Der neue Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Michaela Dornberg


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ihr Freund, von Anfang an, als er, sehr zurück­haltend und unglaublich schüchtern, mit seinem Vater hierhergezogen war.

      Welch ein Glück für ihn, dass nicht nur er sich direkt in Sandra verliebt hatte, sondern sein Vater ebenfalls. Und so hatte sich für die beiden Münsters alles zum Guten gewendet, und für Sandra ebenfalls, denn auch sie war von Amors Pfeil direkt getroffen worden.

      Ja, es war eine sehr gute Idee, jetzt mit hinauf zum Erlenhof zu fahren. Da war es immer schön, und sie hatte ja eh nichts zu tun gehabt, sondern wäre mit ihrem Hund nur etwas in der Gegend herumgelaufen.

      Bambi lehnte sich zurück, genoss den Fahrtwind und fand wieder einmal, wie froh sie doch sein konnte, dass es ihr so gut ging, sehr gut. Ja, wirklich.

      Auch Jonny war ganz still, als Bambi sich jedoch einmal kurz nach ihm umdrehte, war sie nicht so sicher, ob der alte Herr die Autofahrt ebenfalls so genoss. Er hockte ganz still auf der Rückbank.

      *

      Sie waren gerade aus dem Auto ausgestiegen, als Manuel mit seinem Fahrrad um die Ecke gebogen kam.

      »Hey, Bambi, was machst du denn hier?«, erkundigte er sich.

      »Wenn du willst, kann ich sofort wieder gehen«, bemerkte sie.

      Sandra lachte.

      »Bambi, ich denke, das wirst du nicht tun. Aber bitte sehr, tragt es untereinander aus, was ihr wollt oder was ihr nicht wollt.«

      Damit winkte sie den beiden zu und verschwand in der Dependance, die nach dem Umbau, der seinerzeit für viel Geld durchgeführt worden war, ein wahres Schmuckstück war.

      Bambi und Manuel, wirklich allerbeste Freunde, befanden sich in einem Alter, in dem man das eine oder andere schon mal austesten wollte oder wo man herumzickte.

      »Bambi, wie bist du denn drauf?«, erkundigte Manuel sich sofort.

      »Wie soll ich denn drauf sein? Ist nicht gerade cool, von dir mit den Worten empfangen zu werden, was ich hier mache, Freude sieht anders aus. So, wie du es gesagt hast, hörte es sich an, dass du genervt davon bist, dass Sandra mich mit nach oben genommen hat.«

      Manuel blickte Bambi an, sagte eine Weile nichts, dann grinste er.

      »Der Tonfall macht die Musik, liebe Bambi. Wenn du nicht gleich auf Krawall gebürstet gewesen wärst, hättest du bemerkt, dass ich mich freue, dich unerwartet bei uns hier oben zu sehen. Kannst du jetzt wieder normal sein? Ich freue mich nämlich wirklich.«

      Das reichte, Bambi war nicht nachtragend, außerdem hatte sie wirklich dämlich reagiert. Manuel freute sich immer, wenn sie sich trafen. Warum also sollte es jetzt anders gewesen sein?

      »Tut mir leid, Manuel«, sagte sie.

      »Jonny scheint sich allerdings nicht so wohlzufühlen, Bambi!«, sagte Manuel, nachdem er sein Fahrrad abgestellt hatte. »Guck mal, wie er daliegt, beinahe schon so, wie nicht mehr von dieser Welt, und ich …«

      Manuel brach seinen Satz ab, blickte ganz schuldbewusst zu ihr.

      »Bambi, entschuldige, das hätte ich jetzt nicht sagen dürfen, ich weiß doch, wie du an Jonny hängst. Manchmal plappert man einfach etwas daher, ohne darüber nachzudenken.«

      Bambi seufzte abgrundtief auf.

      »Ach, Manuel, irgendwo hast du ja recht. Es ist ein Wunder, dass Jonny noch immer lebt. Ich weiß, dass er über kurz oder lang gehen muss. Nichts dauert ewig, aber ich mag noch nicht daran denken. Ich verdränge alle Gedanken an seinen Tod, und deswegen wird es mich vermutlich, wenn es so weit sein wird, umhauen. Die Ricky sagt immer, dass man sich jeder Situation stellen und ihr fest ins Auge sehen muss.«

      Manuel winkte ab.

