Die Herzenswörter der Österreicher. Rudolf Muhr
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Rudolf Muhr
Die Herzenswörter der Österreicher
RUDOLF MUHR
Die Herzenswörter der Österreicher
AMALTHEA
Die Nennung der Mundart-Paten erfolgt mit freundlicher
Genehmigung von News: www.news.at/mundart
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© 2015 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker, OFFBEAT
Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH,
Heimstetten
Gesetzt aus der 10,5/13 pt Minion Pro
ISBN 978-3-99050-010-1
eISBN 978-3-902998-98-9
Vorwort
Sicher fragen Sie sich als Leser, was Herzenswörter sind. Herzenswörter sind Wörter, die vom Herzen kommen und zum Herzen gehen. Dieses Buch enthält eine Auswahl von Herzenswörtern der ÖsterreicherInnen.
Nicht wenige werden das als Kitsch oder als Peinlichkeit abtun. Tatsächlich aber gehören Herzenswörter zu jenen Schätzen, die wir wie gute Erinnerungen aus der Kindheit tief im Innern hüten: Sie sind etwas durch und durch Persönliches, über das man nur selten spricht und wenn, dann nur zu Menschen, denen man vertraut. Aber es sind auch Wörter, die man vielleicht mit Vorliebe und wohl auch mit Bedacht verwendet. Und dann sind da Wörter, die man verwendet, wenn man sich sehr ärgert, aufregt oder sonst wie erregt ist.
Es ist Zeit, den Schleier zu lüften und zu zeigen, welche Wörter und Ausdrücke den ÖsterreicherInnen am Herzen liegen.
Die Auswahl der Wörter ist nicht zufällig zustande gekommen. Im ersten Teil dieses Buches werden Kosenamen und Kosewörter präsentiert, die im Rahmen einer großen Internetbefragung von mehr als 350 ÖsterreicherInnen eingeschickt wurden. Es ist das erste Mal, dass Daten aus einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung zu diesem Thema präsentiert werden können.
Im zweiten Teil finden Sie über 1200 Herzenswörter, die Menschen aus ganz Österreich 2014 im Rahmen einer Aktion der Zeitschrift News unter dem Motto eingeschickt haben, dass diese Wörter nicht verloren gehen sollen.
Sie werden vom Autor dieses Buches in Bezug auf ihre Bedeutung, ihren Gebrauch und ihre Herkunft erläutert und beschrieben. Das soll helfen, die Wörter besser zu verstehen.
Es sind sicher zahlreiche Wörter dabei, die Ihnen neu sind, die lustig sind, aber vielleicht auch betroffen machen, weil sie Sachverhalte ausdrücken, die nicht immer offen ausgesprochen werden. In jedem Fall sind viele positive Wörter dabei, die die Menschen geschaffen haben, um ihren Liebsten zu zeigen, dass sie ihnen sehr viel bedeuten.
Vielleicht ist auch Ihr persönliches Herzenswort dabei?
Rudolf Muhr
Graz, im Juni 2015
Der Herzenswörter erster Teil
Kosenamen und Kosewörter der ÖsterreicherInnen
Einleitung
Wie im Vorwort beschrieben, handelt es sich bei Herzenswörtern vor allem um Wörter, die einen hohen emotionalen Wert haben. Dieser kann dadurch begründet sein, dass die Menschen bestimmte Wörter bevorzugt verwenden, mit ihnen besondere Erlebnisse oder vielleicht sogar besonderes Wohlbefinden verbinden.
Zu Letzterem gehören ohne Zweifel die Kosenamen und Kosewörter, die in engen privaten Beziehungen verwendet werden und gewissermaßen das Sinnbild dieser Beziehungen sind. Es sind Wörter, mit denen wir Beziehungen anbahnen, aufrechterhalten und stabilisieren, wenn sie in Gefahr sind, auseinanderzubrechen.
Interessanterweise hat es dazu in Österreich bis vor Kurzem keine wissenschaftlichen Untersuchungen gegeben. Auch in anderen Ländern hat man diesen Bereich nicht besonders beachtet. Das hat wohl damit zu tun, dass WissenschaftlerInnen Angst davor haben, sich zu blamieren, weil Kosewörter angeblich kein »seriöses« Thema sind.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Die Erhebung, die der Autor dieses Buches zusammen mit einer Gruppe von Studierenden 2014 gemacht hat, hat gezeigt, dass den Kosenamen und Kosewörtern eine enorme Bedeutung in privaten Beziehungen zukommt. Meistens entstehen sie kurz nach Beginn der Beziehung und bleiben auf Dauer in Verwendung, und das oft jahrzehntelang.
