Sophienlust Box 16 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Box 16 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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auch bereit, ihr eine gute und zärtliche Mutter zu sein. Aber der Traum ging zu Ende, noch bevor er begonnen hatte. Gar zu deutlich hatte Alexander Rethy abgewinkt. Gewaltsam schüttelte das junge Mädchen seinen Kummer ab. Vielleicht musste sie warten und Geduld haben. Alexas Mutter war schließlich noch nicht lange tot …

      Bonny sprang auf und lief wieder ins Wasser. Sie begann mit den Kindern zu spielen und gab sich lustig und ausgelassen. Nach einer Weile folgte ihr Alexander.

      Als sie sich heiße Würstchen und Coca-Cola kauften, hockte Alexa selig zwischen ihnen auf dem grünen Rasen. Und Bonny schlug die Warnung des Flugkapitäns nun in den Wind. Sie träumte davon, dass es noch viele Tage geben würde wie diesen.

      Sie blieben draußen, bis es schon fast dunkel wurde. Erst spät erreichten Vater und Tochter Sophienlust, nachdem sie zuvor Bonny in einer Unterkunft der Fluglinie abgesetzt hatten.

      War es nur Zufall, dass Josefa Klinger noch vor dem Herrenhaus auf und ab wanderte?

      »Ganz braun bist du geworden von all dem Sonnenschein, Lexi«, begrüßte sie das Kind. »Was habt ihr gemacht?«

      »Erst hat Vati mir den Flughafen gezeigt, und dann sind wir mit Bonny zum Schwimmen gefahren.«

      »Ist Bonny ein anderes Kind?«

      »Nein«, entgegnete Alexa. »Sie ist schon groß und darf immer mit Vati ins Flugzeug.«

      »Eine Stewardess unserer Linie. Wir trafen uns auf dem Flughafen. Sie hat sich reizend mit Alexa beschäftigt, nicht wahr?«, wandte sich Alexander Rethy an seine Tochter.

      Alexa nickte. »Sie ist nett.«

      »Das ist sie wirklich«, bestätigte Alexander Rethy, ohne zu ahnen, dass er Josefa Klinger mit dieser Äußerung alles andere als glücklich machte.

      »Unsere Mädchen werden geschult, sich mit Kindern zu beschäftigen. Bonny hat mir Alexa schon einmal abgenommen – damals, als ich meine Tochter plötzlich auf dem Flughafen traf und versuchte, Vivian zu finden. Aber Bonny tut es nicht routinemäßig. Ich glaube, sie mag Kinder wie Lexi wirklich gut leiden.«

      »Klar mag sie mich leiden«, mischte sich Alexa ein. »Sie hat es mir selbst gesagt. Wenn ich groß bin, werde ich Stewar… Wie heißt das noch, Vati?«

      »Stewardess, Lexi. Aber vielleicht überlegst du es dir noch einmal. Es ist ein anstrengender Beruf. Möglicherweise möchtest du lieber Ärztin werden wie Tante Josi.«

      »Doktor, das ist auch was Feines. Man trägt einen weißen Kittel und hat ein Hörrohr, wie Frau Dr. Frey und Tante Josi, wenn sie im Krankenhaus ist. Aber die Uniform von Bonny gefällt mir besser.«

      Die Erwachsenen lachten sich an.

      »Muss ich noch mit ins Haus kommen, um meine Tochter abzuliefern, Frau Doktor?«, erkundigte sich Alexander Rethy. »Oder wollen Sie mir das abnehmen? Es ist ein bisschen spät geworden. Aber ich musste diesen ersten Tag mit meiner Tochter genießen. Frau Rennert wird uns hoffentlich nicht böse sein. Zu Abend hat Lexi schon gegessen.«

      »Natürlich bringe ich Lexi ins Haus und richte alles aus, Herr Rethy. Kommen Sie morgen wieder?«

      »Ja, ich möchte die Zeit nutzen, damit Lexi nicht wieder fragt, ob ich sie überhaupt leiden mag. Wollen Sie uns morgen die Freude machen, uns zu begleiten? Ich dachte, dass der Flughafenbetrieb Sie nicht interessieren würde. Aber ein netter Ausflug hier in der Gegend? Wie denken Sie darüber?«

      »Ich komme herzlich gern mit«, versicherte Josefa Klinger. Auf einmal kam es ihr vor, als schiene plötzlich die Sonne, obwohl es doch schon dunkel geworden war.

      Josefa Klinger zog ein helles Kleid an und war schon viel zu früh fertig, denn vor zehn Uhr wollte Alexander Rethy sie und Lexi nicht abholen.

      Endlich kam der große Wagen des Flugkapitäns in Sicht. Lexi hüpfte vor Freude wie ein Gummiball, und die junge Ärztin hätte es am liebsten genauso gemacht. Ihr Herz schlug sehr rasch, und ihre Augen leuchteten, als sie Alexas Vater begrüßte.

