WEISSER JADE (Project 1). Alex Lukeman
am Rand. Sie holperten hinüber und folgten einem Kiesweg. Rechts von ihnen ragte ein Ziegelkamin aus dem Gestrüpp. Ein Relikt aus Kaliforniens goldener Vergangenheit.
»Ist das alles, was von der Stadt übrig ist?«
»Das war das Wells Fargo Gebäude. Fahren Sie da drüben weiter die Straße runter.«
Der Boden fiel ab und verlief durch ein Feld von hohem Gras, auf dem vereinzelt Blaueichen standen. Im Frühling würde es grün wie Irland sein, wie in Flammen mit orangefarbenem Mohn und Wildblumen in Weiß, Gelb und Lila. Jetzt, in der Sommerhitze, waren die Blumen verschwunden, das Gras goldbraun und vertrocknet.
Die Straße beschrieb eine Kurve und fiel weiter ab. Das Haus kam zwischen zwei Felsformationen ins Blickfeld. Hundert Meter dahinter war der Fluss.
Das Gebäude war einstöckig mit grünem Metalldach, fleckigen Holzwänden und einer Säulenveranda im alten Landhausstil. Davor breitete sich eine von weißen Steinen umrandete Kiesfläche aus. Hohe Kameliensträucher mit roten Blüten umschlossen die Veranda. Davor konnte er den Erzwagen sehen.
»Wo ist die Mine?«
Selena deutete durch die Windschutzscheibe. »Dort unten links, Richtung Fluss, auf der anderen Seite des Hügels.«
Er parkte auf dem Kies vor dem Haus. Als er das Auto abstellte, waren das Rauschen des Flusses und das Bellen eines Hundes in der Ferne zu hören.
Selena betrat die Veranda, holte ihre Schlüssel hervor und öffnete die Tür. Sie verschwand für einen Moment im Innern und tauchte wieder auf.
»Ich dachte, ich könnte genauso gut alles einschalten. Wir haben Licht und Strom. Nichts im Kühlschrank, aber es gibt Konserven und Spaghetti. Und Wein, falls wir Durst haben sollten. Der Brunnen ist gut, also haben wir auch Wasser.«
Sie kam von der Veranda herunter und blieb an der Ecke des Erzwagens stehen. Ihre Hand ruhte auf der rostigen Kante. »Ich versteckte Dinge genau hier, unter den Steinen. In einer Brotdose aus Metall. Vielleicht ist sie sogar noch da.«
Der Wagen war tief. Nick zog seine Jacke aus. Er begann, Steine heraus zu heben und sie auf die Erde zu stapeln. Er gelangte auf den Boden, ohne etwas zu finden.
»Nichts hier.«
»Versuchen Sie eine andere Ecke.«
Er entfernte noch ein paar Steine. Nichts. Nun fing er an, den Wagen ernsthaft zu leeren. Etwas Plastik glitzerte in der Nachmittagssonne. Er entfernte noch zwei Steine und holte ein rechteckiges Paket hervor, hielt es in die Luft.
»Keine Brotdose. Aber ich glaube, wir haben gefunden, wofür wir hergekommen sind.«
»Lassen Sie uns reingehen.«
Nick nahm seine Jacke und sie gingen ins Haus. Auf dem Weg hinein pflückte Selena eine blutrote Blüte von den Sträuchern. Sie platzierte sie auf dem Tisch in einer Schüssel voll Wasser.
Kapitel 12
Choy hatte schlechte Laune. Der Mercedes war alt und der Mechaniker des Fuhrparks langsam. Als das Auto fertig war, eilte einer seiner Leute zur Toilette, während er sich über das Essen vom letzten Abend beschwerte. Der Beifahrersitz ließ sich nicht ganz zurückstellen. Choy zwängte sich so gut es ging hinein, die Knie an den Armaturen. Sein Kopf berührte das Dach.
Die Männer im Wagen spürten seine Stimmung und blieben still. Der Fahrer hieß Li, aber alle nannten ihn »Noodles«, weil er so lang und dünn war. Er umklammerte das Steuer und versuchte, die ungewohnten Abfahrtsschilder zu verstehen und sich im dichten Autobahnverkehr zurechtzufinden. Zweimal bog er falsch ab und musste mehrere Meilen zurückfahren, bevor sie wieder auf dem richtigen Weg waren.
