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mit, dass ihr Vater eine absolute Absicherung seiner Tochter verlangte. Denn die junge Eleonore erhielt anlässlich ihrer Hochzeit nicht nur von ihrem steinreichen Vater ein enormes Heiratsgut, auch ihr Großvater Fürst Esterhazy überließ ihr nun ein riesiges Vermögen. So bestand in diesem Fall der Vater der Braut darauf, dass nicht, wie sonst üblich, nur der Vater des Bräutigams die Bürgschaft für die Einhaltung des Ehevertrags übernahm, sondern dass diese Bürgschaft im Todesfall des Schwiegervaters und des Ehemannes auch auf alle eventuellen nachfolgenden Familienchefs überging – hier wurde eine goldene Braut absolut abgesichert.55

      Üblicherweise wurde im Ehevertrag festgehalten, wie viel Kapital die Braut in die Ehe einbrachte und wie viel der künftige Ehemann »widerlegte«, das heißt, um wie viel er das Kapital, das sie in die Familie mitbrachte, aufstocken würde.56

      Geregelt wurde außerdem, wie viel Geld eine Frau jährlich zu ihrer freien Disposition haben würde – das so genannte »Spenadelgeld«. Wohnmöglichkeiten in den Familienschlössern und Palais sowie das Anrecht auf Wagen und Pferde wurden ebenfalls festgeschriebem. Teil der Mitgift war fast immer – und wurde auch vertraglich festgesetzt – ein diamantenes Diadem samt Collier, das die Braut mitbrachte und womit sie den Familienschmuck ihrer neuen Familie aufstockte. Deren Hausschmuck durfte die Braut hingegen lediglich tragen; er verblieb im Eigentum des Bräutigams. Bei sehr reichen Bräuten konnten die Brauteltern ausverhandeln, dass Teile der Mitgift im persönlichen Vermögen der Braut blieben.

      War man sich endlich über die finanziellen Modalitäten einig geworden und die Heiratsverträge unter Dach und Fach, konnte die Verlobung bekanntgegeben werden. Nach außen demonstrierte man bestes Einvernehmen, unabhängig davon, ob man erst kurz zuvor über jedes Detail verhandelt hatte. Oder, wie ein Zeitgenosse nach Beendigung einer langen Vorlaufzeit süffisant schrieb: »Es ist schon geschehen. Die Heirath ist deklariert und wie immer bei diesen Gelegenheiten der Himmel voller Geigen.«57

      Für die jungen Frauen begann jetzt der angenehme Teil der Verlobungsvorbereitung. Sie durften den so genannten »Trousseau« besorgen – also einkaufen gehen. Denn zur klassischen Mitgift der Komtessen gehörte auch der Trousseau – die Aussteuer, also der gesamte Hausrat, den die Braut von ihrer Familie mitbekam und der nach der Verlobung gekauft und erstellt wurde: eine komplette und neue Garnitur Kleidung (kostbare Festkleider, aber auch Tageskleider und Wäsche, Hüte, Handschuhe, Strümpfe, Nachtwäsche), Weißwäsche und Bettwäsche, Damast, Seide und Spitze für die Wohnung, vor allem aber Teile des Familienschmucks. Beim Trousseau gerieten sich Mütter und Töchter regelmäßig in die Haare. Die jungen Frauen hatten natürlich ganz andere Vorstellungen als ihre Mütter. Sie wollten lieber mehr Kleidung, vor allem aber kostbare Ball- und Putzkleider anstatt praktischer Hausratsstücke, die jedoch auch mitgebracht werden mussten. Streitereien waren an der Tagesordnung. Rudolf Liechtenstein über die Einkaufstouren einer seiner Nichten: »Bei der Besorgung vom Trousseau soll es bei jedem einzelnen Stück Schlachten geben!«58

