ALTE WUNDEN (Die Ritter des Vatikan 6). Rick Jones

ALTE WUNDEN (Die Ritter des Vatikan 6) - Rick Jones


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      »Sehr gut«, kommentierte der Navigator über ihre Ohrhörer. »Nur noch ein kleines Hindernis. Erledigt die Tangos und stellt den Kampfstoff sicher. Lasst mich wissen, wenn ihr ihn habt.«

      »Verstanden.« Der Mann und Mohammed schlichen jetzt zur letzten Doppeltür. Mohammed umklammerte den Aluminiumkoffer so fest, als würde sich eine besonders heilige Reliquie darin befinden.

      Vor der Tür angekommen, erkannten sie, dass diese der vorherigen spiegelblanken glich. In der oberen rechten Ecke des Raumes war jedoch eine Kamera montiert, deren Linse genau in ihre Richtung zeigte.

      Der Mann im Anzug tippte daraufhin auf sein Bluetooth-Gerät. »Wir haben ein Problem«, sagte er. »Wir werden beobachtet.«

      »Macht euch deswegen keine Sorgen«, antwortete der Navigator. »Ich lasse gerade zehn Minuten alte Aufnahmen in einer Dauerschleife ablaufen. Alles, was sie momentan sehen, ist ein leerer Flur.«

      »Also sind wir unsichtbar?«

      »Im Moment schon

      Ohne eine Antwort zu geben, positionierte sich der Attentäter neben der Tür, stemmte seine Füße fest auf den Boden und hob seine Waffe. »Dann lass es uns endlich hinter uns bringen.«

      »Ich brauche noch ein paar Sekunden, um die Firewalls zu überwinden«, erklärte der Navigator.

      Als sich die Türen endlich öffneten, glitt der Mann durch den Türspalt, wandte sich sofort nach links und betätigte in schneller Folge den Abzug. Das Geräusch, das seine Pistole verursachte, war kaum lauter als ein Spucken.

       … fffttt … fffttt … fffttt … fffttt …

      Der Wachmann hinter der Konsole wurde von einem sauberen Kopfschuss getroffen, der ihn sofort tötete und den Körper des Mannes auf einem Bürostuhl mit Rollen rückwärts gegen die Wand trieb. Die anderen beiden Wachmänner reagierten allerdings schneller. Sie rissen ihre Waffen augenblicklich nach oben. Dem Wachmann auf der linken Seite gelang es sogar noch, eine schnelle Salve abzufeuern, die den Mann im Anzug dazu zwang, den Kopf einzuziehen, als die Schüsse in einer horizontalen Linie hinter ihm in die Wand einschlugen. In hockender Position hob er seine Pistole und gab zwei schnelle Schüsse ab. Beide trafen den Sicherheitsmann genau in die Brust. Der Mann schien jedoch eine Kevlarweste zu tragen, denn es gelang ihm, seine Waffe jetzt für einen tödlichen Schuss auszurichten. Der andere Mann gab ebenfalls einen weiteren Schuss ab und traf den Wachmann in die Kehle, direkt in den Adamsapfel, was ihn sofort in die Knie zwang. Mit beiden Händen umklammerte er nun seine Kehle. Seine Augen waren aus Überraschung über seine eigene Sterblichkeit weit aufgerissen und zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. Würgend und gurgelnd sank der Mann schließlich leblos auf die Knie, in der Position eines Gläubigen, der zu seinem Gott betete.

      Der zweite Wachmann war offenbar nicht ganz so geübt im Umgang mit einer Waffe. Mohammed, der sehr gut mit einer Pistole umzugehen wusste, schaltete den Mann mit einem makellosen Schuss in dessen linkes Auge aus. Der Hinterkopf platzte auf, als würde er die Konsistenz einer Melone besitzen, und Blut und Gehirnmasse spritzten hinter ihm an die Wand.

      Nachdem beide Wachleute überwältigt worden waren, näherten sich der erste Mann und Mohammed der Konsole. Wortlos wies der Mann Mohammed mit einer Geste an, sich neben den Milchglastüren, die in das Labor hineinführten, in Position zu bringen.

      Er tippte abermals auf sein Bluetooth-Gerät. »Wir sind drin«, meldete er leise. »Tangos sind ausgeschaltet.«

      »Überaus beeindruckend«, erwiderte der Navigator.

