Die Herzenswörter der Österreicher. Rudolf Muhr

Die Herzenswörter der Österreicher - Rudolf Muhr


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romantisch – schließlich gibt es bei Kosenamen keine Regeln des guten Geschmacks. Auffallend ist, dass das in Deutschland häufig verwendete Mäuschen in Österreich ein unscheinbares Randdasein fristet. Es wird kaum verwendet.

      Und weil wir schon bei der Maus sind: Nicht wenige, die diesen Kosenamen verwenden, verwenden für ihre Liebsten gleich mehrere Kosenamen. Das ergibt dann längere Listen von gleichzeitig verwendeten Kosenamen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

      Maus, Mausebär, Bitchmaus, Mausmaus, Schatz, Liebster

      Mäuschen, Honeybunny, Süße, Baby, Schatzi

      Mäusebärli, Hasibutzi, Hetscherlfuchsi

      Mausmaus, Bitchmaus, Schatz, Liebste

      Mausi, Mausal, Murml

      Maus, Prinzessin, Hübsche

      Das ist aber erst der Anfang der österreichischen Kosenamen-Tierwelt. Gleich nach der Maus kommt in der Hitparade der Hase mit einer nicht sehr großen Anzahl von verschiedenen Formen. Den harmlosen, kuscheligen Hasen gibt es als mein Hase und ein wenig aufs Podest gehoben als Mr. Hase. Gleich danach kommen die nochmals verkleinerten Hasen als: Hasi, Hasilein, Luki-Hasi, Oster Hasi. Und natürlich gibt es auch die verstärkten Ausdrücke: Hasibär, Hasibärli, Hasiputzi, Hasimausi. Letztere muss wirklich winzig sein! Interessanterweise gibt es bei dem Kosenamen Hase/Hasi bei Weitem nicht so viele gleichzeitig verwendete Kosenamen wie bei Maus/Mausi:

      Hasibär, Schatzi, Liebling, Schnuffschnuff

      Hase, Schatz, Schnucki

      Hasi, Schatzi

      Hase, Schatz

      Hase, Bär

      Hase, Poli

      Gleich nach dem Hasen kommt ein weiteres Tier, das ein bevorzugter österreichischer Kosenamen ist: Es ist der Bär bzw. das Bärli. Er steht für Kindheitserinnerungen, wie das kuschelige Einschlafen mit einem flauschigen Teddybären, und die Vorstellung, stark und zuverlässig zu sein und dabei gemütlich und gar nicht aggressiv. Das hat zwar überhaupt nichts mit dem echten Bären zu tun, hat sich aber so eingebürgert. Auffallend ist hier die große Anzahl von Wortkombinationen mit dem Basiswort »-bär«, die sich in zwei Gruppen aufteilen lassen. Sofort verständliche Kosenamen sind Bären-Herz, Brummbär, Bussibär, Chaosbär, Funkbär, Hasebär, Hasibär, Kuschelbär, Nuckelbär, Mr. Putzibär, Otterbär, Papabär, Petzibär, Schatzibär, Schatzimausibärli, Schmusehomobär. Erklärungsbedürftig sind hingegen Kosenamen wie die folgenden:

      Bärlikran, Bärlischwan: Ich wecke meinen Partner in der Früh auf und ziehe ihn aus dem Bett, daher bin ich der Kran. Er rollt sich im Bett immer ein, also liegt er wie ein schlafender Schwan.

      Werbärchen: Werbärchen entstand bei einer Blödelei über Werwölfe und mich.

      Ombibär: Nenne sie immer Ombi und Bär hat mir am besten dazu gefallen.

      Bububär: Wenn man den Erklärungen im Internet glaubt, steht bubu kindersprachlich für schlafen. Der Bububär ist also der Schlafbär.

      Einmal mehr zeigen diese Beispiele, dass sich jedes, für Außenstehende auch völlig unsinnig erscheinende Wort als Kosenamen eignet, solange seine Bedeutung nur zwischen den Partnern vereinbart ist und für sie einen besonderen emotionalen Wert hat.

      Ein weiteres recht häufiges Kosewort aus dem Bereich der Tierwelt ist Spatz. Die Anzahl der Abwandlungen ist jedoch gering. Es finden sich lediglich einige Verkleinerungen und Aussprachevarianten: Spatzi, Spatzl, Spotzl, Spotzi, Spätzchen. Das Wort eignet sich hervorragend als Kosenamen, da damit Verniedlichung/Verkleinerung ausgedrückt wird, wie das zum Beispiel auch mit Maus/Mausi der Fall ist.

      Weit abgeschlagen hingegen auf Platz Nummer 11 ist das Kosewort Kater/Katze mit seinen Abwandlungen. Davon gibt es einige: Katerchen, Kätzchen, Katze, Katzy, Schmusekatze. Ansonsten kommen aus dem Bereich der Tiernamen nur einige wenige Male Tiger/Tigerin und einmal kleiner Fuchs und kleiner Wal vor.

