Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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auf­tat, ob­wohl die­ser Zwi­schen­raum recht sitt­sam durch ein Hemd aus­ge­füllt war, das durch das Bücken und Wie­der­auf­rich­ten wäh­rend sei­ner zoo­ge­ne­ti­schen Beo­b­ach­tun­gen einen rei­chen Fal­ten­wurf be­kom­men hat­te.

      Nach den ers­ten Höf­lich­keits­flos­keln hielt Ra­pha­el es für nö­tig, Mon­sieur La­vril­le ein Kom­pli­ment über sei­ne En­ten zu ma­chen.

      »O ja, an En­ten sind wir reich«, er­wi­der­te der Na­tur­for­scher; »die­se Gat­tung ist üb­ri­gens, wie Ih­nen si­cher be­kannt ist, die frucht­bars­te in der Ord­nung der Schwimm­vö­gel: Sie be­ginnt beim Schwan und en­det bei der Zin­zi­nen­te und um­faßt 137 ver­schie­de­ne Ar­ten, die alle einen ei­ge­nen Na­men, ei­ge­ne Ge­wohn­hei­ten, eine ei­ge­ne Hei­mat und ein ei­ge­nes Aus­se­hen ha­ben und ein­an­der nicht ähn­li­cher sind als ein Wei­ßer und ein Ne­ger. Sie kön­nen ver­si­chert sein, Mon­sieur, daß wir, wenn wir eine Ente es­sen, meis­tens gar nicht ah­nen, wie aus­ge­dehnt …«

      Er un­ter­brach sich, als er eine rei­zen­de klei­ne Ente sah, wel­che die Bö­schung des Tei­ches her­auf­wat­schel­te.

      »Da ist die Kra­wat­tenen­te, das arme Kind aus Ka­na­da hat so weit her­kom­men müs­sen, um uns sein grau­brau­nes Ge­fie­der und sei­ne klei­ne schwar­ze Kra­wat­te zu zei­gen. Se­hen Sie, wie es sich kratzt. Da ist die be­rühm­te Ei­de­ren­te, auf de­ren Dau­nen un­se­re fei­nen Da­men schla­fen; wie hübsch sie ist! Muß nicht je­der die­sen nied­li­chen röt­lich­wei­ßen Leib, die­sen grü­nen Schna­bel be­wun­dern? Eben ge­ra­de, Mon­sieur, war ich Zeu­ge ei­ner Paa­rung, die ich bis­lang kaum er­hoff­te. Die Hoch­zeit ist recht glück­lich von­stat­ten ge­gan­gen, und ich war­te un­ge­dul­dig auf das Er­geb­nis. Ich schmeich­le mir, eine 138s­te Art zu züch­ten, die viel­leicht mei­nen Na­men er­hal­ten wird. Se­hen Sie, da ha­ben wir die Neu­ver­mähl­ten!« Da­mit deu­te­te er auf zwei En­ten. »Die eine ist eine Lach­gans (anas al­bifrons), die an­de­re die große Pfei­fen­te (anas ruf­fi­na Buf­fon). Ich habe lan­ge zwi­schen der Pfei­fen­te, der Ente mit den wei­ßen Au­gen­li­dern und der Löf­fel­en­te (anas cly­pea­ta) ge­schwankt. Se­hen Sie, da ist die Löf­fel­en­te, der di­cke schwarz­brau­ne Sch­lin­gel mit dem grün­li­chen Hals, der so rei­zend iri­siert. Aber die Pfei­fen­te, Mon­sieur, hat eine präch­ti­ge Hau­be, da wer­den Sie be­grei­fen, daß ich nicht mehr ge­schwankt habe. Es fehlt uns hier nur noch die En­ten­va­rie­tät mit der schwar­zen Kap­pe. Die Her­ren Zoo­lo­gen be­haup­ten ein­stim­mig, die­se Ente sei nur eine Spiel­art der krumm­schna­be­li­gen Knä­k­en­te; aber ich für mein Teil …«

      Er mach­te eine be­wun­ders­wer­te Hand­be­we­gung, in der zu­gleich die Be­schei­den­heit und der Stolz des Ge­lehr­ten la­gen; ein ei­gen­sin­ni­ger Stolz und eine dün­kel­haf­te Be­schei­den­heit.

      »Ich al­ler­dings glau­be das nicht«, fuhr er fort. »Sie se­hen, Mon­sieur, wir sind nicht zu un­se­rem Ver­gnü­gen hier. Ich be­schäf­ti­ge mich zur Zeit mit der Mo­no­gra­phie der En­ten­gat­tung. Aber wo­mit kann ich Ih­nen die­nen?«

      »Ich ken­ne die­ses Pro­dukt«, sag­te der Ge­lehr­te end­lich, nach­dem er den Ta­lis­man mit der Lupe ge­nau be­trach­tet hat­te; »es hat ein­mal ir­gend­wie als Schach­tel­de­ckel ge­dient. Das Cha­grin­le­der ist sehr alt! Heut­zu­ta­ge zie­hen die Fut­te­ral­ma­cher ein Cha­grin vor, der nach sei­nem Er­fin­der Ga­luchat ge­nannt wird. Die­ser wird, wie Sie zwei­fel­los wis­sen, aus der Haut des »raja se­phen« ge­won­nen, ei­nes Fi­sches, der im Ro­ten Meer …«

      »Aber das Stück hier, wenn Sie die Güte ha­ben woll­ten …«

      »Wirk­lich?« rief Ra­pha­el.

      »Ja«, er­wi­der­te der Ge­lehr­te und ließ sich in sei­nen Lehn­stuhl sin­ken, »es ist eine Esels­haut.«

      »Das weiß ich«, er­wi­der­te der jun­ge Mann.


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