Ein Thron aus Knochen und Schatten. Laura Labas

Ein Thron aus Knochen und Schatten - Laura Labas


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weil ich eine Dämonin beschützen wollte. Und dieser Gedanke war … verwirrend.

      Adam hielt meinen Blick für eine weitere Sekunde, ehe er einen Schritt zurücktrat und sich dann durch sein längeres Haar fuhr. Seine Schultern entspannten sich.

      »Gut. Du hast recht. Ich entschuldige mich für mein Verhalten. Bist du jetzt zufrieden? Darf ich jetzt meine Tochter sehen?« Seine Stimme trug einen Hauch Sarkasmus in sich, sodass ich nicht glaubte, dass er die Worte ehrlich meinte.

      Nickend wich ich zur Seite aus. »Ich wollte keinen Streit entfachen«, murmelte ich kleinlaut, jetzt, da mein Zorn verpufft war. Ich beobachtete, wie Elle zu ihrem Vater trat, der mich geflissentlich ignorierte.

      »Ich wollte nur Hallo sagen«, sagte Elle sehr leise. Der Schock, den ich fälschlicherweise für Angst gehalten hatte, war mittlerweile verschwunden. Sie wirkte nur noch wie ein schuldbewusstes Kind.

      »Habe ich dir nicht gesagt, dass du in deinem Zimmer bleiben sollst, bis Lystra und ich unser Gespräch beendet haben?« Lystra. Ich erinnerte mich daran, dass sie Elles leibliche Mutter war. Kurz vor meiner Abreise hier war sie wieder in Elles Leben getreten. Niemand schien darüber wirklich glücklich zu sein.

      »Lass uns gehen.« Adam Ascia legte eine Hand auf ihre Schulter und warf mir einen letzten, nachdenklichen Blick zu, bevor sie verschwanden. Ich unterdrückte den Impuls, die Augen zu verdrehen.

      »Du warst echt mutig«, rief Bird bewundernd aus. »Er hat mir gerade eine Höllenangst eingejagt. Ich weiß nicht, wie die süße Elle mit ihm zurechtkommt.«

      »Sie liebt ihn«, sagte ich nur, da ich durchaus die wärmenden Gefühle in ihren Augen gesehen hatte. Sie hatte gewollt, dass er sich Sorgen um sie machte. Zumindest wäre es mir an ihrer Stelle so ergangen. »Ich denke, sie vermisst ihn bloß und versucht, durch Ungehorsam seine Gefühle zu testen.«

      »Und du wusstest nicht, was Gene sind?«, lachte sie und ich stimmte mit ein. Es tat gut, einmal alles loszulassen und den Moment mit einer Freundin zu genießen, die ich fast verloren hätte. »Wann hast du … Psychologie studiert?«

      »Das Gefühl kommt mir nur bekannt vor. Nichts weiter.« Ich winkte ab und schob die Erinnerung an meine Tante weit von mir. »Ich lasse dich jetzt allein. Wir müssen beide etwas Schlaf nachholen.« Wir umarmten uns und ich schlüpfte in mein eigenes Zimmer zurück.

      Bis zum Treffen später hatte ich noch einige Stunden Zeit, auch wenn ich mir besser vorher überlegen sollte, was ich wollte. Ich war mir keineswegs sicher, dass meine Trainer davon begeistert waren, sich mit mir über den Stundenplan auszutauschen. Ob Dorian sie vorher davon in Kenntnis setzte? Oder hatte Gareth ihnen von der Veränderung berichtet, als er sie um das verfrühte Treffen gebeten hatte? Jedenfalls hoffte ich, dass ich es nicht mehr tun musste. Das würde die ganze Angelegenheit nur unnötig in die Länge ziehen.

      Liliana weckte mich, als sie am Abend mit einem Tablett in mein Zimmer kam, von dem ein köstlicher Geruch ausging. Ich tippte auf einen Gemüseeintopf.

      »Habt ihr keine Bediensteten dafür?«, fragte ich, mir verschlafend die Augen reibend. Ich schlug die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante, ehe ich noch einen Moment innehielt, um meinem Kreislauf Zeit zu geben, in Gang zu kommen.

      »Doch, aber wir wollen deine … eure Anwesenheit schließlich, so weit es geht, unter Verschluss halten. Bedienstete tratschen furchtbar viel.« Das Gespräch fühlte sich leicht an, was fast schon zu unglaublich war, um wahr zu sein. In meiner Zeit im Camp hatten wir kaum einen Moment allein miteinander verbracht, da ich so vom Training eingespannt gewesen war, weshalb ich überrascht von der entspannten Stimmung zwischen uns war. Wir hätten uns auch wieder voneinander entfernen können, wenn ich ihre Freundlichkeit am Anfang meiner Entführung vergessen hätte.

      Nachdem ich gegessen hatte, zog ich meine Boots an und schnürte sie möglichst fest. Ich hatte es satt Trainingskleidung zu tragen. Sie minderte bloß den Ernst der Lage. Wir trainierten, um schlussendlich am Leben zu bleiben.

