Sophienlust Box 16 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Box 16 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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schimpfen musst.«

      »Ich schimpfe gar nicht. Ich bin bloß traurig, weil ich glaube, dass du mich nicht magst«, sagte Alexa leise.

      »Wie kannst du das nur denken? Du schaust aus wie deine Mutter. Und die habe ich sehr, sehr lieb gehabt.«

      Josefa Klinger hörte das alles, weil sie genau daneben stand. Ihr tat das Herz seltsam weh. Er hatte Vivian von Stöcken also geliebt, denn dem Kind sagte er sicherlich die Wahrheit. In diese Kinderaugen hinein log man nicht.

      »Ja, Mutti hast du lieb gehabt, aber mich magst du nicht«, wiederholte das Kind, weil es damit wohl einen Beweis der Zuneigung von seiten des Vaters herausfordern wollte.

      Diese Rechnung schien auch aufzugehen.

      »Du kannst dir etwas von mir wünschen, Lexi«, sagte der Flugkapitän

      ein bisschen verlegen, »etwas ganz Tolles.«

      Alexa, immer noch auf seinem Arm, lehnte sich weit zurück, um besser in sein Gesicht sehen zu können. Dann sagte sie entschlossen: »Mit dir nach Frankfurt auf den Flughafen fahren und zu sehen, wie es da zugeht. Nick hat mir davon erzählt. Aber ich kann es mir nicht so richtig vorstellen. Vielleicht …, vielleicht möchte ich auch mal richtig fliegen mit dir.«

      »Das kommt erst später dran, Lexi. Nur so zum Spaß kann ich dich nicht mitfliegen lassen. Das ist verboten. Aber eine Fahrt nach Frankfurt – das können wir machen. Gleich morgen, wenn du magst. Wir müssen nur Tante Ma und Tante Isi fragen, ob ich dich mitnehmen darf.«

      »Wenn du doch mein Vati bist, darfst du’s bestimmt«, behauptete Lexi zuversichtlich.

      Josefa Klinger wartete darauf, dass auch sie eine Einladung zu der Fahrt nach Frankfurt erhielte. Doch offenbar kam weder das Kind auf diesen Gedanken noch dessen Vater, der nichts anderes im Sinn hatte, als die Zuneigung seines Töchterchens zu erobern.

      Alexander Rethy verbrachte den Abend auf Schoeneich am Kamin der Familie von Schoenecker. Er übernachtet im ›Bären‹ und holte seine Tochter am anderen Morgen mit dem Wagen ab, wie er es versprochen hatte.

      Auf der Fahrt zum Flughafen plauderte Alexa ununterbrochen. Dann erreichten sie ihr Ziel.

      Lexi fand es aufregend und interessant, wie viele Leute ihren Vater grüßten und erkannten. Sie durfte mit ihm zum Kontrollturm, nachdem ihr Vater sich eine Sondererlaubnis besorgt hatte.

      Dann begegneten sie rein zufällig der Stewardess Bonny.

      »Nanu, alles trifft sich am Ort der Tat?«, meinte Alexander Rethy lachend, als er die blonde Hamburgerin entdeckte. »Wir beide haben doch heute hier eigentlich gar nichts zu suchen.«

      Bonny hob die Schultern. »Ich hatte etwas vergessen. Für einen Tag nach Hamburg zu fliegen lohnt sich für mich nicht. Morgen habe ich dann wieder Dienst.«

      »Lexi, das ist Bonny. Sie fliegt immer mit mir – in meiner Crew, sagt man bei uns.«

      Alexa musterte Bonny kritisch. »Du darfst mit Vati fliegen? Ich kenne dich noch – von damals. Aber dass du beim Fliegen immer dabei sein kannst, wusste ich nicht. Ich darf nämlich nicht mitfliegen.«

      »Deine Mutti ist früher auch geflogen, Lexi«, erzählte Alexander Rethy seiner Tochter nun zum ersten Mal.

      »Dann will ich es auch, wenn ich groß bin«, beschloss das kleine Ding.

      Bonny nickte ihr zu. »Warum nicht, Alexa? Es ist ein feiner Beruf. Mir macht’s Spaß.«

      »Dann musst du mich immer mitnehmen, Vati, wie Bonny«, forderte Alexa. »Ich kriege doch dann auch so eine schicke Uniform, nicht wahr?«

      »Natürlich, die Uniform ist wichtig«, behauptete Bonny todernst.

      Es ergab sich ganz von selbst, dass sie für den Rest dieses herrlichen Sonnentages etwas Gemeinsames planten. Nach kurzer Beratung beschlossen sie, in ein Schwimmbad zu gehen. Alexander Rethy erwies sich als besonders findig. Irgendwo entdeckte er einen kleinen See, an dem es trotz des herrlichen Wetters nicht allzu viele Leute gab, weil sich die Straße zum See nur schlecht finden und befahren ließ.

