G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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Wenn er nun versucht hat, den Sack zu öffnen? Wenn er es nicht schaffte, und … Er hat genügend Gelegenheit gehabt, um in den Kaffee etwas hineinzuschütten, genügend Gelegenheit!

      Er reißt mit fliegenden Händen den Packen auf, sieht den Beutel aus Leder und löst den Knoten der Schnur.

      Und dann starrt Trevor Joslyn auf die Scheine, die ihm förmlich entgegenquellen. Er hat das Geld in den Händen, viele Scheine. Hundert – zweihundert – vierhundertachtzig Dollar und etwas Hartgeld.

      »Allmächtiger«, sagt Trevor ächzend und stopft das Geld in den Beutel zurück, knüllt es zusammen und wird ganz blass.

      »Der verdammte Junge, dieser Judas. Und hier …«

      Da ist ein kleiner Holzkasten mit irgendwelchen Initialen auf dem Deckel, mit Perlmutter eingelegt, ein kleines Schloss, aber nicht für eine Messerklinge haltbar genug.

      Trevor Joslyn drückt sein Messerheft einmal nach unten, der Kasten springt auf.

      Joslyns Augen schließen sich beinahe völlig. Da ist ein Schraubglas, dicht vor seinen Augen. In diesem Glas ist eine kristallbraune Masse, die leicht staubt, als er das Glas schüttelt. Tabletten, Pülverchen …, eine halbe Apotheke schleppt der Junge mit sich herum.

      »Oh, verdammt!«, sagt Joslyn nur und fühlt in sich die wilde Wut aufsteigen. »Ich werde dich lehren, ich werde dich … Wer weiß, ob du überhaupt Barts Neffe bist – bist zu spät gekommen – in letzter Sekunde! Kommt alles hin, passt alles. Slim hat Pech gehabt, sein Mann hat mich nicht erwischen können, da musste er schnell jemanden haben, der hier den Trail mitmachte und uns den Gifttrank vorsetzte. Ich hänge dich auf. Ich werde dich …«

      Er hört das Klirren der Ketten hinter sich, jener Ketten, die an der Holztrage baumeln. In die Haken der Kette wird an jeder Seite ein Eimer eingehängt.

      Der Junge.

      Trevor dreht sich jäh um, reißt seinen Revolver heraus und wartet in der Drehung auf den Knall. Doch es kommt keiner. Der Junge steht da, die Trage noch auf dem schmalen Rücken, die Eimer am Boden. Kein Revolver in seiner Hand.

      Und der Junge sieht ihn groß und verstört an.

      Er blickt mitten in Trevors Revolver.

      »Zieh schon, dann geht es schnell«, sagt Trevor fauchend und kann hinter dem Jungen Saguaro und Bill angerannt kommen sehen.

      »Nun, du Schuft, nun zieh doch! Zieh, dann brauche ich dich nicht aufzuhängen! Hat Slim dir genug über Barts Familie erzählt, du Halunke? Hat er das? Warum wirst du blass, he? Warum denn bloß? Zieh endlich.«

      Der Junge sieht ihn an und wird kreideweiß.

      »Trevor – ich – ich …«

      Trevor packt die Wut, jener selten kommende Zorn, der ihn rasend machen kann. Er springt mit einem Ruck hoch. Der eine Eimer fliegt um, die Trage saust davon und Trevors linke Hand hat den angeblichen Jesse am Kragen erwischt.

      »Ich bringe dich um!«, sagt Joslyn fauchend. »So wahr ich hier stehe, ich bringe dich um! Saguaro, sieh dir das an – sieh dir seinen Packen an.«

      Saguaro wirkt in diesem Augenblick wie ein Tier.

      Er hat sich geduckt und gleitet ohne ein Wort zu sagen um den Jungen und Trevor nach hinten.

      Dann bückt er sich, während Bill Lawson die Hand nach dem Revolver senkt und jäh schweigt, als Saguaro den Beutel aufmacht und das Geld zu Boden flattert.

      »Damnato«, brummt Saguaro heiser. »Damnato – viele Geld, was ich sehen – viele Geld! Und da! Braune Kristall – Kristall! Verflucht, du neben mir geritten, du gelogen, gesagt, du sein Partner, du mögen meine Boss. Und du ihn vergiften? Du alle Partner vergiften?«

      Seine Faust hat sein Messer in der Hand.