      Die fröhliche, bunte Komtessenwelt, dieser Rausch an Bällen, Festen, Verehrern und erstem Herzklopfen, der in einer Heirat mündete, hatte aber auch eine Schattenseite. Dann nämlich, wenn eine junge Frau diese Zeit nicht »nutzen«, also keine Heiratskandidaten für sich gewinnen konnte. Und für jene, die nach einer Saison (oder gar einer zweiten) keine ernsthaften Bewerber vorzuweisen hatten, entstand ein enormer sozialer Druck. Schon nach einiger Zeit, wenn sich während einer Saison keine Courmacher einfanden, begannen sie nervös zu werden – was für ihr Auftreten nicht unbedingt förderlich war. Jede weitere Saison ohne ernsthafte Aussichten wurde zum Spießrutenlauf in der Gesellschaft – man stand unter permanenter Beobachtung. Die eigene Familie, die Bekannten und Freunde, alle bekamen mit, wenn sich bei einer Komtess keine Angebote einstellten. Unsichere, wacklige Heiratskombinationen und oftmalige Ablehnungen konnten derart an den Nerven der jungen Frauen zerren und sie wegen ihrer Verletzungen auch mitunter die Contenance verlieren lassen. Manche Komtess fand nicht nur einen guten Bewerber, sondern verliebte sich auch in ihn, sah sich schon vor dem Traualtar – bis der Kandidat von seinen Eltern gedrängt wurde, diese Verbindung zu beenden (so vor allem die Eltern von Majoratsherren, die keine Schwiegertochter ohne große Mitgift wünschten).

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      Eine prächtig geschmückte Braut: Gräfin »Musch« Nostitz in Brautrobe und kostbarem Familiendiadem, um 1883.

      Eine Komtess, die von einem vermeintlichen Verehrer abgewiesen wurde, fand sich beim Mitternachtsdiner eines Balles zufällig als seine Tischdame. Die Schmach und die Peinlichkeit, vor allen hier neben jenem jungen Mann zu sitzen, der sie offen brüskiert hatte, ließen die junge Frau jegliche Contenance verlieren und endeten in Vorwürfen. Sie habe »ihm mit schließlich ausbrechenden Thränen vorlamentiert über die Versetzungen, deren Opfer sie ist. Eine angenehme Situation!«59

      Komtessen, die schon mehrere Enttäuschungen hinter sich hatten, neigten mitunter dazu, die erste Gelegenheit zu einer Ehe zu ergreifen, ohne zu überlegen, ob der Mann überhaupt über genügend Mittel verfügte, um ihren bisherigen Lebensstandard garantieren zu können. Eine Prinzessin Fürstenberg, die eine Enttäuschung nach der anderen erlebt hatte, gab dem ersten ernsthaften Bewerber, der ihr einen Antrag machte, eine sofortige Zusage. Ihr überschnelles »Ja« hatte den Bewerber aber eher abgeschreckt als angezogen: »Er hat sehr komisch erzählt, wie sie sogleich unter Thränen ihre Zustimmung gegeben hat u. auf seine schwachen finanziellen Mittheilungen gar nicht gehört hat.«60

      Junge Frauen standen aber auch unter einem enormen Druck, die Erwartungen ihrer Familien auf eine exzellente Heirat zu erfüllen. Begann sich langsam aber sicher abzuzeichnen, dass sie keine geeignete Verlobung zustande bringen konnte, wurde sie, oft auf penetrante Weise, bei jeder Gelegenheit daran erinnert – mit dem Erfolg freilich, dass ihr bereits angeschlagenes Selbstbewusstsein noch stärker sank. Fürst Rudolf Liechtenstein über die Enttäuschung seiner Schwester über ausgebliebene Verlobungen ihrer Enkelinnen: »Wenn sie von der Freude über die Heirath des Enkels spricht, setzt sie am Ende jedesmal hinzu: ‚Aber wenn es eine von den Enkelinnen gewesen wäre, hätte es mich noch mehr gefreut.‘ Wenn die Enkelinnen dabei sind, entschuldigen sie sich dann immer!«61

      Gelang es einer schwer vermittelbaren Komtess dann doch endlich, einen Heiratskandidaten zu erobern, noch dazu nach eventuellen Enttäuschungen, war es den Müttern immer ein besonderes Anliegen, sofort alle Verwandten und Bekannten davon in Kenntnis zu setzen. Jeder im Freundeskreis sollte sehen, dass die lang wartende Tochter endlich unter die Haube kam. Als ein künftiger Schwiegersohn den Großteil seiner Zeit nicht bei seiner Braut in Wien, sondern jagen war, klagte die zukünftige Schwiegermutter: »Wenn wir nur einmal mit ihm hätten in’s Theater gehen können, damit die Leute doch sehen dass wir einen lebenden Bräutigam haben!«62

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      Das Brautpaar Kinsky-Wilczek, um 1880.

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