Märchen aus Griechenland, Band 1. Группа авторов
Schwiegersohne machen", und nachdem er ihn näher kennen gelernt hatte, gefiel er ihm so, daß er ihn wirklich mit seiner Tochter verlobte.
Grade um diese Zeit hatte sich aber gegen den König einer seiner Statthalter empört, und als er das hörte, sprach er zum Prinzen: "nun, Schwiegersohn, hast du Lust, statt meiner gegen diesen Empörer ins Feld zu ziehen?" und der antwortete, daß er es sehr gern tun wolle. Da versammelte der König ein großes Heer. Der Prinz aber sagte ihm: "ich brauche nur ein kleines, aber auserlesenes Gefolge", und nachdem er sich dieses ausgesucht, zog er damit gegen den Empörer. Als er nun mit dem feindlichen Heere zusammenstieß, da rief er: "Löwe, Löwe!" und ward so stark wie ein Löwe, vernichtete den Feind, nahm den Empörer gefangen und brachte ihn vor den König.
Darauf stellte der König die Hochzeit des Prinzen mit seiner Tochter an, und sie wurde mit größter Pracht gefeiert. Bald darauf ging jedoch der Prinz eines Tages an die Quelle, um Wasser zu trinken, und wie er sich darüber bückte, da kam daraus der Drakos hervor und verschluckte ihn.
Als das der König erfuhr, tat es ihm sehr leid, sowohl seinetwegen, weil er einen so wackeren Schwiegersohn verloren hatte, als auch seiner Tochter wegen, weil sie ihren Mann so sehr liebte, daß sie schwerlich einen andern Mann heiraten dürfte. Daher beschloß er, sie zu täuschen. Er verbot, ihr den Tod ihres Mannes zu melden, und schickte in aller Eile durch die ganze Welt, um Einen zu finden, der jenem gliche. Als man einen solchen gefunden hatte, da brachte ihn der König selbst zu seiner Tochter und sprach: "siehe, da ist dein Mann unverhofft wiedergekommen." Seine Tochter aber merkte sogleich, daß das nicht ihr rechter Mann sei, und sagte: "nein, der ist es nicht." "Ei was", rief der König, "ich werde doch meinen Schwiegersohn wohl kennen, der ist es und kein anderer." Seine Tochter aber sprach: "nun, wenn er es wirklich ist, so soll er mit mir in die Nebenkammer kommen, damit ich ihn etwas frage." Darauf ging sie dorthin voraus; jener wollte ihr folgen, bevor er aber in die Kammer konnte, machte sie ihm die Türe vor der Nase zu, und rief von innen: "Wenn du wirklich mein Mann bist, so komme herein." Denn ihr Mann hatte ihr alle seine Gaben anvertraut. Als nun der Fremde erklärte, daß er das nicht könne, da kam sie wieder heraus und sprach zu ihrem Vater: "siehst du, daß das mein Mann nicht ist, aber nun mußt du mir auch sagen, was aus ihm geworden ist." Als nun der König sah, daß er sie nicht hintergehen könne, da sagte er ihr: "liebe Tochter, mit deinem Manne ist es so und so ergangen." Sie aber sprach: "ich will ihn wieder aus dem Brunnen holen, aber du mußt mir über der Quelle ein Schloß bauen und es mit lauter Äpfeln füllen lassen." Um seine Tochter zu trösten, tat ihr der König den Willen und ließ über der Quelle ein Schloß bauen und es mit Äpfeln füllen, und als es fertig war, zog die Prinzessin hinein.
Am ersten Tage nun hing sie zehn Äpfel über die Quelle, in der der Drakos war, und als der sie roch, da schnupperte er und sprach: "was für Äpfel sind das?" und die Prinzessin antwortete: "was für ein Mann ist das, den du da unten bei dir hast? Wenn du ihn ein bischen herausstecken willst, so daß ich seinen Kopf sehen kann, so gebe ich dir die Äpfel zu essen." Da hob der Drakos den Mann in die Höhe, daß er mit dem Kopfe zum Brunnen heraussah, und sie gab ihm darauf die Äpfel. Am andern Tage hing sie noch mehr Äpfel auf, und als der Drakos wieder nach ihnen schnupperte, da sprach die Prinzessin: "wenn du ihn bis zu den Weichen zum Brunnen heraussteckst, so bekommst du alle diese Äpfel." Da hob er den Mann in die Höhe, daß er bis zu den Weichen aus dem Brunnen sah, und bekam dafür die Äpfel. Am dritten Tage hing sie noch viel mehr Äpfel über den Brunnen, und als die der Drakos erblickte, schnupperte er noch viel stärker. Darauf sprach die Prinzessin: "wenn du ihn so hoch hebst, daß ich ihn ganz sehen kann, so gebe ich dir die Äpfel." Da nahm der Drakos den Prinzen auf den Arm und hob ihn ganz aus dem Brunnen heraus; der aber rief: "Ameise, Ameise!" und fiel als Ameise von den Armen des Drakos auf den Boden. Dann sprach er: "Adler, Adler!" und flog mit der Prinzessin in sein Reich und hatte von nun an Ruhe vor dem Drakos.
Vom Prinzen und seinem Fohlen.
