Wappen“ und der „Isabella“. Al Conroy, die Zwillinge, Bob Grey, Gary Andrews und Piet Straaten zerrten an den Brooktauen und rissen die Mündungsstopfen, bevor sich die Culverinen drohend nach außenbords schoben, aus den Rohren.

      Pete Ballie stand jetzt an der Pinne und hatte im schwindenden Licht gleichzeitig alle Einzelheiten im Auge. Auch er wartete auf die Befehle Ben Brightons und des Seewolfes.

      Gespannte Erwartung, Unruhe und das Bewußtsein, daß die eigenen Vorstellungen und Erwartungen durchaus nicht eintreffen mußten, breiteten sich unter den vierunddreißig Seewölfen aus.

      Higgy brachte die Überlegungen zu Wort – was kaum jemand verstand –, indem er, auf der Back kauernd, einen langen, wohlklingenden und vermutlich schauerlichen irischen Fluch ausstieß.

      „Recht hat er“, sagte Old Donegal, der Admiral, obwohl er rein gar nichts davon verstanden hatte.

      Die Karavelle rauschte heran. Der scharfe Bug schnitt durch die gischtenden und aufspritzenden Wellen. Weißer Schaum lief an den Flanken des Schiffes heckwärts. Der Wind riß die weißen Spritzer der Gischt fast waagerecht von den Wellenspitzen und wirbelte sie davon. Das Meer färbte sich an der Oberfläche weißgrau. Die Segel aller Schiffe waren zum Zerreißen prall, sie sahen aus, als wären sie aus Holz wie die Planken.

      Schwarz, naß, fast als drohender Schemen, folgte die „Aragon“ dem kleinen Schiff mit den Lateinersegeln. Sämtliche Stückpforten waren offen. Jede Mündung schien auf einen Kopf der Arwenacks zu zielen, jedenfalls hatten die Seewölfe diesen Eindruck.

      Sie hockten sich in den fragwürdigen Schutz des Schanzkleides und hoben die Köpfe.

      Auch ihr Schiff stampfte und arbeitete sich schwer durch die kochenden Wellen. In der Nacht würde sie der Sturm erst richtig treffen. Aber schon jetzt ahnten sie etwas von der Wucht des zu erwartenden Windes. Andererseits: der Wind beschleunigte die Fahrt, auch der schwerfälligen Galeonen, denen ein Schicksal drohte, das keiner der Spanier auch nur ahnen konnte.

      „Pete!“ schrie der Seewolf.

      Der Augenblick der richtigen Entfernungen und der erwartenden Positionen stand unmittelbar bevor. An Deck der Schwesternschiffe verschwanden die Köpfe der Seeleute.

      „Hier, bei der Arbeit!“ brüllte Pete zurück.

      „Zwei Strich nach Backbord“, befahl Hasard.

      Die Seewölfe sprangen an die Leinen und Schoten.

      Al Conroy blies bedächtig auf eine seiner Lunten. Die langen Läufe der bronzenen Geschütze waren so gut ausgerichtet wie möglich. Er würde wieder dergestalt zielen, daß er die Bewegungen des Schiffsrumpfes abwartete.

      „Verstanden, Sir. Ar-we-nack!“ schrie Pete und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Ruderpinne.

      Fast so, als habe eine unsichtbare Faust den schlanken, langgezogenen Rumpf gepackt, änderte die Schebecke mit raumem Wind die Richtung. Der Bugspriet, der eben noch auf eine Stelle vor dem Bug der Karavelle gezeigt hatte wie der Pfeil eines Bogenschützen, schwenkte nach Westen. Karavelle und Galeone liefen in den Raum zwischen der Schebecke und den beiden anderen Begleitschiffen.

      Blitzschnell arbeiteten die Seewölfe und trimmten die Dreieckssegel. Das Schiff legte sich weit nach Backbord über. Al Conroy befürchtete schon, daß sich die Mündungen der Culverinen ins Wasser wühlen würden. Aber nur wenige Spritzer trafen die Bronzerohre.

      „Al!“ brüllte Hasard.

      „Verstanden! Geht schon los!“ brüllte der Stückmeister zurück und hob hinter dem ersten Geschütz hinter der Back den Kopf. Er schätzte Entfernungen und Winkel ab, wartete noch, und während auf der Karavelle zwei Stichflammen aus der Bordwand zu zucken schienen, senkte er die Lunte auf das Zündloch.

      Noch während die Funken sprühten, ertönte jenseits der Karavelle die krachende, harte Detonation eines schweren Geschützes. Dann gab es drei Detonationen, die einander schneller folgten als drei Herzschläge.

      Al Conroys erstes Geschütz donnerte auf. Der Widerschein einer Flammenzunge zuckte über das dunkle Wasser. Das Geschoß heulte durch die davonstiebende Wolke aus grauem Pulvergas. An Deck der Karavelle schlugen Al Conroys Kugeln ein und ließen das Durcheinander der drei Treffer, die von der „Isabella“ stammten, zu einem Chaos werden.

      Menschenleiber wirbelten durch die Luft. Brennende Trümmer folgen nach allen Seiten. Tauwerk riß, Rundhölzer und Spieren verwandelten sich in kleine und große Splitter. Schreie und Gebrüll tönten schaurig über die See. Planken brachen, Masten zitterten, Rahruten lösten sich auf wie gebrochene Gliedmaßen. An vier Stellen zeichneten sich deutlich kleine Feuerbrände ab.

      Al Conroy feuerte mit Bedacht, kalter Überlegung und ohne falsche Eile. Als die Stellung des Rohres mit der Bewegung des Schiffsrumpfes seiner Erfahrung nach im Einklang standen, zündete er das zweite


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