ENTFÜHRT IN PARIS (Die Ritter des Vatikan 5). Rick Jones

ENTFÜHRT IN PARIS (Die Ritter des Vatikan 5) - Rick Jones


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seine Geschäfte mit einer solchen Skrupellosigkeit, dass sein missgestaltetes Gesicht am Ende zu einem Spiegel seiner dunklen Seele wurde; ein Mann, der von der Oberfläche seines Fleisches bis tief in die Essenz seiner Seele hinein verdorben war.

      Er war das personifizierte Böse geworden.

      Während er in dem Van saß und seine frischen Opfer beobachtete, gab er dem Mann neben sich einen knappen Befehl. »Folge Ihnen«, sagte er. »Finde heraus, was du kannst. Wenn Sie Touristen sind, will ich es wissen.«

      »Ja, Sir.« Der Beifahrer stieg aus dem Van und schloss hinter sich die Tür.

      Neben der Rekrutierung von Opfern war eine genaue Beobachtung in seinem Gewerbe ebenfalls entscheidend. Oft fiel seine Wahl auf Menschen aus anderen Ländern, weil diese keine direkten Verbindungen zu der Gegend hatten. Mangelnde Kenntnis der Landessprache und die fehlende Vertrautheit mit der Region verzögerten nicht selten den Fortschritt, den die Familien einer Zielperson mit der örtlichen Polizei erzielten, und verhinderten eine sofortige Suche.

      Durch das geöffnete Beifahrerfenster erklärte Božanović: »Ich muss mich noch um eine andere Angelegenheit kümmern. Finde heraus, wo Sie wohnen, dann gib mir Bescheid. Ich werde ein anderes Team schicken, um einen Perimeter zu bilden. Wenn die Zeit reif ist, schlagen wir zu.«

      Der Kroate nickte. »Verstanden, Sir.«

      »Verliere sie nicht.«

      Božanović startete den Van. Er warf dem Mann durch seinen heruntergezogenen Augenbrauen einen finsteren Blick zu, in dem das Böse flackerte, dann legte er einen Gang ein, fuhr davon und ließ seinen Handlanger allein zurück.

      Mehrere Stunden lang folgte der Mann der Familie: der Mutter, dem Vater und den beiden als Zielpersonen auserkorenen Töchtern. Zuerst besuchten sie ein Straßencafé und aßen. Als sich der Tag dann dem Ende zuneigte, kehrten sie in ihr Hotel an der Rue Cler zurück.

      Der Handlanger Božanovićs versuchte so unauffällig wie nur möglich zu wirken, als er nur wenige Augenblicke nach der Familie die Hotellobby betrat, einen Sicherheitsabstand hielt und sie durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille beobachtete. Nachdem die Familie den Fahrstuhl betreten hatte, kontaktierte der Mann Božanović über sein Handy. Das Gespräch zwischen ihnen war kurz, die einzelnen Antworten abgehackt.

      Jetzt wusste Jadran Božanović, wo sich seine neuen Opfer befanden.

      Obwohl der Mann Božanović nicht sehen konnte, wusste er doch, dass der Kroate in diesem Moment bei dem Gedanken an die Dollarzeichen lächeln musste, die vor seinem geistigen Auge vorbeizogen. Es ging immer nur ums Geld.

      Wenn die Pariser Polizeibehörden nach der Entführung schließlich wachgerüttelt worden waren, würde die Spur der jungen Fremden bereits so kalt sein, dass man sie nie wieder finden würde.

      Kapitel 4

      Shari Cohen und ihre Familie gastierten im Hotel de La Motte Picquet auf der Rue Cler, einem bekannten Marktviertel in Paris.

      Es war später Abend und die Mädchen lagen bereits in ihren Betten in der angrenzenden Suite.

      Gary sah erschöpft aus, mit grauen Halbmonden unter den Augen, als er neben Shari unter die Bettdecke schlüpfte. »Die Mädchen sind eingeschlafen«, sagte er. »Ab ins Traumland.«

      Sie schmiegte sich an ihn und ließ ihre Fingerspitzen über seine Brust gleiten. »Du siehst müde aus«, sagte sie.