      »Die Ricky ist ganz anders als du. Aber ich finde es schon cool, dass sie, obwohl sie vier Kinder hat, tatsächlich studieren will. Dazu gehört schon was.«

      »Unsere Ricky«, Bambis Stimme klang schwärmerisch, »die ist etwas Besonderes. Die hat immer gewusst, was sie wollte, und das hat sie durchgezogen, ob es nun darum ging, sich Fabian an Land zu ziehen, ihn zu heiraten oder dann die vier Kinder unbedingt haben zu wollen. Ricky schafft alles, sie wird das mit dem Studium ebenfalls durchziehen. Ich könnte das auf keinen Fall.«

      »Du bist anders, du hast andere Qualitäten. Du bist etwas, was es kein zweites Mal auf der Welt gibt. Und das, Bambi, das stammt nicht von mir, obwohl ich es auch bestätigen kann, das sagt immer die Oma Marianne.«

      Wie auf ein Stichwort öffnete sich ein Fenster, Sandra blickte hinaus und rief: »Geht bitte hinüber zum Herrenhaus, dort wartet eine Überraschung auf euch.«

      »Unsere kleine Prinzessin Babette?«

      Sandra lachte.

      »Die auch, die kann es kaum erwarten, Bambi zu sehen. Es wundert mich ohnehin, dass sie noch nicht bei euch ist.«

      »Wahrscheinlich hat Omi sie zurückgehalten«, bemerkte Manuel.

      »Kann sein, aber die eigentliche Überraschung ist eine andere, deswegen rate ich euch, schleunigst ins Herrenhaus zu gehen.«

      Das ließen Bambi und ­Manuel sich nicht zweimal sagen, die Überraschungen von der Baronin von Rieding waren nicht zu verachten.

      Manuel lief los, Bambi sagte: »Komm, Jonny.«

      Der rührte sich nicht. Auch als sie ihn zu locken versuchte mit: »Im Herrenhaus gibt es Leckerli«, hob er nur den Kopf und blieb sitzen.

      Sandra hatte es mitbekommen, sie rief: »Geh nur, Bambi, ich kümmere mich um Jonny. Ich werde ihm auf jeden Fall erst mal ein Schälchen Wasser bringen.«

      Bambi war noch ein wenig unschlüssig, erst als Manuel sie aufforderte: »Komm, Bambi«, setzte sie sich in Bewegung.

      Auf Sandra war Verlass, die würde sich kümmern, und sie selbst sollte wohl den Rat von Frau Dr. Steinfeld befolgen und mit Jonny zum Tierarzt gehen.

      Sie hatte die Worte der Ärztin nicht vergessen, sie wäre ja auch längst zum Tierarzt gegangen, wenn sie nicht eine so schreckliche Angst davor hätte, der könnte eine schreckliche Diagnose stellen.

      Sie hielt noch mal inne, drehte sich um, lief zu Jonny.

      Dann kniete sie sich neben ihn, umarmte und streichelte ihn.

      »Ich weiß ja, dass du ein alter Herr bist, mein Jonnylein, aber eine Weile hältst du doch noch durch, nicht wahr? Du und ich, wir gehören zusammen.«

      Jonny machte »wuff«, was ganz eindeutig eine Bestätigung war.

      Bambi streichelte ihn noch einmal, murmelte: »Bis später«, dann lief sie zu Manuel, der bereits ungeduldig auf sie wartete.

      Gemeinsam liefen sie zum Herrenhaus, und da kam auch schon die kleine Babette aus dem Haus gelaufen und stürzte sich in Bambis Arme.

      »Bambi, die Omi hat ganz viele leckere Sachen gebacken. Und soll ich dir mal was verraten? Du kriegst auch von allem etwas mit für deine Eltern und deine Großeltern.«

      »Babette, kannst du eigentlich überhaupt nichts für dich behalten? Irgendwann schreibe ich mal ein Buch über dich, und den Titel kenne ich bereits – ›Babette, die kleine Plaudertasche‹.«

      Babette quitschte vor lauter Freude. »Oh ja, Manu, das ist toll.«

      Sie bestand darauf, dass sowohl Bambi als auch ihr Bruder sie bei der Hand nahmen, und gemeinsam gingen sie ins Herrenhaus hinein.

      Es duftete verlockend, und dann kam auch schon Marianne von Rieding zu ihnen.

      Sie strich Manuel übers Haar, dann sagte sie: »Es ist schön, dass du da bist, Bambi.«

      Marianne von Rieding war eben eine herzliche Frau, und sie liebte Kinder, und Bambi hatte sie ganz besonders in ihr Herz geschlossen. Das war vom ersten Augenblick an so gewesen. »So, meine Süßen, setzt euch. Es ist schön, dass Ihr da seid.«

      *

      Der


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