ENTFÜHRT IN PARIS (Die Ritter des Vatikan 5). Rick Jones
sie ihn an.
»Sie werden sie finden«, ermutigte er sie. Aber selbst seine Stimme ließ jegliche Überzeugung vermissen.
Sie wandte den Blick ab.
Wir werden sie finden.
Plötzlich erwachte Shari zum Leben und griff nach dem Telefon. Sie bat darum, mit Larry Johnston verbunden zu werden, dem derzeitigen FBI Director of Field Operations in Washington D.C. Sie konnte sogar dessen private Nummer angeben.
Nach dem vierten Klingeln hob er ab. »Hallo?«
»Larry, Gott sei Dank bist du da.«
»Shari … wie ist es in Paris?«
»Sie sind verschwunden«, berichtete sie mit brüchig werdender Stimme. »Sie haben meine Lieblinge entführt.«
»Was … wen?«
»Meine Lieblinge«, wiederholte sie. »Die Polizei glaubt, dass sie von Menschenhändlern entführt wurden.«
»Was? Ist das dein Ernst?«
»Larry, bitte, ich brauche hier deine Hilfe. Der Inspektor, der den Fall leitet, meinte, dass sie alles tun werden, aber sie hätten nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Und wir beide wissen, was das bedeutet. Gibt es irgendeine Möglichkeit, ein Team herzuschicken, das die Ermittlungen beschleunigen könnte?«
»Du kennst die Antwort darauf, Shari. Das FBI hat keine Zuständigkeit im Ausland. Die einzige Möglichkeit, das durchzudrücken, ist, wenn das entsprechende Land um unsere Hilfe bittet, und darüber hinaus muss der Einsatz vom Kongress grünes Licht bekommen. Und damit das passiert, bedarf es schon einer wahrhaften Katastrophe, etwa vom Ausmaß des elften Septembers.«
Sharis Stimme versagte ihr den Dienst. »Bitte, Larry.«
»Du solltest die amerikanische Botschaft kontaktieren«, riet er. »Das ist unser Direktkontakt vor Ort. Ich bin sicher, dass sie alles tun werden, um die Untersuchungen mit Volldampf voranzutreiben.«
»Aber wir müssen doch selbst etwas tun können! Bitte!«
»Weißt du was? Ich werde sie anrufen. Wo bist du gerade?«
Sie gab ihm den Namen des Hotels und ihre Zimmernummer. »Sie sagten, dass uns nur vier Tage bleiben, bis sich ihre Spur verliert«, fügte sie noch hinzu.
»Ich tue, was ich kann«, versprach er ihr. »Es tut mir so leid.«
»Danke.« Vorsichtig legte sie den Hörer auf die Gabel zurück.
Es würde kein Team ausgesandt werden, keine Hilfe von außerhalb kommen. Die Regeln mussten befolgt werden, ganz egal, wer man war oder wen man kannte. Der kleine Funken Hoffnung, der in ihr aufgeglommen war, war damit wieder erloschen. Sie wusste, dass der Botschaft die Hände gebunden sein würden, egal wie sehr sie versuchen sollten, den örtlichen Polizeibehörden Feuer unter dem Hintern zu machen. Und am Ende des Tages wäre das Problem wieder vergessen, weil bereits neue und wichtigere Themen auf den Tisch gekommen waren.
Sie schloss die Augen.
Meine Kinder …
… sind für immer verloren.
Und dann weinte sie lange und bitterlich mit dem überwältigenden Gefühl des Verlustes und der Leere in ihrem Herzen.
Božanović und Tolimir saßen vor einem Pariser Lokal und genossen ihren Milchkaffee, während die übrigen Stammkunden in die Seiten der Le Monde vertieft waren. Božanović hörte zu, wie Tolimir ihn über Shari Cohen auf den neuesten Stand brachte, die ein nicht unerhebliches Problem darstellen konnte, weil sie beim FBI arbeitete. Aber am Ende versicherte Tolimir dem Kroaten das Gleiche, was Beauchamp ihm versprochen hatte – dass er ihnen ein paar Tage Vorsprung verschaffen würde, um die Spur erkalten zu lassen, bevor sie den Fall genauer untersuchen würden.
Božanović brachten die Neuigkeiten nicht aus der Ruhe. Er wusste, dass sich die amerikanische Botschaft einschalten würde, aber er hatte so viele Personen geschmiert und so viele seiner grässlichen Messerbotschaften verschickt, dass sich die Einsatzkräfte seinem Willen beugen und die Anfragen der Botschaft auf taube Ohren stoßen würden. »Und die Mädchen?«
»Denen geht es gut. Sie wurden betäubt.«
»Sehr gut. Gib auf sie Acht, Tolimir. Sollten sie oder irgendjemand anderes aus meinem Bestand krank werden, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich. Das weißt du.«
»Ich verstehe.« Und das tat er. Er war schon öfter Zeuge davon gewesen, wie Božanović einige seiner Männer regelrecht abgeschlachtet hatte. Seine Lektionen über Verantwortung und Verlässlichkeit. Wenn man dazugehören wollte, musste man zuverlässig sein. Wenn nicht, würde sich Božanović seiner auf eine Weise entledigen, die in den anderen Angst schüren würde. Und Angst konnte, zumindest in den Augen von Božanović, ein großartiger Motivator sein.
»Wir haben unseren Zeitplan« fügte Božanović hinzu. »Haben wir die Kapazität erreicht?«
»Im Moment haben wir fünfundfünfzig, ein paar fehlen noch. In zwei, vielleicht drei Tagen sollten wir fertig sein. Aber wir werden rechtzeitig da sein.«
Božanović nickte anerkennend. Sie würden diese Gruppe auf einem Boot nach Italien bringen, wo man sie mit zwei weiteren Gruppen zusammenführen würde, die bereits für ihren Abtransport für die Auktionen im Mittleren Osten und Nordafrika vorbereitet worden waren.
Dann lächelte der Mann mit dem fürchterlich entstellten Gesicht. Es schien ehrlich gemeint zu sein, zumindest soweit Tolimir das beurteilen konnte, aber er wusste nicht, aus welchem Grund Božanović lächelte.
Doch dann erklärte Božanović es ihm. »Ich liebe meinen Job«, sagte er und lief mit hinter dem Rücken verschränkten Händen davon.
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