Der zweite Mann, Chung, wand sich auf dem Rücksitz und versuchte, seine unkooperativen Eingeweide in den Griff zu bekommen. Sie hielten noch zweimal an, damit er sich erleichtern konnte, und verschwendeten so noch mehr Zeit. Aber während der letzten zwei Stunden gab es keine weiteren Verzögerungen mehr. Jetzt waren sie an Marysville vorbei und auf dem Weg zu dem Haus, das in Coys Wegbeschreibung markiert war. Li hielt sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit und achtete auf die Autobahnpolizei.
Choy hoffte, sie würden das Buch schnell finden, damit er zum Konsulat zurückkehren konnte. Da war eine Frau, die dort arbeitete, die Flure und Besprechungszimmer reinigte. Er würde sie dazu bringen, seinem Bett ein weiteres Mal einen Besuch abzustatten. Sie war befriedigend gewesen, wenn auch zuerst unkooperativ. Er war sich sicher, eigentlich wollte sie auch, was er ihr angetan hatte. Wenn sie zurück waren, würde er sie erneut auf sein Zimmer bringen. Choy arrangierte sich in seinem unbequemen Sitz, seine Stimmung verbesserte sich, während er an sie dachte.
Sie überquerten eine lange, geschwungene Brücke über einen Fluss. Der Highway wurde schmaler und kurvenreicher.
Choy sah aus dem Fenster. »Fahr langsamer, wir müssten bald da sein.«
»Da ist ein Truck hinter uns.«
»Kümmere dich nicht um den. Es müsste hier irgendwo auf der linken Seite sein.«
Li sah in seinen Rückspiegel und verlangsamte. Choy wusste nicht genau, wo sie abbiegen mussten.
»Halte nach einer Brücke Ausschau.«
»Da ist sie!«, sagte Chung. Genau in dem Augenblick ertönte das Signalhorn von dem Truck hinter ihnen und der Mercedes schoss nach vorne, da Li das Gaspedal durchtrat. Sie verpassten die Abfahrt.
»Dummkopf! Da war es.«
»Ja, Sergeant.«
»Fahr weiter, bis wir den Misthaufen hinter uns los sind, und dreh dann um.«
Kurz darauf sahen sie ein Schild, das die Stadt Smartsville ankündigte.
»Nimm diese Straße.«
Sie verließen den Highway in Richtung der Stadt. Als der Truck vorbeidonnerte, streckte der Fahrer seinen Arm aus dem Fenster und erhob den Finger zum Gruß.«
Choy zügelte seine Wut. »Verdammte Amerikaner«, sagte er. »Dreh hier um.«
Zurück auf dem Highway fuhr Li langsam, bis sie die Abzweigung erreichten. Er bog ab und hielt an.
»Warum hältst du?«
»Die Brücke, Sergeant. Sie sieht nicht sicher aus.«
»Fahr einfach rüber. Sie muss stabil genug sein, da hinten ist ein Haus.«
Das Auto kroch über die Brücke und weiter auf der Straße. Hinter einer Anhöhe konnten sie das Haus unten sehen. Davor war ein silberner Pick-up geparkt.
»Halte hinter diesen Felsen dort an«, sagte Choy.
»Glauben Sie, dass man uns gesehen hat?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ist die Frau dort. Das wäre gut. Hier draußen wird keiner was mitbekommen, falls wir sie befragen müssen.«
Der Gedanke daran, Connors Nichte zu befragen, erregte ihn. Choy leckte sich über die Lippen. Sie stiegen aus.
Jeder der Männer prüfte seine Pistole. Alle drei trugen eine chinesische Kopie der Beretta 9mm. Li holte 3 Mikro-Uzis aus dem Kofferraum, tödlich auf kurze Distanz, wenn auch nicht besonders zielgenau. Choy griff in eine Box und holte noch zwei Granaten vom Typ 82-1 heraus und steckte sie in seine Jackentaschen.
»Glauben Sie, die werden wir brauchen?«
»Willst du rausfinden, ob wir sie brauchen, wenn wir sie nicht dabeihaben?«
»Es ist nur eine Frau.«
»Das wissen wir nicht. Und jetzt sei still und lass uns losgehen. Erinnert euch an euer Training. Noodles, du gehst da lang. Bleib geduckt und arbeite dich zur Rückseite des Hauses vor. Chung, du kommst mit mir. Wir werden einen Bogen nach rechts machen und uns dem Haus von der Seite nähern. Wenn es die Frau ist, gehen wir rein und ergreifen sie. Ist da sonst noch jemand, ergreift auch ihn. Denkt dran, wenn es Schwierigkeiten gibt, nicht