Es war einmal eine Königin, die hatte keine Kinder und härmte sich darüber sehr. Da kam einst ein Jude zu ihr, gab ihr einen Apfel und sprach: "wenn du diesen Apfel issest, dann wirst du ein Kind bekommen." Die Königin nahm den Apfel, schälte und aß ihn und warf die Schalen in den Pferdestall, wo die Stute sie fand und fraß. Da wurden sie beide schwanger und gebaren auch zu derselben Zeit. Die Königin gebar einen Knaben und die Stute ein Fohlen, und die wuchsen mit einander auf.
Nach einiger Zeit mußte der König in den Krieg ziehen und blieb so lange von Hause weg, daß die Königin endlich den Liebesanträgen des Juden Gehör schenkte.
Als der Knabe zwölf Jahre alt war, ging er in die Schule und erlernte die Kriegskunst; und wenn er nach Hause kam, dann setzte er sich auf das Fohlen und übte sich im Speerwerfen. Jemehr aber der Knabe heranwuchs, desto mehr mußten sich die Königin und der Jude vor ihm in Acht nehmen, daß er ihr Verhältnis nicht errate; und als eines Tages die Königin über diesen Zwang klagte, da sagte der Jude: "wenn du den Knaben aus dem Wege räumst, so brauchst du dich vor Niemand mehr zu scheuen, und kannst tun, was du willst." Mit solchen Reden brachte er die Königin endlich dahin, daß sie Gift in das Brot mischte, das ihr Sohn essen sollte, wenn er aus der Schule käme. Wie der heimkam, ging er in den Stall zu seinem Fohlen, um sich darauf zu setzen, und sich im Speerwerfen zu üben. Als er aber zu dem Fohlen trat, sah er, daß es sehr betrübt war und die hellen Tränen weinte. Da fragte der Knabe: "warum weinst du?" Es erwiderte: "so und so habe ich gehört; deine Mutter liebt den Juden, und sie wollen dich vergiften und haben das Gift in dein Brot getan; du darfst ja nichts davon essen."
Der Knabe rührte also das Brot nicht an, welches man ihm vorsetzte, und als ihn die Mutter fragte, warum er nicht esse, sagte er, daß es ihm der Lehrer als Strafe auferlegt habe, weil er seine Lektion nicht gekonnt hätte. Da sprach die Mutter: "iß nur, ich will es schon bei dem Lehrer verantworten." Er aber rührte nichts an und kehrte ungegessen in die Schule zurück.
Am Abend tat die Mutter das Gift in den Wein des Knaben; der aber ging, als er aus der Schule kam, wieder zu dem Fohlen, und fand es wieder in Tränen, denn es wußte, was die Königin getan hatte, und sagte ihm, daß er keinen Wein trinken dürfe, weil er vergiftet sei. Darum trank der Knabe bei dem Abendessen keinen Wein, und als ihm die Mutter zuredete, sagte er, daß ihm dies von seinem Lehrer als Strafe auferlegt worden sei, weil er seine Lektion nicht gekonnt habe.
Darauf steckte die Königin vergiftete Nadeln in das Bett des Knaben, welche ihr der Jude gegeben hatte, damit er sich daran steche, wenn er sich auf das Bett lege, und davon sterbe. Aber der Knabe ging, als er aus der Schule kam, zu seinem Fohlen, und fand es abermals in Tränen, und erfuhr von ihm den neuen Anschlag. Als es nun Schlafenszeit war und die Mutter ihm sagte, daß er sich schlafen legen sollte, da sagte er: "ich will heute Nacht in keinem Bette schlafen, sondern mich im Freien hinlegen und lernen, wie die Soldaten schlafen, wenn sie in den Krieg ziehen." Er legte sich also unter einen Baum und schlief dort die Nacht über.
Am andern Morgen kam die Nachricht, daß der Krieg zu Ende sei, und der König nach Hause zurückkehre. Als das die Königin erfuhr, geriet sie in große Angst, daß der Knabe dem König ihr Verhältnis mit dem Juden verraten könnte, und beriet mit dem, was sie tun sollten, um dies zu verhindern. Da sagte ihr der Jude: "wenn der König kommt, so mußt du dich krank stellen, und für das weitere will ich schon sorgen."
Als nun der König aus dem Kriege zurückkam und seine Frau krank fand, rief er alle Ärzte zusammen, und diese verschrieben ihr alle möglichen Arzeneien; aber nichts wollte helfen, und die Königin stellte sich, als ob sie nur immer kränker würde. Da kam endlich auch der Jude und sagte, daß er sie heilen könne, daß er aber dazu eine Arzenei nötig habe, zu der der König niemals seine Genehmigung erteilen werde. Da sagte der König: "was ist das für eine Arzenei? sage sie mir ungescheut und fürchte dich nicht." Darauf fragte der Jude: "wen hast du lieber, deine Frau oder dein Kind?" und der König antwortete: "ich habe das eine so lieb wie das andere." "So ist es nicht gemeint, sondern wenn eines sterben müßte, wünschest du lieber, daß die Königin, oder dein Sohn stürbe?" Der König versetzte: "dann wollte ich lieber, daß mein Sohn stürbe, denn wir können noch andere Kinder bekommen, aber eine solche