      »Wieso? Hast du etwa an meinen Fähigkeiten gezweifelt?«

      Der Navigator ignorierte die Frage und gab stattdessen weitere Anweisungen. »Ihr seid praktisch am Ziel«, erklärte er. »Es verbleiben nur noch zwei Hindernisse. Beide sind Wissenschaftler. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Keine Zeugen.«

      »Verstanden.« Der Mann versuchte die Türen zu dem Laborbereich zu öffnen, aber sie waren verschlossen. »Was sollen wir jetzt tun?«

      »Geduld, mein Freund.«

      Von seiner unbekannten Position aus hackte sich der Navigator weiter in das System hinein. Die Augen der Kameras wurden zu seinen Augen und ließen ihn allwissend und beinahe allmächtig werden. Er manipulierte die Sicherheitscodes, indem er einzelne Programme veränderte und so in der Lage war, in das Sicherheitssystem der Einrichtung einzudringen.

      Nach zehn Sekunden schnappte ein Bolzen in der Milchglastür zurück und die Tür öffnete sich. Mohammed und der erste Mann betraten leise den Raum.

      In einem weiteren Areal hinter einer dicken Glasscheibe befanden sich die beiden Wissenschaftler. In Schutzanzügen saßen sie an einem Labortisch, ohne die beiden Eindringlinge zu bemerken.

      Der Mann im Anzug tippte nun an sein Bluetooth-Gerät und flüsterte: »Ich sehe zwei weitere Tangos«, meldete er leise. »Sie tragen Schutzanzüge, also ist der Raum womöglich kontaminiert. Erbitte weitere Anweisung.«

      »Das Areal ist sicher. Die Schutzanzüge sind nur eine reine Vorsichtsmaßnahme.«

      »Und falls sich doch einer der gefährlicheren Stoffe hierher verirrt hat?«

      »Alle unsicheren Kampfstoffe werden an einem anderen Ort aufbewahrt. Wenn ihr erst einmal drin seid, werde ich euch zu ihrem genauen Aufbewahrungsort führen. Doch jetzt beeilt euch, denn ihr liegt bereits zwanzig Sekunden hinter dem Zeitplan. Zum Trödeln ist keine Zeit.«

      Wann hatten wir die je?, dachte der Mann im Anzug.

      Sie bewegten sich nun so voran, dass die Wissenschaftler sie nicht sehen konnten, und als sich die Türen mit einem leisen Zischen öffneten, trat der erste Mann hastig in den Raum und pumpte zur Überraschung der überrumpelten Wissenschaftler mehrere tödliche Kugeln in ihre Schutzanzüge. Auf dem Boden liegend breiteten sich in beinahe perfekten Kreisen rote Flecken auf ihren Anzügen aus.

      Über eine der Kameras konnte der Navigator alles mitverfolgen. »Sehr gut. Jetzt zum östlichen Ende.«

      »Wo ist das?«

      »Zu deiner Linken.«

      Der Mann verlor keine Zeit und wandte sich sofort in die angegebene Richtung. In der östlichen Wand befand sich eine Tür aus gebürstetem Edelstahl. Eine darin eingebaute Anzeige wies die Temperatur hinter der Tür mit minus zwei Grad aus. Links davon befand sich ein Tastenfeld. Der Mann im Anzug sah in die nächstgelegene Kamera und reckte den Daumen nach oben – ein vorher abgesprochenes Zeichen, dass er bereit war. Wenige Minuten später begannen auch hier Ziffern über das Display zu huschen, als der Code entschlüsselt wurde. Dann war das Geräusch von zurückweichenden Stahlbolzen zu hören.

      »Schnell, öffne die Tür«, drängte der Navigator. Ihr Zeitfenster schloss sich nun rapide.

      Nachdem er seine Waffe wieder sicher in seinem Schulterholster verstaut hatte, öffnete der Mann die Tür mit dem Biogefährdungswarnschild darauf. Träge Nebelschwaden wie aus Trockeneis wallten aus der Kühlkammer heraus. Als der Nebel sich langsam verzogen hatte, sah er einen kleinen Container vor sich, kaum größer als ein Karteikästchen, der ganz allein in einem der Regale stand. Er holte den Container vorsichtig heraus und stellte ihn auf dem nächstbesten Arbeitstisch ab.

      »Jetzt öffne ihn«, sagte der Navigator.

      Mit ruhigen Händen löste der Mann die Verschlussklappen und hob langsam den Deckel an. Darin befanden sich zwölf sorgfältig in Schaumstoff eingelassene Fläschchen, jedes so lang wie ein menschlicher Finger. Anstatt der gebräuchlichen runden Form wie bei den meisten Reagenzgläsern waren diese sechseckig. Vorsichtig nahm der Mann eines der Fläschchen heraus und betrachtete es genauer. Es schien leer zu sein.

      »Bitte sei äußerst vorsichtig mit den Gläsern«, meinte der Navigator. »Wenn du eines fallen lässt, werden du, Mohammed und jedes andere Lebewesen in einem Radius von einer halben Meile binnen weniger Augenblicke tot sein.«

      Der elegant gekleidete Mann wies Mohammed daraufhin mit


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