      Auf Platz fünf der Liste der häufigsten österreichischen Kosenamen steht Baby/Babylein, das ebenfalls ins Schema Verkleinerung/Verniedlichung gehört. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Kosenamen Herr Bebi/Frau Bebi (sic!). Sie sind wohl ein wenig ironisch gemeint, da ein Baby ja hilfsbedürftig ist. So gesehen ist Herr/Frau Baby ein Widerspruch in sich. Der hierher gehörende Ausdruck Babe wurde aus dem Englischen entlehnt, möglicherweise hat auch der Film Ein Schweinchen namens Babe eine Rolle gespielt.

      Eine nicht unwesentliche Vorliebe haben die ÖsterreicherInnen auch für Schnuck, Schnucki, Schnuckiputz, Schnuckl, Schnuckele, Schnuckibär, das immerhin an achter Stelle steht. Das Kosewort hat keine nachvollziehbare Bedeutung, außer, dass es verniedlichend wirkt. Dies gilt auch für Schnuffel, Schnuffi, Schnuffelchen, Schnuffikuss, Schnuffschnuff, das von manchen als Kosewort für kleine Hunde verwendet wird und deren Niesen nachmacht. Es gehört damit eigentlich in die Kategorie der Tiernamen-Koseworte.

      Recht häufig verwendet wird auch Süße/Süße (Siaße) auf dem siebenten Platz. Dazu gehört auch das englische Honey/Honeybunni (Platz 17, wörtlich: Honig/Honighase; in übertragener Bedeutung: Liebling) und Keks/Keksi auf Platz 18. Sie sind Kosenamen, denen die Grundbedeutung »süß« gemeinsam ist.

      Liebling auf Platz 9 und Liebste/Liebster auf Platz 15 sind hingegen allgemein in ihrer Bedeutung und gehören in eine Gruppe mit Schatz. Hübsche/Hübscher gehört ebenfalls in diese Gruppe. Sie umfasst nicht-verniedlichende Kosewörter, da damit eine Aufwertung der Person vorgenommen wird. Ohne Weiteres kann man hierzu auch das etwas provokante Prinzessin auf Platz 16 dazu zählen.

      Das stark verniedlichende Puppe, Puppi, Püppi, Puppimaus, Puppy ist hingegen wohl nicht jedermanns Sache, da es die Partnerin zu einem quasi willenlosen Spielzeug macht. Völlig harmlos dagegen ist Schneckal, Schneckerl, Schnecki, Schneck, das auf die gekräuselten Haare des Partners bzw. der Partnerin Bezug nimmt.

      Damit wären all jene Kosewörter besprochen, die in der Befragung eine gewisse Häufigkeit gezeigt haben. Allerdings gibt es 192 andere Kosenamen, die nur einmal vorkommen. In dieser Gruppe kommt eine Reihe von echten Schätzen vor.

      Besondere Kosenamen, die nicht jeder verwendet – samt Erklärungen

      Wie erwähnt, gibt es bei der Verwendung von Kosewörtern im Grunde keine Einschränkungen durch Geschmack, gesellschaftliche Regeln oder Tabus. Das hat damit zu tun, dass diese Ausdrücke von höchst privater Natur sind und sie niemandem zu Ohren kommen, außer den Liebenden, die sie verwenden. Unter den Kosenamen der Befragung sind daher einige, die es wert sind, hervorgehoben zu werden, weil sie sich von der Mehrheit der Kosewörter abheben. Diese besonderen Ausdrücke lassen sich in zwei allgemeine Gruppen einteilen: Kosewörter, die besonders positiv und liebevoll sind und so die Angesprochenen massiv aufwerten, und Kosewörter, die an sich negative Merkmale des Partners/der Partnerin charakterisieren und dennoch akzeptierter Teil der Kommunikation zwischen diesen sind.

      Die folgende Liste stellt eine Auswahl aus dem Fundus der besonderen Kosewörter dar, die bei der Befragung eingesendet wurden. Sie werden genau so abgedruckt, wie sie im Fragebogen vorkommen. Alle nachfolgend genannten Kosewörter und Erklärungen sind keine Erfindung des Autors. Sollte einem das eine oder andere ungewöhnlich vorkommen, dann sei daran erinnert, dass im Bereich der Kosewörter alles möglich ist. Deswegen werden auch die Erklärungen wiedergegeben, die zeigen, dass es die ungewöhnlichsten Geschichten gibt, wie Kosewörter zustande kommen.

      Kosewörter, die besonders positiv und liebevoll sind und so die Angesprochenen massiv aufwerten

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      Kosewörter, die an sich negative Merkmale des Partners/der Partnerin charakterisieren und dennoch akzeptierter Teil der Kommunikation zwischen diesen sind.


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