Märchen aus Griechenland, Band 1. Группа авторов
aus der Quelle, die der Stoßvogel angegeben, und kochte aus dem Fleische der beiden Vögel eine Salbe. Als sie damit in Indien angekommen war, verkleidete sie sich als Arzt, zog vor das Schloß ihres Geliebten, und rief was sie konnte: "wer braucht einen guten Arzt, wer kauft gute Arzeneien?" bis es der König hörte, sie vor sich kommen ließ und fragte: "kannst du meinen Sohn heilen?" Sie antwortete: "erst muß ich ihn sehen", und nachdem sie ihn gesehen hatte, sagte sie: "ich heile ihn in acht Tagen, daß er wieder auf die Jagd gehen kann." Als das der König hörte, freute er sich ungemein. Die anderen Ärzte aber riefen: "wenn der den Königssohn in acht Tagen heilt, so laß uns allen die Köpfe abschlagen." Doch der König hörte nicht auf sie und ließ die Jungfrau gewähren. Als sie nun den Hals des Kranken zum ersten Male mit der Salbe bestrich, da wurde ihm schon besser, und nach zwei Tagen begann er schon zu sprechen, und nach acht Tagen ging er mit dem Arzte auf die Jagd.
Als der König sah, daß sein Sohn völlig heil war, fragte er den Arzt, welche Gnade er sich von ihm ausbitte zum Danke für das Gute, das er ihm erwiesen habe. Da antwortete dieser: "ich verlange weiter nichts von Euer Majestät als ein großes Gastmahl zu meinen Ehren, dem alle Fürsten von ganz Indien beiwohnen sollen"; und der König versetzte: "was du verlangst, ist für mich eine Kleinigkeit; weil du es aber wünschest, mag es sein."
Sofort ließ der König ein großes Gastmahl bereiten und lud die Fürsten von ganz Indien dazu ein, und als die Mahlzeit zu Ende war, da erhob sich die Jungfrau und bat den König, daß er Stille gebieten solle, weil sie ein Märchen erzählen wolle. Sobald nun alles still geworden war, begann sie und erzählte der Reihe nach alles, was sich mit ihr und dem Königssohne zugetragen, und als sie zu Ende war, warf sie ihren falschen Bart und ihre Mannskleider weg und rief: "ich bin das Mädchen, von dem ich euch erzählt habe, ich bin die Frau des Königssohns." Als das der König hörte, umarmte er sie und rief: "du bist meine Schwiegertochter." Darauf stellte er eine große Hochzeit an und gab das Paar zusammen, und sie lebten von da an herrlich und in Freuden.
Der halbe Mensch.
Es war einmal eine Frau, die gebar keine Kinder und war darüber so betrübt, daß sie eines Tages zu Gott betete: "lieber Gott, schenke mir ein Kind, und wenn es auch nur ein halbes wäre." Da schenkte ihr Gott einen Knaben mit halbem Kopfe, halber Nase, halbem Munde, halbem Körper, einer Hand und einem Fuß, und da er so mißgestaltet war, so behielt ihn die Mutter immer zu Hause, und schickte ihn nicht auf die Arbeit. Eines Tages aber ward ihm die Zeit lang und er sagte zu seiner Mutter: "Mutter, ich mag nicht mehr zu Hause bleiben, gieb mir ein Beil und ein Maultier, ich will hinaus in den Wald und Holz holen." Aber die Mutter erwiderte: "wie kannst du Holz schlagen, liebes Kind, du bist ja nur ein halber Mensch." Doch er bat so lange, bis ihm die Mutter endlich ein Beil und ein Maultier gab. Damit ging er in den Wald, schlug Holz und brachte es nach Hause zurück, und da er diese Arbeit ganz gut machte, so ließ ihn die Mutter gewähren.
Als er nun eines Tages nach Holz ging, kam er an dem Schloß der Königstochter vorüber, und wie ihn diese mit einem Fuß und einem Arm auf dem Maultier sitzen sah, lachte sie sehr und rief ihre Mägde: "kommt und seht den Halben!" Als die ihn erblickten, wollten sie platzen vor Lachen. Das verdutzte den Halben so sehr, daß ihm sein Beil auf die Erde fiel. Da bedachte er sich eine Zeitlang und fragte sich: "soll ich absteigen und es aufheben, oder soll ich nicht absteigen?" Endlich aber stieg er doch nicht ab, sondern ließ das Beil liegen und ritt weiter. Da sprach die Prinzessin zu den Mädchen: "seht doch den Halben, er läßt sein Beil fallen und steigt nicht einmal herunter um es aufzuheben!" Darüber wurde der Halbe noch verdutzter, und ließ auch sein Seil fallen, und bedachte sich wieder eine Weile und sprach bei sich: "soll ich absteigen und das Seil aufheben, oder soll ich nicht absteigen?" Endlich aber ritt er seiner Wege und ließ auch das Seil liegen. Da rief die Prinzessin ihren Mädchen zu: "seht doch den Halben, der sein Beil und sein Seil fallen läßt und nicht absteigt um es aufzuheben!"