      »Alles klar?«, fragte er, als handle es sich um den Start zu einem Flug.

      »Jawohl, Herr Kapitän«, meinte Josefa lachend. »Ich habe Frau Rennert Bescheid gesagt und zusätzlich noch Frau von Schoenecker, die heute in Sophienlust ist. Alle freuen sich, dass Sie Ihre knappe Freizeit für Lexi opfern.«

      »Das ist kein Opfer. Ich tue es gern«, erwiderte er knapp und hielt den Schlag des Wagens für die beiden Damen auf. Lexi kletterte auf den Rücksitz. Das Wetter war auch an diesem Tag strahlend, und das Badezeug war auf alle Fälle eingepackt worden.

      »Es ist ein zauberhaftes Fleckchen Erde, auf dem sich Sophienlust befindet«, stellte Alexander Rethy fest. »Eigentlich braucht man gar nicht weit zu fahren. Da aber meine kleine Tochter gern Auto fährt, werden wir uns ein entferntes Ziel ausdenken, damit sie zu ihrem Recht kommt.«

      »In Sophienlust bin ich jeden Tag. Aber Auto fahren mit dir ist etwas Besonderes«, kam es von hinten, sodass die beiden Erwachsenen einen belustigten Blick tauschten.

      »Mein Vati hat eine Wohnung in … Wie heißt es noch?«, fuhr Lexi fort.

      »In Wiesbaden«, half Alexander Rethy. »Aber vielleicht interessiert das Frau Dr. Klinger gar nicht?«

      »Doch, sehr«, widersprach sie hastig. »Ich weiß viel und dennoch wenig von Ihnen. Viel in Bezug auf Ihre Ehe und dieses Kind, aber sonst eigentlich kaum etwas. Erzählen Sie ein bisschen.«

      »Viel Interessantes gibt es da nicht zu berichten. Meine Wohnung ist groß, ziemlich modern eingerichtet und mein Eigentum. Aber ich bin selten zu Hause. Eine Frau aus der Nachbarschaft sorgt für Ordnung und Sauberkeit. Wenn ich da bin, kocht sie auch für mich und verwöhnt mich, weil sie meint, dass ein unverheirateter Mann nie etwas Richtiges zu essen bekäme.«

      »Kriegst du denn etwas zu essen?«, erkundigte sich Lexi, die aufmerksam zuhörte.

      »Natürlich, man kann immer etwas haben, Lexi. Wir zum Beispiel werden uns heute ein hübsches Gasthaus suchen, und dann darfst du dir dreimal Eis wünschen oder auch einen gebratenen Storch, falls sie einen haben.«

      »Ich möchte aber Schnitzel und Pommes frites.«

      »Das haben sie bestimmt in jedem Gasthaus.«

      »Störche haben viel zu lange Beine, die kann man nicht essen«, meinte Josefa Klinger lachend. Sie fühlte sich an diesem Tag wie verzaubert. War es nur ein Traum, oder fuhr sie wirklich und wahrhaftig mit Alexander Rethy und dessen Töchterchen durch das sommerliche Land?

      Der Ausflug wurde ein voller Erfolg. Sie machten eine Wanderung durch den Wald und aßen schließlich in einem schönen Restaurant, das an einem Berghang lag und einen weiten Blick über das Land bot, zu Mittag. Lexi bekam das gewünschte Menü und durfte zum Nachtisch so viel Eis bestellen, dass sie schließlich von selbst abwinkte, weil sie nicht mehr essen konnte.

      Am Nachmittag machten sie wie am Vortag ein Schwimmbad ausfindig. Bei dem herrlichen Wetter war es allerdings ziemlich besucht, doch Lexi fand auf diese Weise andere Kinder zum Herumtollen im Wasser und auf der Spielwiese.

      Alexander und Josefa legten sich faul in die Sonne. Der Mann betrachtete die ranke Figur der jungen Ärztin mit wohlgefälligem Blick. Josefa schaute angelegentlich über das Wasser und tat, als bemerkte sie es nicht.

      »Ich möchte Ihnen so gern in der richtigen Weise sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, Josefa«, hörte sie nun die Stimme des Flugkapitäns dicht neben sich. »Wissen Sie, dass ich unterwegs mehrmals einen Brief an Sie angefangen habe?«

      Überrascht wandte sie ihm das Gesicht zu. »Nein, woher sollte ich das auch wissen?«

      »Ich bin kein besonderer Briefeschreiber. Doch ohne Ihre Hilfe wären die Tage nach Vivians Tod für mich schwer zu ertragen gewesen. Sie haben Alexa damals bei sich aufgenommen, obwohl es Ihnen selbst gesundheitlich nicht einmal sonderlich gut ging. Wenn ich an diese traurige Zeit zurückdenke, so stehen Sie als guter Engel über allem, was geschah. Sie halfen und versuchten, für Alexa einen Ausweg zu finden.


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