Der neue Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Michaela Dornberg


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wenn es ging, gesellschaftliche Zusammenkünfte, weil er davon mehr hatte als ihm lieb war.

      Natürlich wusste seine Frau das. Wenn man so lange zusammen war wie die beiden, dann kannte man sich, wusste um jede Marotte, um die Vorlieben und das, was man nicht so schätzte.

      Sie lachte.

      »Oh nein, mein Lieber. Ich finde, jetzt gibt es erst recht einen Anlass für dieses Fest. Das muss gebührend gefeiert werden.«

      Jonny machte sich bellend bemerkbar. Er war schließlich auch noch hier und wollte seine Streicheleinheiten haben, die er natürlich postwendend bekam.

      *

      Der Professor und seine Frau diskutierten noch immer über den Zwischenfall am See, Bambi hockte neben ihrem geliebten Jonny und kraulte ihn hingebungsvoll, als über die ge­öffnete Terrassentür Manuel Münster ins Haus gestürmt kam.

      Nachdem er allen einen guten Morgen gewünscht hatte, rief er: »Bambi, Oma Marianne fährt in die Stadt und will uns bis zur Schule mitnehmen, also, schnapp dir deine Tasche und komm.«

      Das ließ Bambi sich nicht zweimal sagen.

      Ehe sie mit Manuel auf diesem Weg, den er gekommen war, hinauslief, erkundigte der sich: »Ist eigentlich eure Klingel kaputt? Der Jörg steht draußen vor der Haustür und klingelt sich die Finger wund.«

      Inge sprang auf. Von ihrem Mann war das nicht zu erwarten, und das lag nicht etwa daran, dass er faul oder bequem war, sondern dass er mit seinen Gedanken meistens anderswo war.

      Er konnte vor anerkannten Wissenschaftlern brillante Vorträge halten, für die er standing ovations bekam. Für den normalen Alltag war er nicht zu gebrauchen, der Herr Professor, doch deswegen liebte sie ihren Werner, und das von Jahr zu Jahr mehr.

      Sie lief zur Haustür, riss sie auf.

      »Ich wollte gerade wieder gehen, guten Morgen, Ma­ma«, rief ihr Ältester ihr entgegen, umarmte sie. Herzlichkeit wurde bei den Auerbachs groß geschrieben.

      »Das ist aber mal eine nette Überraschung, mein Junge«, sagte Inge. »Warum hast du nicht einfach deinen Schlüssel benutzt oder bist hintenrum gekommen?«

      »Der Schlüssel ist nur für Notfälle, oder wenn Ihr verreist seid und einer von uns hier nach dem Rechten sehen muss. Ihn einfach so zu benutzen gehört sich nicht. Und hinten herum, Mama, aus dem ­Alter bin ich raus. Das kann Bambi machen, die ist gerade bei mir vorbeigestürmt, sie wird immer hübscher, unsere Kleine. Ich glaube, wir müssen sie bald an die Leine legen, damit sie uns nicht abhanden kommt.«

      Sie hatten die Küche erreicht, auch Werner Auerbach freute sich, seinen Sohn zu sehen, und auch er war freudig überrascht.

      Jörg ließ sich auf einen Stuhl fallen.

      »Ich hab gleich noch einen Termin bei meinem Schwiegervater, und da dachte ich, dass ich die paar Kilometer zu euch noch fahren kann, um hallo zu sagen. Der Hauptgrund ist allerdings, dass ich unserer Omi ihre uralte Kaffemühle bringen möchte. Es ist mir tatsächlich gelungen, sie noch einmal zu reparieren, wenngleich ich nicht verstehen kann, warum sie an dem alten Ding so hängt. Es gibt moderne Kaffeemühlen, die viel leichter zu handhaben sind.«

      »Es gibt eben Dinge, an denen man hängt, weil zum Teil an sie auch so viele Erinnerungen verknüpft sind. Werd selbst mal älter, dann wirst du begreifen, was ich meine. Mama wird überglücklich sein. Hast du gut gemacht, mein Junge. Möchtest du einen Kaffee?«

      »Oh ja, gern, Mama, der von dir gekochte ist immer noch der beste. Aber sagt mal, warum habt ihr das Klingeln nicht gehört?«

      Sie erzählten es ihm, auch Jörg war beeindruckt, doch als das Thema durch war, wurde Inge resolut.

      »So, und nun möchte ich wissen, wie es meinen beiden kleinen Zuckerbeinchen Nele und Carolin geht.«

      Jörg war ein stolzer Vater, der seine beiden Mädchen über alles liebte, und deswegen ließ er sich nicht zweimal bitten.