Der Halbe aber ritt an seinen Holzplatz, und als er dort ankam, sagte er bei sich: "mit was sollst du nun Holz schlagen, und mit was sollst du es binden?" Es war aber dort ein See. Und wie er so sinnend ins Wasser stierte, sah er am Ufer einen Fisch schwimmen. Er warf schnell seinen Zottenmantel auf ihn und fing ihn damit. Da bat ihn der Fisch um sein Leben und sprach: "laß mich los, Halber! Ich will dir auch eine Kunst lehren; wenn du die kannst, so geschieht Alles, was du willst."
Drauf sagte der Halbe: "so belade mir mein Maultier mit Holz, damit ich sehe, ob das auch wahr ist, was du sagst." Und der Fisch sprach: "beim ersten Worte Gottes und beim zweiten des Fisches, das Maultier soll mit Holz beladen sein!" Und siehe, er war noch nicht mit dem Spruche fertig, so war das Maultier mit Holz beladen. Als das der Halbe sah, sagte er zum Fisch: "wenn du mir diese Kunst lehrst, so lasse ich dich frei." Und der Fisch sprach: "wenn du willst, daß etwas geschehen soll, so sprich: ›bei dem ersten Worte Gottes und bei dem zweiten des Fisches, das und das soll geschehen!‹ und was du dann gewünscht hast, das geschieht." Drauf ließ der Halbe den Fisch los, nahm sein beladenes Maultier an die Hand, und zog wieder an dem Schlosse der Königstochter vorüber. Als die Prinzessin ihn erblickte, rief sie ihren Mägden: "kommt schnell, und seht den Halben, wie er daher kömmt und sein Maultier ohne Axt und ohne Seil beladen hat"; und darauf lachten sie, bis sie nicht mehr konnten. Das verdroß aber den Halben so, daß er sprach: "beim ersten Worte Gottes und beim zweiten des Fisches, die Prinzessin soll schwanger werden!" Und nachdem ihre Zeit vorüber war, gebar sie ein Kind, ohne daß man wußte, von wem sie es habe. Da nahm sie ihr Vater vor und wollte sie darüber ausfragen, sie aber antwortete stets: "nicht einmal gesprochen hab' ich mit einem Mann, woher mir also das Kind gekommen ist, das weiß ich nicht."
Als das Kind größer geworden, ließ der König alle Menschen in seine Hauptstadt kommen, und nachdem sie versammelt waren, gab er dem Kind einen Apfel und sprach: "jetzt gehe hin und gieb ihn deinem Vater." Wie das Kind nun herumlief und mit dem Apfel spielte, da fiel er ihm auf die Erde und rollte fort, und wie es ihm nachlief, kam es an eine Ecke, wo der Halbe stand, und vor dem blieb der Apfel liegen. Das Kind bückte sich, um den Apfel zu greifen, und wie es den Kopf in die Höhe hob, erblickte es den Halben und sprach zu ihm: "da Papa! nimm den Apfel!"
Als das die Leute hörten, ergriffen sie den Halben und brachten ihn vor den König. Der König aber sprach: "da es der Halbe getan hat, so müssen wir sie Alle töten, ihn, und die Prinzessin und das Kind."
Seine Räte aber sprachen zu ihm: "was du sagst, ist ungerecht! Denn die Prinzessin ist deine Tochter, und dein eigenes Blut darfst du nicht vergießen. Laß also lieber ein eisernes Faß machen und die Prinzessin, den Halben und das Kind hineinstecken und sie ins Meer werfen, und gieb ihnen nichts anderes als einen Kranz Feigen für das Kind mit, damit es nicht gar zu schnell sterbe."
Dieser Rat gefiel dem König. Er ließ also das Faß machen, die drei hineinstecken und in das Meer werfen. Wie sie nun so zusammen im Faß saßen, sagte die Prinzessin zum Halben: "ich habe dich noch nie gesehen, wie kommt es, daß wir jetzt hier zusammen sind?" "Gieb mir eine Feige", versetzte der Halbe, "dann will ich dir's sagen." Und die Prinzessin gab ihm eine Feige von denjenigen, die sie für das Kind mitbekommen hatte. Nachdem er sie gegessen hatte, sprach der Halbe: "erinnerst du dich nicht, daß mir einmal, als ich beim Schlosse vorbeikam, das Beil und das Seil zu Boden fiel, und du mich auslachtest?" – "Ja, das erinnere ich mich", versetzte die Prinzessin.
"Nun, ich weiß einen Spruch, und wenn ich den hersage, so geschieht Alles, was ich will; den sagte ich damals und wünschte, daß du schwanger werdest, und darum bist du schwanger geworden."
Drauf sagte die Prinzessin: "wenn du einen solchen Spruch weißt, daß alles geschieht, was du sagst, so sage ihn doch jetzt, damit wir aus diesem Faß heraus und ans Land kommen." Der Halbe versetzte: "gieb mir eine Feige und dann will ich ihn sagen." Da gab ihm die Prinzessin eine Feige, und nachdem er sie verzehrt hatte, sprach er heimlich: "beim ersten Worte Gottes und beim zweiten des Fisches, das Faß soll an's Land schwimmen und sich öffnen, damit wir heraussteigen." Und sofort lief das Faß auf den Strand, öffnete sich, und sie stiegen heraus. Wie sie heraus waren, überfiel sie ein Regen. Da bat die Prinzessin den Halben: "sag' doch deinen Spruch, damit wir irgend ein Obdach finden und nicht naß