      »Müde ist nicht das richtige Wort. Ich bin völlig fertig. War ein langer Tag.«

      »Ich glaube, den Mädchen hat es gefallen.«

      »Das hat es. Steph ist im Moment einfach ein wenig schwierig. Ich weiß das, sage mir aber immer, dass das nur eine Phase ist. Aber sie taut gerade ein wenig auf.«

      »Wir müssen Geduld haben«, erklärte sie ihm. »Das gehört zum Elterndasein dazu.«

      Jetzt war er es, der mit den Augen rollte. »Kinder«, war alles, was er dazu sagte. Er drehte sich zu ihr. Seine Augen waren von der Erschöpfung bereits gerötet. »Ich wollte dich etwas fragen.«

      Sie zuckte mit den Schultern. »Schieß los.«

      »Die Mädchen sind groß geworden … verbringen mehr Zeit allein, weißt du. Also hab ich mich gefragt … da ich als derjenige, der bei ihnen zuhause geblieben ist, nicht mehr besonders nützlich bin, ob ich nicht was anderes tun sollte?«

      »Was denn?«

      Er sah zur Decke hinauf und studierte die wundervollen Schnitzarbeiten himmlischer Wesen und Engel. »Ich will wieder arbeiten«, verriet er ihr. »Ich denke, die Zeit ist reif.«

      Sie ließ ihre Finger weiter über seine Brust kreisen. »Wenn du das tun willst, dann nur zu. Ich bin einverstanden. Die Mädchen sind flügge geworden.«

      Er drehte sich wieder zu ihr. »Ich will zur CIA zurück«, gestand er rundheraus.

      Für einen Moment schwieg sie. Vor der Geburt ihrer Kinder war Gary bei der Agency gewesen und hatte aufgrund seiner hohen Geheimhaltungsstufe einige Geheimnisse zu wahren. Seine Arbeitstage waren lang und der Job anstrengend gewesen, aber es hatte ihn glücklich gemacht.

      »Wenn du das tun willst, dann solltest du es auch tun. Du weißt, dass ich dich nicht daran hindern werde.«

      Shari verstand seinen Standpunkt. Schließlich war sie eine der führenden Unterhändlerinnen des in Washington stationierten Hostage Rescue Teams des FBI; eine Einheit, die in Extremfällen eingesetzt wurde, besonders dann, wenn prominente Persönlichkeiten betroffen waren. Ein solcher Fall hatte sich vor einigen Jahren ereignet, als sie die Befreiung von Papst Pius aus den Händen von Terroristen leitete, die Verbindungen bis in höchste Regierungskreise hatten. Ein Geheimnis, dass sie für immer für sich behalten würde.

      Und obwohl auch ihre Arbeitstage oft lang und ihr Beruf naturgemäß überaus anstrengend war, erging es ihr wie ihrem Ehemann – sie war glücklich damit.

      »Ich will arbeiten«, sagte er. »Es ist an der Zeit.«

      Sie trommelte mit ihren Fingern auf seine Brust. »Dann, Gary Molin, solltest du das tun.«

      Er lächelte. »Ich hab vor drei Wochen bereits mit Dennis darüber gesprochen«, erklärte er. »Ich werde noch einmal das Training in Langley absolvieren müssen, aber das ist kein Problem. Nach etwa sechs Wochen werde ich wieder einsatzfähig sein.«

      »Ich denke, das ist eine gute Idee«, ermutigte sie ihn.

      Er drehte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. »Okay, und was steht für morgen auf dem Programm?«

      »Nun, die Mädchen wollen allein den Marktplatz erkunden, was aber nicht infrage kommt. Dann wollen wir in den Louvre, und wenn es die Zeit erlaubt, noch Notre-Dame besichtigen.«

      »Klingt gut.«

      »Sag das mal den Mädchen.«

      Er kicherte. Dafür war er nicht zuständig.

      Sie schob sich näher an ihn heran und küsste ihn. Gary erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich, was zu einer wundervollen Liebesnacht führte.

      Draußen vor den Fenstern erstrahlte die Stadt der Lichter in ihrer ganzen Pracht.

      Kapitel 5

      Jadran Božanović lag in seiner Hängematte, umgeben von spartanischer Einrichtung, bestehend aus einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen, einem Kühlschrank, der beständig vor sich hin brummte, und einem Fernseher, der ganze vier Sender empfing. Während er so da lag, verfolgte er die Umdrehungen des Deckenventilators über ihm. Einer der Flügel saß locker und wackelte.

      Er hatte seinen Handlanger zur Überwachung der neuen Anlagegüter abkommandiert, weil er sich vorher noch um eine bestimmte Sache kümmern musste. Eine Bestrafungsaktion, als Folge der Ereignisse an Bord der Aleksandra


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