      Werner und Inge Auerbach, seine Eltern, lauschten hingerissen. Sie waren nicht nur liebevolle Eltern, sondern hingebungsvolle Großeltern. Das betraf die beiden Töchter ihres Sohnes und die vier Rangen von Ricky. Sie liebten ihre Enkel gleichermaßen und machten keine Unterschiede.

      »Und wie geht es Stella?«

      Sie mochten auch ihre Schwiegertochter sehr und waren sehr glücklich gewesen, nach ein paar nicht so nach ­ihrem Geschmack gewesenen jungen Frauen, Stella präsentiert bekommen zu haben, die schon ihre Wahl gewesen war, ehe Jörg sich für die Schwester seines Schwagers Fabian zu interessieren begann.

      »Stella geht es gut. Sie ist nur ein wenig verunsichert, weil Ricky jetzt in die Vollen geht mit dem Studium.«

      »Will sie jetzt auch studieren?«, wollte Inge wissen.

      Jörg wehrte lachend ab.

      »Nein, Mama, das ist nicht ihr Ding. Sie freut sich für ­Ricky, will sie ja auch un­terstützen. Nein, es macht ihr zu schaffen, dass ihre ­Eltern sich ihr gegenüber so unmöglich verhalten. Sie ­haben sie bereits als Schulkind niedergemacht, und ­daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Rückerts haben auch ihre guten Seiten, und niemand kann aus seiner Haut heraus. Aber­ manchmal haben sie wirklich das Gemüt eines Fleischerhundes. Ihnen mangelt es an Sensibilität, leider auch an Elternliebe. Stella weiß das, und dennoch tappt sie immer wieder in die Falle hinein.«

      Weder der Professor noch seine Frau äußerten sich dazu, sie waren klug genug, sich da herauszuhalten. Und sie bezogen Stellung zu etwas nur, wenn sie gefragt wurden.

      Jörg trank etwas von seinem Kaffee, dann sagte er: »Ich habe ein Attentat auf euch vor. Um Nele ein wenig abzulenken, möchte ich sie mit einer Wochenendreise nach Paris überraschen. Kann ich Nele und Caro bei euch parken?«

      Inge bekam vor lauter Freude ein hochrotes Gesicht. »Nichts lieber als das«, rief sie begeistert aus, um danach leise zu fragen: »Und die Rückerts?«

      Die Auerbachs und die Rückerts mochten einander, dennoch bestand in gewissen Dingen eine Rivalität, ganz besonders, was die Enkel betraf.

      Jörg sah das locker.

      »Ich will Stella mit der Reise überraschen, es geht von mir aus, ist es dann nicht zwangsläufig so, dass ich zuerst meine Eltern und nicht meine Schwiegereltern frage?«

      Inge freute sich viel zu sehr, um sich jetzt weitere Gedanken zu machen. Und auch Werner war begeistert. Er war nicht leicht aus ­seinem Arbeitszimmer zu ­locken, seine Enkelkinder schafften das, was seine Kinder leider nicht immer erreicht hatten.

      Jörg bedankte sich, und gerade als er gehen wollte, kam seine Oma herein, die nahm, wie Bambi und Manuel es gemacht hatten, den Ter­rasseneingang, was eigentlich auch naheliegend war. Haus lag an Haus und durch den Garten war es eindeutig der kürzere und bequemere Weg, zumindest bei schönem Wetter.

      Jörg sprang auf, lief auf seine Großmutter zu, nahm sie in den Arm.

      »Omi, zu dir wäre ich auch gleich noch gekommen, du wirst es nicht glauben, ich habe das mit deiner Kaffeemühle hingekriegt.«

      Teresa von Roth begann zu strahlen, als habe man ihr soeben ein Königreich versprochen. Sie bedankte sich, dann sagte sie voller Stolz: »Ich wusste es, dass du es schaffen wirst, mein Bub.«

      Inge bot ihrer Mutter einen Platz an, doch die lehnte ab, sie brannte darauf, ihre reparierte Kaffeemühle auszuprobieren, und so verließ Jörg gemeinsam mit seiner Oma das Haus, diesmal durch die Vordertür, weil er aus seinem Auto das heißbegehrte Teil noch holen musste.

      Er verabschiedete sich von seinen Eltern, umfasste liebevoll seine Omi. Werner und Inge sahen ihnen nach, Inge mit Tränen in den Augen. Es war schön zu sehen, wie sehr Jörg an seiner Großmutter hing.

      Würde es mit ihr und ihren Enkeln irgendwann auch einmal so sein?

      Sie wusste es nicht. Selbst ein Zukunftsforscher konnte derzeitige Prognosen zu keinem so frühen Zeitpunkt stellen.

      Sie


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