Die Herzenswörter der Österreicher. Rudolf Muhr
BLECH, das; Subst. | Pate: Benedikt Kragora | Region: bes. Wien/NÖ/Nördliches BGLD
A BOISL; Adv. | Pate: Claudia Kitzbichler | Region: bes. SBG/TIR/OSTTIR |
A BRADE/BRAADE (kriegen); Redew. | Pate: Ernst Altendorfer | Region: bes. OSTÖ | B: Ohrfeige; W: A Braade/eine Breite | Wörtlich: eine »Breite« = einen Schlag mit der breiten Hand bekommen. Vor allem die älteren LeserInnen dieses Buches werden sich noch gut daran erinnern können, dass sie von Familienangehörigen oder Lehrern Ohrfeigen bekommen haben, wenn sie sich danebenbenommen haben. Dieses früher weit verbreitete »Erziehungsmittel« wurde glücklicherweise verboten, sodass es sich heutzutage meistens auf herzliche Angelegenheiten wie Hochzeitsraufereien beschränkt.
A BRETZN REISSEN; Redew. | Pate: Richard Hölesic | B: schwer stürzen; W: eine Bretze reißen | Dieser besonders unter Skifahrern weit verbreitete Spruch beschreibt, dass jemand einen katastrophalen Sturz hingelegt hat, sodass man nachher wie eine Bretze verwickelt ist. Das könnte allerdings auch beim Radfahren oder einer anderen Sportart passiert sein. So etwas prägt sich ein.
A BRUNZA, der; Subst. | Paten: Sabine Wittka, Lucas Gojakovich | Region: bes. WIEN/SBG | B: 1. Glückspilz, jemand, der immer Glück hat; 2. vorlauter Bub; W: Brunzer | Wenig charmante Bezeichnung, die wohl ein wenig von Neid getragen ist.
A EITRIGE MIT AN BUGL, die; Subst. | Pate: Walter Gföhler | Region: bes. WIEN | B: eine Käsekrainer mit einem Stück Brot vom Scherzl (= Anschnitt des Brotlaibs); W: eine Eitrige mit einem Bugl (Buckel) | Es handelt sich dabei vor allem um einen im Großraum Wien verbreiteten Spruch am Würstlstand. Verlangt wird damit ein Käsekrainer-Würstl und ein Scherzl Brot (und meistens auch eine Dose Ottakringer)
A GUTER LOTSCH, der; Subst. | Pate: Alexandra Bacher | Region: bes. OSTÖ
A LOAMSIRA/LOAMSIDA, der; Subst. | Pate: Ernestine Prock | B: ein Leimsieder; jemand, der Leim kocht; W: Loamsieder | Das Leimkochen aus Tierknochen ist äußerst langwierig und langweilig. Bei einem Leimsieder/Loamsida handelt es sich im übertragenen Sinn um einen langweiligen, langsamen Menschen, was das Wort zu einem Schimpfwort macht. Dazu gibt es noch die Redensart der arbeitet ja wie ein Leimsieder, was auch nicht als Kompliment aufzufassen ist, weil der so Beschriebene im Schneckentempo arbeitet.
A WENGERL/A WENG; Adj. | Paten: Andreas Enzmann, Isabella Moser | B: ein wenig; ein bisschen; W: wengerl/sehr wenig | Hier handelt es sich um eine Verkleinerungsform, die durch die typische Endung -erl ausgedrückt wird. Wie schon bei a boisl beschrieben, lieben die ÖsterreicherInnen die Verkleinerung. Es genügt nicht, dass etwas ein wenig ist, es muss noch weniger als wenig sein – eben ein wengerl! Das Wort gibt es auch ohne Verkleinerungsform: a weng. Zum Beispiel im schönen Spruch: Dos woa a weng zweng! – Das war ein wenig zu wenig.
ABGNEISSEN/OGNEISSN/GNEISSEN; Verb, hat ~ | Pate: Tanya Niedermüller | Region: bes. OSTÖ
ABKRAGELN/OKRAGLN; Verb, hat ~ | Pate: Julia Zeindlhofer | B: den Kragen umdrehen; erwürgen; ein Hendl schlachten; W: abkrageln, entkrageln | Dies ist eine schönfärberische Umschreibung für jemanden umbringen – indem man der Person an den Kragen geht. Das ist wohl mit einer Menge heftiger Gefühle verbunden.
ABNEIDLN; Verb, hat ~ | Region: bes. TIR | B: liebkosen; zärtlich Wange an Wange reiben; W: anneideln | Ein Tiroler Herzenswort ersten Ranges! Nur schade, dass es außerhalb Tirols nicht bekannt ist. Quasi die Tirolerische Version von
ABNUDELN/ABGENUDELT; Verb, hat ~ | Pate: Barbara Jauk | B: 1. jemanden stürmisch umarmen; 2. abgenützt sein | Kommt in Formulierungen vor wie die Schraube/das Gewinde ist ganz abgenudelt: ist abgenutzt/unbrauchbar geworden; oder Sie haben einander ordentlich abgenudelt. Mit einem Wort, man hat sich heftig umarmt (und sonst noch anderes gemacht!) Wenn das kein Herzenswort ist!
ABSTIERN/STIERLN; Verb, hat ~ | Pate: Franz Kloihofer
ABSTRUDELN; Verb, hat ~ | Pate: Eleonora Kurzreiter | Region: OSTÖ | B: sich abmühen; schwer arbeiten | Einen