Die Herzenswörter der Österreicher. Rudolf Muhr

Die Herzenswörter der Österreicher - Rudolf Muhr


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BLECH, das; Subst. | Pate: Benedikt Kragora | Region: bes. Wien/NÖ/Nördliches BGLD img blaue Hüsn = eine Dose Puntigamer Bier (STMK) img a Glasweckerl = eine Flasche Bier img Gössermuskel = Bierbauch (das Ergebnis von zu viel 16er Blech, blauer Hüsn und dem Genuss von Glasweckerln) | B: eine Dose Ottakringer Bier; W: sechzehner Blech | Leitet sich aus dem Umstand ab, dass die Ottakringer Brauerei im 16. Wiener Gemeindebezirk beheimatet ist. Ursprünglich war damit jede Dose Ottakringer Bier gemeint. Seit 2007 vertreibt die Brauerei eine eigene Biersorte unter diesem Namen. Zweifelsohne handelt es sich bei diesem Ausdruck wie bei allen anderen rund ums Bier quasi um Herzenswörter, gehört doch Bier für viele zu den Grundnahrungsmitteln. In Wien wird am Würstelstand auch a Eitrige, an Bugl und a 16er Blech verlangt, was so viel heißt wie: Eine Käsekrainer, ein Scherzl Brot und eine Dose Ottakringer Helles.

      A BRADE/BRAADE (kriegen); Redew. | Pate: Ernst Altendorfer | Region: bes. OSTÖ | B: Ohrfeige; W: A Braade/eine Breite | Wörtlich: eine »Breite« = einen Schlag mit der breiten Hand bekommen. Vor allem die älteren LeserInnen dieses Buches werden sich noch gut daran erinnern können, dass sie von Familienangehörigen oder Lehrern Ohrfeigen bekommen haben, wenn sie sich danebenbenommen haben. Dieses früher weit verbreitete »Erziehungsmittel« wurde glücklicherweise verboten, sodass es sich heutzutage meistens auf herzliche Angelegenheiten wie Hochzeitsraufereien beschränkt.

      A BRETZN REISSEN; Redew. | Pate: Richard Hölesic | B: schwer stürzen; W: eine Bretze reißen | Dieser besonders unter Skifahrern weit verbreitete Spruch beschreibt, dass jemand einen katastrophalen Sturz hingelegt hat, sodass man nachher wie eine Bretze verwickelt ist. Das könnte allerdings auch beim Radfahren oder einer anderen Sportart passiert sein. So etwas prägt sich ein.

      A BRUNZA, der; Subst. | Paten: Sabine Wittka, Lucas Gojakovich | Region: bes. WIEN/SBG | B: 1. Glückspilz, jemand, der immer Glück hat; 2. vorlauter Bub; W: Brunzer | Wenig charmante Bezeichnung, die wohl ein wenig von Neid getragen ist.

      A EITRIGE MIT AN BUGL, die; Subst. | Pate: Walter Gföhler | Region: bes. WIEN | B: eine Käsekrainer mit einem Stück Brot vom Scherzl (= Anschnitt des Brotlaibs); W: eine Eitrige mit einem Bugl (Buckel) | Es handelt sich dabei vor allem um einen im Großraum Wien verbreiteten Spruch am Würstlstand. Verlangt wird damit ein Käsekrainer-Würstl und ein Scherzl Brot (und meistens auch eine Dose Ottakringer) img 16ER BLECH. Die wenig appetitliche Bezeichnung Eitrige kommt daher, dass in der Käsekrainer Käse enthalten ist, der beim Anschneiden herausfließt. Der Ausdruck ist ziemlich anschaulich, jedoch kein Problem, wenn man es sich trotzdem schmecken lässt.

