Bildungsdokumentation in Kita und Grundschule stärkenorientiert gestalten. Petra Büker

Bildungsdokumentation in Kita und Grundschule stärkenorientiert gestalten - Petra Büker


Скачать книгу
Selektion. Im Bewusstsein der Aufgabe, Beobachtetes notieren zu müssen, wird das Beobachten selbst noch einmal verändert, weil implizit die Frage »mitläuft«, was von dem, was im Feld beobachtet wird, aufgeschrieben werden soll (vgl. Reh, 2012b, S. 119). Die Tätigkeiten des Beobachtens und Dokumentierens erzeugen auf diese Weise selbst »blinde Flecke« der Wahrnehmung.

      Die Dokumentation des Beobachteten fällt je nach Adressat unterschiedlich aus. Die Dokumentation für die beobachtende Person selbst dient dem Zweck des »Festhaltens«, beispielsweise in Form eines pädagogischen Tagebuchs oder einer Schüler/innenkartei von Grundschullehrkräften. Sobald andere Personen (Kollegen/innen, außerschulische Experten/innen, Eltern, Kinder) Adressaten sind, findet eine zweck- und adressatenorientierte Transformation der Beobachtung statt: So wird sie beispielsweise für das Kind in narrativer Form einer Lerngeschichte oder eines Briefes aufbereitet oder – wenn das Kind über entsprechende schriftsprachliche Fähigkeiten verfügt – in ein dialogisches Lerntagebuch integriert (vgl. Hanke, 2007). Im Rahmen von gutachterlichen Verfahren wird die Beobachtung als Bericht formuliert. Beobachtungen werden auch für die öffentliche Dokumentation der pädagogischen Arbeit genutzt, häufig in Form von foto- und textbasierten Sprechenden Wänden in Anlehnung an Reggio (vgl. Kerstan, 2016), Fotobüchern oder Videozusammenschnitten für eine KiTa-Gruppe oder Schulklasse. Über diese mediale Form der Aufbereitung werden insbesondere die Eltern, aber auch die Kinder selbst adressiert. Als aufbereitete Sammlung von dokumentierten Beobachtungen, ergänzt und illustriert durch Artefakte wie Bilder, Texte oder Arbeitsblätter des Kindes, wird häufig das Portfolio eingesetzt (vgl. Knauf, 2015, 2019).

      Sowohl die Tätigkeit, d. h. der Prozess des Beobachtens, Fixierens und Transformierens in ein adressatengerechtes Medium, wie auch das Produkt, d. h. das Medium selbst, werden im pädagogischen Kontext als Bildungsdokumentation bezeichnet. Der Begriff spielt eine Schlüsselrolle im Bereich von prozessorientierten Verfahren (vgl. Knauf, 2019). Im Kontext standardisierter Dokumentationsverfahren wird eher von »Notation« oder »Erfassung« des Beobachteten gesprochen. Die Bildungsdokumentation stellt keinen pädagogischen Wert an sich dar. Vielmehr kommt erst durch den kommunikativen Austausch zwischen den relevanten Akteuren (Fach- oder Lehrkraft, Kind, Eltern, …) die Bedeutungsebene zum Tragen. In gemeinsamen Portfoliogesprächen beispielsweise findet ein gegenseitiges Spiegeln von Wahrnehmungen auf bestimmte Situationen statt, wodurch (bei entsprechender Offenheit) alle Beteiligten eine Lernbeziehung eingehen. Mit der Beziehungsgestaltung verknüpft ist eine Emotionalität als Kennzeichen der Bildungsdokumentation. Das Kind erfährt das Interesse der Fach- bzw. Lehrkraft und weiterer Akteure an seinem Tun, seinen Wünschen und Interessen, was sich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken kann. Das Portfolio und die darin enthaltene Sammlung von Hinweisen auf den Entwicklungsprozess kann von Kindern und Eltern als »persönlicher Schatz« gedeutet werden und eine unter Lern- und Identitätsentwicklungsgesichtspunkten wichtige Funktion des Erinnerns übernehmen.

      Vor diesem Hintergrund kann festgehalten werden, dass die Fähigkeiten des Beobachtens und Dokumentierens sowie des Transformierens im Prozess der Bildungsdokumentation professionelle Kompetenzen darstellen, die sich nicht in der Anwendung verschiedener Methoden oder Techniken des Beobachtens, Dokumentierens und Transformierens in Wort und Bild/Schrift erschöpfen. Vielmehr sind sie in besonderer Weise von normativen Rahmungen sowie von pädagogischen Haltungen bestimmt: Der Modus, in dem in KiTa und Schule beobachtet wird, bestimmt sich in starkem Maße durch persönliche Grundeinstellungen und subjektive Theorien (hier insbesondere das Bild vom Kind, Verständnisse von Lernen und gutem Unterricht sowie guter Kindergartenpädagogik, das Verständnis von Bildung usw.), die das Beobachtete einfärben. Gleichzeitig tragen die Beobachtungen wiederum zu Verfestigungen oder auch Veränderungen dieser Bilder bei. Die Bildungsdokumentation besitzt daher immer einen persönlichen und kollektiven Wertebezug. Darüber hinaus sind Emotionalität und Beziehungsgestaltung inhärente Themen der Bildungsdokumentation. Diese vielfältigen Facetten mischen sich im »Diskurs der Ansprüche«, der im Folgenden beleuchtet wird.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4RSNRXhpZgAATU0AKgAAAAgABwESAAMAAAABAAEAAAEaAAUAAAABAAAAYgEbAAUAAAABAAAA agEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAhAAAAcgEyAAIAAAAUAAAAk4dpAAQAAAABAAAAqAAAANQAD0JA AAAnEAAPQkAAACcQQWRvYmUgUGhvdG9zaG9wIDIxLjEgKE1hY2ludG9zaCkAMjAyMDowNTowNSAx MDoxMzoyOAAAAAOgAQADAAAAAQABAACgAgAEAAAAAQAACZKgAwAEAAAAAQAADeIAAAAAAAAABgED AAMAAAABAAYAAAEaAAUAAAABAAABIgEbAAUAAAABAAABKgEoAAMAAAABAAIAAAIBAAQAAAABAAAB MgICAAQAAAABAAATUwAAAAAAAABIAAAAAQAAAEgAAAAB/9j/7QAMQWRvYmVfQ00AAf/uAA5BZG9i ZQBkgAAAAAH/2wCEAAwICAgJCAwJCQwRCwoLERUPDAwPFRgTExUTExgRDAwMDAwMEQwMDAwMDAwM DAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwBDQsLDQ4NEA4OEBQODg4UFA4ODg4UEQwMDAwMEREMDAwMDAwR DAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDP/AABEIAKAAbgMBIgACEQEDEQH/3QAEAAf/xAE/ AAABBQEBAQEBAQAAAAAAAAADAAECBAUGBwgJCgsBAAEFAQEBAQEBAAAAAAAAAAEAAgMEBQYHCAkK CxAAAQQBAwIEAgUHBggFAwwzAQACEQMEIRIxBUFRYRMicYEyBhSRobFCIyQVUsFiMzRygtFDByWS U/Dh8WNzNRaisoMmRJNUZEXCo3Q2F9JV4mXys4TD03Xj80YnlKSFtJXE1OT0pbXF1eX1VmZ2hpam tsbW5vY3R1dnd4eXp7fH1+f3EQACAgECB

Скачать книгу