Gedichte. Gustav Schwab

Gedichte - Gustav  Schwab


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ich durch ein Dörflein ziehe,

      Abends in dem letzten Schein,

      Ruft's wohl hier und da: Sophie!

      Wie ich zitt're, wie ich glühe,

      Glaube gar, Sie wird es sein!

      Aber die dann kömmt gegangen,

      Trägt ein fremdes Angesicht,

      Blaues Auge, rote Wangen,

      Blonder Haare seidnes Prangen, –

      Ach du bist die Meine nicht!

      Weiter muß ich einsam gehen,

      Nach dem dunkeln Lockenhaar,

      Ewig mit verlornem Spähen

      Nach den stillen Wangen sehen,

      Und dem braunen Augenpaar.

      Waldesbäume, rauscht ihr wieder?

      Nun so sprecht: gedenkt sie mein?

      Doch ihr lispelt trübe Lieder,

      Beugt die Häupter schüttelnd nieder,

      Wie zu einem langen Nein.

      Ferne durch die Luft getragen

      Rauscht der Ostsee Klang daher;

      Diesen Gang noch will ich wagen,

      Wenn die Wellen nach mir schlagen,

      Werf' ich Lieb' und Schmerz ins Meer.

      Am 17. Februar 1815

      So feir' ich denn mit Thränen,

      Einsamen Leiertönen

      Den freudenreichen Tag!

      Sie möcht' ich grüßend küssen,

      Und kann, ach, doch nicht wissen,

      Wie es zu ihr gelangen mag.

      Verbundnen treuen Seelen

      Kann's nie an Boten fehlen

      Zu ew'gem Wechselgruß,

      Da giebt es keine Ferne,

      Sie schauen in die Sterne,

      Da regnet Brief herab und Kuß.

      Du lichte, nächt'ge Bläue,

      Du nimmst den Schwur der Treue

      Von meinen Lippen auf;

      Er säuselt wohl hinüber,

      Er weht an ihr vorüber,

      Sie aber achtet nicht darauf.

      Ich will sie nicht bethören,

      Mag sie es überhören,

      Mag ich vergessen sein!

      Dringt, was ich für sie flehe,

      Nur zu der ew'gen Höhe,

      Nur in den treuen Himmel ein.

      Laß ihr die Wangen blühen,

      Die dunkeln Augen glühen,

      O du der Liebe Hort!

      Doch wen sie soll entzünden

      In seines Herzens Gründen,

      Dem schenk' auch ihre Huld sofort.

      Für mich nicht will ich bitten,

      Ich habe mir erstritten

      Ein fest und ruhig Herz!

      Nur, kann sie nichts erwiedern,

      So spar' auch andern Brüdern

      Unangehörter Liebe Schmerz.

      Doch willst du Lieb' und Leben

      Dem keuschen Busen geben,

      So thu's in diesem Jahr;

      Ich will es fröhlich schauen,

      Laß schweben aus dem Blauen

      Den Brautkranz ihr ins dunkle Haar.

      Erhörung

      Was ist das für ein Drängen

      In meiner armen Brust?

      Ein Ahnen von Gesängen,

      Ein Trieb nach neuer Lust?

      Der Geist hebt sein Gefieder,

      Das Herz schlägt so gesund,

      Es regen sich die Lieder

      Auf dem verstummten Mund.

      Sie lispeln alle leise,

      Ich selbst vernehm' es kaum,

      Manch alte sel'ge Weise,

      Manch langvergeßnen Traum.

      Doch Eines hör' ich deutlich

      In meinem wirren Sinn,

      Doch Eines klingt so bräutlich

      Durch alle Weisen hin:

      »Sie horcht, sie winkt dir nieder,

      Die dich so schwer betrübt;

      Du liebest wirklich wieder,

      Und ja, du wirst geliebt!«

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