Gedichte. Gustav Schwab

Gedichte - Gustav  Schwab


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Jahre sind's, ich steh' in Schweden,

      Des Bootes Dampfrauch hinter mir.

      Trolhätta's Donnerfälle reden

      Von dir, geliebtes Kind, von dir!

      Verzweifelt stürzt mit wildem Schäumen

      Ein ganzer See dem Meere zu:

      So riß nach langen Hoffnungsträumen

      Dein Tod mein Leben aus der Ruh'.

      Hier steh' ich in der Wellen Brandung,

      Und sehne mich, und suche dich,

      Und find' im Strudel keine Landung;

      Ach, Tod und Nacht umbrausen mich!

      Und deiner Mutter muß ich denken:

      Wie diese Fichten hängt ihr Mut,

      Die sich in ew'gem Thaue tränken

      Mit Haupt und Wurzel in der Flut. –

      Doch sieh! es funkeln alle Wellen,

      Und plötzlich glüht der Hain in Pracht,

      Der Abendsonne Stralen quellen

      Zurück aus Schwarzwaldwassernacht.

      Und dräng' ein Augenwink vom Himmel

      Nicht auch ins finstre Herz hinab?

      Er spielt im Wogenstaubgewimmel,

      Er perlt im Thau auf einem Grab.

      Ein Kranz

      Aus des Ufers Maiengrün

      Pflückt das Kind Vergißmeinnicht.

      Fröhlich sieht der Bach es blühn,

      Wie's die Frühlingskrone flicht.

      Kommt die Krankheit, färbt es bleich,

      Legt es auf die Todtenbahr,

      Führt die Seel' ins Schattenreich,

      Die voll Blumentraumes war.

      Die Vergißmeinnicht' im Kranz

      Hatten Zeit nicht zu verblühn,

      Thauen auf dem Sarg in Glanz,

      Den man senkt ins Maiengrün.

      Dort, wo durch zartes Rebengrün

      Ein schmaler Steig sich bahnet,

      Der Blumen holdes Niederblühn

      Mich an die Blüh'nde mahnet:

      Wo vor dem engen Rasenplatz,

      Die Erde sich entfaltet,

      Und mit dem vollen Lebensschatz

      Der schöne Sommer waltet:

      Dort ist mir so die Ferne nah

      Im tausendfachen Bilde,

      Hier in dem Quell, als Blume da

      Erscheint sie im Gefilde.

      Als Morgenwolke wiegt sie sich

      Im Aether mir entgegen,

      Und eine Thräne netzet mich

      Aus ihrem Aug' im Regen.

      Es ist mir der Geliebten Geist,

      Der in dem Vogel singet,

      Der in des Stromes Welle kreis't,

      Die Zweig' als Licht durchdringet;

      Es ist ihr heil'ger Athem nur,

      Der in dem West mir fächelt,

      Und lächelt mir die schöne Flur:

      Ist Sie's nur, die mir lächelt.

      Ich werfe mich aufs weiche Moos

      In gläubig süßem Drange,

      Da wird der kalten Erde Schoos

      So warm, wie ihre Wange.

      Dann lüft' ich manches Liebeswort

      Vor den verschwiegnen Fluren,

      Ein herzlich Lied belebt mir dort

      Die schweigenden Naturen.

      Nach Ihr gestaltet sich die Welt,

      Was will ich von der Menge?

      Für mich hat dieß vergeßne Feld

      Verständlichere Klänge.

      Ich lasse dir den Lärm, den Spott,

      Lebendiges Gewimmel!

      Mir hebt das Herz ein stiller Gott

      In einen sel'gen Himmel!

      Fußnoten

      1 Die nachfolgenden Gedichte dieser I. Abth. fehlen in den spätern Ausgaben von 1838, 1846 u. 1851.

      An die Wände einer Bergkapelle angeschrieben

      Wie die Heiligen, die dich bewohnen,

      Selig heiter steht dein milder Bau,

      Wie herabgesenkt aus bessern Zonen

      Adelst du die abgeschiedne Au.

      Unter dir das irdische Gewimmel,

      Ueber dir des Himmels ew'ge Ruh;

      Und du schwebest zwischen Erd' und Himmel,

      Lächelst freundlich beiden zu.

      Einen Platz nur hast du von der Erde

      Aufgenommen in dein still Gebiet,

      Einen, dessen traurige Geberde

      Jede lebensfrohe Menge flieht.

      Wo die schwarzen Kreuze deutend stehen,

      Wo der Boden ahnungsvoll sich schwellt,

      Willst du tief ein ernstes Feld besäen,

      Für den Himmel, nicht die Welt.

      Lieblich blicket nach dem Feld der Leichen

      Aus den Fenstern dein Marienbild,

      Und ich flehe zu der Lebensreichen:

      Mir auch lächle, Jungfrau, zart und mild!

      Vielen hast du Trost und Heil geboten,

      Und gelindert manchen herben Schmerz:

      Bist du eine Pflegerin der Todten,

      Wecke denn mein sterbend Herz!

      Liebeskrank wird Liebe nur es heilen:

      Deine Liebesüberschwenglichkeit

      Kannst du sie mit einer Jungfrau theilen,

      Hold wie du, und züchtig und geweiht?

      Gieb ihr nur von deiner, deiner Liebe,

      Schenk'


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