      »Nein«, sagt da der Junge schrill und voller Furcht. »Nein, nein, ich habe nicht gelogen, Saguaro, ich habe nicht …«

      Seine helle Stimme überschlägt sich vor Furcht. Saguaro kommt auf ihn zu, in einer Hand das Messer, in der anderen das Schraubglas mit dem braunschwarzen Kristall.

      »Und was sein das? Boss, lassen los den Hund, ich reden mit ihm, ich reden. Lassen los, Boss. Was das sein, Kid, was das sein?«

      Und er hält ihm Messer und Schraubglas abwechselnd unter die Nase.

      »Saguaro, da ist ein Becher, schütte Wasser hinein und die Hälfte des Zeugs aus dem Glas. Mach schnell, Saguaro!«

      »Ah!«

      Der Indianer nickt heftig, gleitet zurück und sagt im Gehen finster: »Das gerechte Strafe sein. Trinken halbe Glas voll Giftzeug, sein kaputt, gut – sehr gut! Rechte Strafe!«

      Er füllt geschickt den Becher voll Wasser, schüttet das Kristall hinein und beugt sich dann vor.

      »Komm, trinken! Schön machen auf … Machen du wohl auf deine Maul oder sollen ich nehmen die Messer, he?«

      »Ist doch kein Gift – ist doch nur zum Gurgeln …, zum …«

      »Lügen auch noch. Marsch, trinken!«

      Saguaro packt seinen Kopf, stößt ihn zurück und gegen Trevor, der ihm beide Arme auf den Rücken reißt. Dann kommt Saguaro näher, immer näher, hebt den Becher an und hält ihn an die Lippen des Jungen.

      »Was – was, du heulen? Jetzt du heulen, hä? Aber vorher vergiften alle.«

      Der Junge macht den Mund auf, trinkt und bricht vor Furcht in Tränen aus.

      »Weiter, weiter, mehr trinken!«, faucht der Indianer und packt ihn an der Brust. »Du wirst noch mehr nehmen von Teufelszeug und …«

      Er erstarrt plötzlich, zieht seine Hand zurück und lässt den Becher fallen.

      »Nombre de dios!«

      »Saguaro, was ist?«, fragt Trevor grimmig. »Gib ihm den Rest auch noch zu saufen!«

      »No – nein, nein!«

      »Waaas?«

      »Nicht anfassen, Boss!«

      Saguaro weicht langsam zurück und schüttelt wild den Kopf.

      »Boss, das sein … Nein, nein!«

      »Was ist, Mensch, was hast du, du Narr? Dieser Lümmel hier heult und du … Was hast du, Saguaro? Mach weiter!«

      »No! Denkt Saguaro das sein Partner und immer denken, sein Neffe von Bart Tyler. Denken – nein, verdammt – ist Mädchen!«

      »Waaaas? Was ist das? Saguaro …«

      »Sein Mädchen, sein Mädchen! Gerechtes Gott, ihm sein Mädchen!«

      Der Indianer ist schmutzig grau im Gesicht und setzt sich vor Schreck hin. Bill reißt die Augen weit auf und Trevor Joslyn lässt die Arme des Jungen jäh los.

      Der Junge aber – oder das Mädchen – sinkt zu Boden und vergräbt den Kopf schluchzend in den Händen.

      »Mein Gott«, sagt Trevor entgeistert. »Saguaro – ein Girl? Mach mich nicht verrückt, Mann. – He, Sie – du, Mensch, jetzt rede: Was bist du? Junge oder Mädchen?«

      »Ich bin – bin Suzanne Tayler, Trevor. Und in dem Glas ist hyperman­gansaueres Kalium, das nehme ich immer, weil ich so leicht Halsschmerzen bekomme. Zum Gurgeln – zum Gurgeln nimmt man das und …«

      Jetzt heult sie noch dreimal schlimmer.

      »Allmächtiger!«

      Trevor Joslyn wankt langsam zurück und setzt sich rittlings auf den Eimer, bekommt einen nassen Hosenboden und fährt fluchend hoch.

      »Was, zum Henker, soll das? Suzanne, sofort hörst du – hören Sie auf zu heulen. Ist das wirklich … Gib das Glas her, Saguaro!«

      Er hat als Kind irgendwann einmal das Zeug bekommen, als auch er Halsschmerzen und dicke Mandeln hatte. Jetzt steckt


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