      A GUTER LOTSCH, der; Subst. | Pate: Alexandra Bacher | Region: bes. OSTÖ img a guter Lopp img LODSCH/LOTSCH | B: ein gutmütiger, liebenswerter, harmloser Mensch | Ein guter Lotsch bzw. guter Lopp ist einer, der aufgrund seiner Gutmütigkeit nicht leicht Nein sagen kann und daher für andere die Arbeit macht. Ohne Zweifel hat man so jemand ins Herz geschlossen. Das Wort Lotsch könnte von latschen/unbeholfen sein abgeleitet sein oder auch mit dem ungarischen Vornamen Lajos (Ludwig) zusammenhängen, der im Ungarischen sehr häufig ist und in der Zeit der Monarchie zum Synonym für Diener wurde. Das Wort Lopp hängt wohl mit dem Begriff Lappen zusammen, der bekanntlich auch nicht durch übermäßige Selbstständigkeit gekennzeichnet ist.

      A LOAMSIRA/LOAMSIDA, der; Subst. | Pate: Ernestine Prock | B: ein Leimsieder; jemand, der Leim kocht; W: Loamsieder | Das Leimkochen aus Tierknochen ist äußerst langwierig und langweilig. Bei einem Leimsieder/Loamsida handelt es sich im übertragenen Sinn um einen langweiligen, langsamen Menschen, was das Wort zu einem Schimpfwort macht. Dazu gibt es noch die Redensart der arbeitet ja wie ein Leimsieder, was auch nicht als Kompliment aufzufassen ist, weil der so Beschriebene im Schneckentempo arbeitet.

      A WENGERL/A WENG; Adj. | Paten: Andreas Enzmann, Isabella Moser | B: ein wenig; ein bisschen; W: wengerl/sehr wenig | Hier handelt es sich um eine Verkleinerungsform, die durch die typische Endung -erl ausgedrückt wird. Wie schon bei a boisl beschrieben, lieben die ÖsterreicherInnen die Verkleinerung. Es genügt nicht, dass etwas ein wenig ist, es muss noch weniger als wenig sein – eben ein wengerl! Das Wort gibt es auch ohne Verkleinerungsform: a weng. Zum Beispiel im schönen Spruch: Dos woa a weng zweng! – Das war ein wenig zu wenig.

      ABGNEISSEN/OGNEISSN/GNEISSEN; Verb, hat ~ | Pate: Tanya Niedermüller | Region: bes. OSTÖ img Blitzgneisser | B: verstehen; begreifen; durchschauen; W: abgneissen | Dieses schöne Wort wird meistens verwendet, wenn jemand etwas nicht gneisst – also nicht versteht: Er gneisst’s net! Analog dazu gibt es den Gneisser, meistens ironisch für jemanden, der mit Mühe etwas versteht. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde dieses Wort durch den österreichischen Fußballspieler Toni Polster, der bekanntlich nicht auf den Mund gefallen ist. Er bezeichnete einen Journalisten als Blitzgneisser, was im speziellen Fall eher ironisch gemeint war. Ob der das verstanden hat?

      ABKRAGELN/OKRAGLN; Verb, hat ~ | Pate: Julia Zeindlhofer | B: den Kragen umdrehen; erwürgen; ein Hendl schlachten; W: abkrageln, entkrageln | Dies ist eine schönfärberische Umschreibung für jemanden umbringen – indem man der Person an den Kragen geht. Das ist wohl mit einer Menge heftiger Gefühle verbunden.

      ABNEIDLN; Verb, hat ~ | Region: bes. TIR | B: liebkosen; zärtlich Wange an Wange reiben; W: anneideln | Ein Tiroler Herzenswort ersten Ranges! Nur schade, dass es außerhalb Tirols nicht bekannt ist. Quasi die Tirolerische Version von img ABNUDELN.

      ABSTIERN/STIERLN; Verb, hat ~ | Pate: Franz Kloihofer img STIERLN img Miststierler | B: 1. jemanden berauben, das letzte Geld aus der Tasche ziehen; 2. aufreizen; W: stierln | Das Wort hat die Grundbedeutung bohren, stochern. Jemand stierlt/stochert also bei jemandem nach dem letzten Geld. Auch in der Bedeutung jemanden aufreizen gebraucht. Damit verwandt ist der Miststierler – jemand, der in Mülltonnen nach Brauchbarem sucht.

      ABSTRUDELN; Verb, hat ~ | Pate: Eleonora Kurzreiter | Region: OSTÖ | B: sich abmühen; schwer arbeiten | Einen


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