      Alexa planschte in einem neuen knallroten Badeanzug, den ihr Vater ihr auf dem Flughafen gekauft hatte, nach Herzenslust im Wasser herum. Bonny und Alexander Rethy hatten Schwimmsachen stets bei sich. Das gehörte im Sommer sozusagen zu ihrem Standardgepäck.

      Jetzt lag Bonny neben Alexander in der Sonne und ließ sich trocknen.

      »Herrlich, so ein freier Tag«, seufzte sie zufrieden.

      »Ohne dich wär’s vielleicht ein bisschen langweilig für mich, Bonny, denn meine Tochter tobt da mit anderen Kindern herum und kümmert sich kaum noch um ihren armen Vater.«

      Sie lachten sich an.

      »Du scheinst dich gut in deine neue Rolle eingelebt zu haben«, stellte Bonny fest, indem sie den Kopf kokett zurücklegte. »Zuerst habe ich gedacht, es passt nicht zu dir. Aber das war ein Irrtum.«

      »Was heißt schon, ›passen‹?« Alexander hob die breiten, sonnengebräunten Schultern. »Alexa ist mein Kind und gehört zu mir. Damit habe ich mich abzufinden. Aber ich gestehe, dass es mir Spaß macht.«

      »Was ist aus der Ärztin geworden, die sich damals um Alexa kümmerte?«, erkundigte sich Bonny angelegentlich.

      »Sie ist erholungsbedürftig und verbringt ihren Urlaub an dem Ort, an dem sich auch Alexa aufhält. Es ist ein glückliches Zusammentreffen, denn die Kleine hatte sich an die Doktorin ziemlich fest angeschlossen. Dass ich Alexa allein lassen muss, kann ich leider nicht ändern. So aber hat das Kind wenigstens die Ärztin. Im Übrigen ist das Kinderheim erstklassig, und Alexa fühlt sich dort wohl. Ich verdanke die Empfehlung der Doktorin. Ein Segen, dass sich alles so gefügt hat, sonst wär’s ein echtes Problem für mich.«

      »Versteht es die Doktorin mit Kindern? Ist sie schon älter?«, wollte Bonny wissen.

      Alexander Rethy schmunzelte. »Du denkst wohl an eine Frau mit grauem Haar, flachen Absätzen und Hornbrille? Weit gefehlt! Sie ist jung und hübsch, hat dunkles Haar und unwahrscheinlich blaue Augen. Sie ist deutschstämmig, kommt aber aus Weißrussland und ist eine äußerst interessante Erscheinung, zierlich und klein wie ein Püppchen.«

      Bonny hob den Kopf. »Hast du dich in sie verliebt?«

      Er wehrte ab. »Nein, ich fürchte, so etwas tue ich nicht sehr oft in meinem Leben. Vivian – das war etwas Einmaliges. Es wird sich nicht wiederholen. Damit muss ich mich abfinden.«

      »Für die Kleine wäre es gut …«

      »Es macht kaum einen Unterschied, Bonny, denn ich wäre so und so nur selten da. Wenn ich im Lande bin, kann ich Alexa im Kinderheim besuchen, wo sie wirklich phantastisch gut aufgehoben ist und zurzeit obendrein die Doktorin als Mutter-Stellvertreterin oder Bezugsperson hat, wie man heute so schön gelehrt sagt.«

      »Du beschäftigst dich um der Kleinen willen mit Pädagogik? Ich habe mir bis jetzt ein ganz anderes Bild von dir gemacht.«

      »Besser oder schlechter?«, scherzte er.

      Sie senkte die Lider. »Schwer zu sagen, Alex. Jedenfalls nicht so, wie du offenbar wirklich bist.«

      Er nahm ihre Hand in die seine. »Denke nicht zu viel über mich nach, Bonny. Das ist eine gut gemeinte Warnung.«

      »Ich mag dich, Alex«, seufzte sie.

      »Ich dich auch, Bonny. Aber wir wollen es bei der guten Freundschaft bewenden lassen. Mehr ist bei mir nicht drin.«

      Bonny schwieg. Sie legte den Kopf wieder zurück und gab sich scheinbar ganz dem Genuß des Sonnenbades hin. In Wirklichkeit aber war sie traurig. Sie kannte Alexander seit anderthalb Jahren. Er hatte ihr von Anfang an gefallen. Obwohl es für ein hübsches Mädchen wie sie fast jeden Tag eine Chance gab, sich zu verlieben, war sie außerordentlich wählerisch. Sie ließ niemanden zu nahe an sich herankommen, und sie genoss unter ihren Kollegen männlichen Geschlechts den Ruf, ein anständiger, feiner Kerl zu sein. Das


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