      Ich blickte aus dem Fenster. Die Sonne würde schon bald untergehen. Der Wind hatte zugenommen. Ohne meine Sweatshirtjacke würde ich nicht rausgehen, aber die Lederjacke ließ ich hier.

      Den Weg zur Terrasse hatte ich mir damals, als ich während meines Aufenthalts flüchten wollte, so genau eingeprägt, dass ich nicht anhalten musste, um jemanden zu fragen. So war es vermutlich auch für Dorian besser.

      Um den Tisch, der sich mittig auf der mediterran angehauchten Terrasse befand, die rundherum von grünen Pflanzen, Hecken und Sträuchern eingefasst wurde, hatten sich bereits alle Verantwortlichen gesammelt. Mehrere Gartenlichter boten dem schwindenden Sonnenlicht Gegenwehr.

      Noah und Gareth befanden sich so weit wie möglich voneinander entfernt. Während Gareth neben Ty und gegenüber von Clarke stand, hatte es sich Noah in einem Stuhl am anderen Ende des Tisches gemütlich gemacht. Das war wieder mal so typisch, aber ich sollte glücklich darüber sein, dass sie überhaupt aufgetaucht waren. Nicht, dass Dorian ihnen Ungehorsam hätte durchgehen lassen, aber trotzdem. Man wusste nie.

      »Wir sind hier«, begann Ty. Er war im Gegensatz zu Clarke etwas bulliger, aber trotzdem unglaublich schnell und flink. Ich hatte schon das eine oder andere Mal die Ehre gehabt, gegen ihn zu kämpfen, und jedes Mal hatte ich von Gareths Blut geheilt werden müssen. Außerdem war er Elizas … Mann. Sie kannten sich seit mehreren Jahren und waren ungefähr im gleichen Alter, auch wenn Ty keinen Tag älter als vierzig aussah. Königsdämonen alterten meist nur halb so schnell wie wir Menschen. Schattendämonen waren uns da schon ähnlicher.

      »Was gibt es also so Wichtiges an unserem Training zu ändern? Wir haben uns schon ein paar Gedanken darüber gemacht, weißt du?« Er war gekränkt darüber, dass ich sie hergebeten hatte, um unser Training zu besprechen. Das erstaunte mich mehr, als wenn er einfach nur der Meinung gewesen wäre, ein Mensch hätte nichts in den Angelegenheiten eines Dämons zu suchen.

      »Das weiß ich«, nickte ich bedächtig, um die Bombe zu entschärfen. Ty verschränkte brummend die Arme vor seinem breiten Oberkörper und warf Clarke einen Blick zu, als würde er sagen: Pass auf, jetzt kommt’s.

      »Ich respektiere eure Arbeit, die ihr sogar trotz meiner … nur mäßigen Bereitwilligkeit hervorragend ausgeführt habt. Allerdings haben wir einen Menschen verloren, der nicht hätte sterben müssen. Clay Dupont«, sagte ich energisch. Ich sah jedem von ihnen für eine Sekunde ins Gesicht, um sicherzugehen, dass sie verstanden hatten. Clarke nickte und auch Noah neigte seinen Kopf leicht. »Ich schlage lediglich ein paar Verbesserungen vor, die ihr gerne abschmettern oder annehmen könnt. Vielleicht können wir uns ja gegenseitig weiterhelfen.« Ich rieb mir unsicher über das Kinn. »Zuallererst, ich will meine Waffen zurück. Alle«, begann ich mit der schwierigsten meiner Forderungen, doch sie war nicht verhandelbar.

      »Alison«, sagte Gareth warnend neben mir, doch ich hob eine Hand. Er gehorchte überraschenderweise.

      »Ich bin die Anführerin und obwohl ich in den letzten Wochen viel gelernt habe, so habe ich auch einiges wieder verlernt. Ich brauche meine Waffen an meinem Körper. Vor einem Monat waren sie noch wie zusätzliche Gliedmaßen für mich und das Gefühl brauche ich zurück, um mich zu hundert Prozent sicher zu fühlen.« Ich machte eine kurze Pause, damit sie die Worte sacken lassen konnten. »Ich verstehe, dass Dorian erst sein Einverständnis geben muss, aber ich rechne mit keinem Widerstand, wenn ihr dahinter steht.«

      Clarke zog die Schultern hoch und rieb sich nachdenklich das Kinn. Ty sah auch nicht so aus, als würde er uns an seiner Meinung teilhaben lassen und so blieb es an Gareth oder Noah. Schließlich war es Letzterer, der sich dazu äußerte.

      »Sie hat recht. Ich weiß, was es bedeutet zu wissen, wo sich welche Waffe an deinem Körper befindet. In einem schnellen Kampf kann dieser Umstand den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.« Seine Worte waren an die gesamte Runde gerichtet, aber natürlich fühlte sich nur einer angesprochen. Oder sollte ich besser sagen, angegriffen?

      »War klar, dass du das sagst«, antwortete Gareth missbilligend und verschränkte wie Ty die Arme. Er hatte ebenso wie ich


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