Wie wichtig diese Wörter tatsächlich sind, zeigen die Antworten auf die Frage »Wie würden Sie reagieren, wenn Sie herausfinden, dass der Kosenamen, den Ihr Partner für Sie verwendet, schon für eine/n andere/n Partner/in verwendet wurde?«. Gut 80 Prozent derer, die diese Frage beantwortet haben, meinten, dass sie enttäuscht, gekränkt, beleidigt oder wütend wären und sich verraten fühlen würden. Manche würden den Kosenamen in diesem Fall sogar ablehnen, was ziemlichen Stress für die Beziehung bedeutet. Lediglich, wenn es sich um einen Standard-Kosenamen handelt (z. B. »Schatz«), würde über diese sonst kaum wiedergutzumachende Kardinalsünde hinweggesehen.
Die im Folgenden auszugsweise präsentierten Daten sind Angaben von Personen aus ganz Österreich, die einen anonymen Online-Fragebogen (siehe Ende dieses Buches) ausgefüllt haben und bereit waren, sehr Persönliches preiszugeben. Mehr als 350 Frauen und Männer (eine erfreulich hohe Teilnehmerzahl) haben ihre Kosenamen und die ihrer unmittelbaren Angehörigen und Freunde bekannt gegeben. Der Autor dieses Buches möchte ihnen allen an dieser Stelle herzlich danken.
Die Hitparade der österreichischen Kosenamen
Insgesamt wurden 1270 Kosenamen genannt. Ohne Zweifel sind die ÖstereicherInnen beim Erfinden von Kosenamen sehr kreativ. Gleichzeitig zeigt die Hitparade der Kosenamen, dass Schatz/Schatzi und Zusammensetzungen damit der absolute Favorit ist. Das mag manchen nicht sehr einfallsreich vorkommen. Aber Originalität ist bei Kosenamen nicht unbedingt wichtig. Sie entstehen aus bestimmten Situationen heraus und stehen für ebendiese.
Die Liste der Nennungen mit Schatz/Schatzi hält einige Überraschungen parat. Denn so manchem ist Schatz/Schatzi einfach zu wenig und es wird daher mit einem anderen Ausdruck verstärkt. Das führt zu folgenden Kosenamen: Schatzi Pups, Schatzibäh, Schatzibuh, Schatzi-Mausi, Schatziputz. Schon mit diesen Beispielen gelingt mühelos der Nachweis, dass im Reich der Liebe alles möglich und erlaubt ist, sei es noch so kindisch oder für andere vielleicht sogar lächerlich.
Gleich nach Schatz/Schatzi beginnt die österreichische Kosenamen-Tierwelt. An erster Stelle steht die Maus bzw. das Mausi, die in verschiedenen Abwandlungen vorkommen: Mausal, Mauserl, Mäusele, Mausebär, Mäusebär, Mausebärli, Mäuseken, Mausmaus, Mäusl, Mäuserich, Mäusetier, Bitchmaus. Besondere Beachtung verdient wohl der Ausdruck Bitchmaus. Vermutlich muss man sich darunter eine sexuell hyperaktive Feldmaus vorstellen. Jedenfalls ist es eine moderne Maus, sie hat Englisch gelernt und kennt auch die inoffiziellen Vokabeln.
Hier regiert das Prinzip der Verkleinerung, indem die ohnehin schon kleine Maus zusätzlich noch reduziert wird. Einer der Teilnehmer der Befragung stellt dazu fest: »Ich verbinde mit ›Maus‹ ein kleines, süßes Tier, das ich beschützen möchte und dessen Anblick mich zum Strahlen bringt.« Das Ergebnis ist dann das Mausi, das Mäusele, das Mauserl und das Mäusl. Während dieser Kosenamen in der Regel für Frauen verwendet wird, eignet er sich leicht abgewandelt auch für Männer. Die heißen dann Mausebär oder Mäusebär, Mausebärli, Mäuseken, Mausmaus, Mäusl, Mäuserich oder Mäusetier.
Während die Mausmaus so etwas wie eine Supermaus ist, ist Mäuserich nicht unbedingt romantisch (oder vielleicht doch?), was man vom trockenen Ausdruck Mäusetier vermutlich noch weniger sagen kann. Der so