Ein Traummann zum Vernaschen. Katinka Uhlenbrock
wie sich das klebrige Zeug langsam ausbreitete, das wichtigste Teil ausfüllte und dann in die Höhe wuchs. Und auf einmal war der Geruch des Teigs verlockend. Es mochte an dem Alkohol liegen oder an meiner Dauergeilheit, aber es roch nicht mehr nach Essen, es roch nach Mann.
Hatte die Hexe Pheromone dazugegeben?
Ich grummelte leise und dippte meinen Finger in den Teig, um ihn anschließend abzulecken. Er war weich und warm und eine Mischung aus würzig und salzig und schmeckte eindeutig nach Penis.
Grundgütiger! Es fehlte mir. Der Geschmack, die Fülle und besonders der Gesichtsausdruck, wenn ich meinem Freund – meinem Exfreund! – sein bestes Stück bis zum Ende geblasen hatte.
Wieder begann es zwischen meinen Beinen verdächtig zu pochen und nur, weil ich mir noch einen Absinth gönnte, gelang es mir, nicht mehr an Porno zu denken, an nackte Körper, verschwitzte Bettwäsche und heiße Sexorgien.
»Und jetzt gucken wir uns Stars an und machen eine Liste, wie dein Traummann aussehen und sein soll!«, befahl Lucy. »Schließlich musst du den Typen morgen und die nächsten sieben Tage lang ertragen.«
Sie zog mich fort von der salzigen Köstlichkeit und meiner Fantasie – um mich direkt in die nächste zu stoßen.
Backprinz
Ich saß aufrecht im Bett und das Rauschen des Blutes in meinen Ohren verdrängte jedes andere Geräusch. Angst ließ mein Herz so laut klopfen, dass man es sicher im ganzen Haus hören konnte.
Da war ein Geräusch gewesen!
Obwohl ich nichts außer dem Blut und meinem Herzschlag hören konnte, war ich mir hundertprozentig sicher, von etwas geweckt worden zu sein.
Nicht sicher war ich mir, ob ich vielleicht geträumt hatte. Und wenn ja, von was. Vermutlich von dem gebackenen Traumprinzen.
Doch trotz dieses beruhigenden Gedanken blieb das nagende Gefühl bestehen und zog weiterhin vehement an meinen Nerven. Etwas stimmte nicht!
Ich schlug die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Während ich mich aufsetzte, rechnete ich beinahe damit, dass jemand, der unter meinem Bett lag, nach meinen Füßen griff.
Als wäre ich ein Kleinkind und keine frischgebackene Dreißigjährige!
Meine kurze Erleichterung hielt nicht lange. Sowohl mein Telefon als auch mein Handy lagen im Wohnzimmer und damit auf der anderen Seite der Tür.
Meine gereizten Nerven und die Kopfschmerzen von dem aphrodisierenden Backschnaps ließen meinen Verstand wissen, dass sie einschließen für eine gute Lösung hielten.
Und obwohl ein Teil meiner Logik ihnen Recht gab, bestand der andere darauf, dass es kein Geräusch und keine Gefahr gab oder gegeben hatte.
Also verhielt ich mich genauso leichtsinnig, wie die Frauen in den Horrorfilmen – die, die zu blöde zum Leben sind – und drückte leise die Klinke nach unten und schob die Tür vorsichtig auf. Jederzeit bereit, sie zuzuschlagen und abzuschließen.
Friedlich und genauso wie ich es verlassen hatte, lag mein Wohnzimmer in der Dunkelheit vor mir. Chaotisch, aber eindeutig chaotische Normalität!
Erleichterung strömte wie eine Welle durch meine Adern, vertrieb die Angst und die Kopfschmerzen und mit einem Mal kam ich mir unglaublich blöde vor.
Natürlich würde ich trotzdem das Handy mitnehmen und mich, Geräusch hin oder her, in meinem Schlafzimmer einschließen bis es hell war.
Das plötzliche Poltern aus meiner Küche brachte meinen Herzschlag ins Stolpern. Adrenalin rauschte durch meine Blutbahn und schärfte meine Sinne. Trotz der sommerlichen Hitze trat kalter Schweiß auf meine Stirn.
Mit zitternden Fingern wählte ich die 110.
»Miau!« Ein großer, dunkler Schemen hetzte an mir vorbei und mein Herz setzte endgültig aus, als die verdammte Katze meiner noch verdammteren Nachbarin in meiner Küche verschwand.
Vor Erleichterung drohten meine Knie nachzugeben und ich musste gegen einen Lach- und einen Weinkrampf gleichzeitig kämpfen.
Schon wieder diese Katze!
Wild entschlossen betrat ich die Küche und knipste das Licht an.
Der Mann, der in ihr stand, war genauso erschrocken wie ich.
Und nackt!
Ich vergaß meine Angst, vergaß die grüne Anruftaste zu drücken und vergaß die Katze.
Ich vergaß alles, außer ihn wie gelähmt anzustarren, während sich mein Gehirn und meine Knie in Pudding verwandelten.
Yummy!
Dunkle Augen blitzten mir unter schwarzen Locken entgegen, ein Dreitagebart in einem sehr markanten, attraktiven Gesicht. Die Nase ein wenig schief, so als habe er sie sich als Kind gebrochen und als sei sie dann nicht ganz gerade zusammengewachsen.
Wie von selbst glitt mein Blick weiter und nahm jeden Zentimeter seiner leicht gebräunten Haut wahr. Die kleinen, dunkelbraunen Brustwarzen, der schmale Luststreifen, der sich auf seinem muskulösen Bauch kringelte und der hinab reichte bis zu …
Er verdeckte sich nicht und schien sich seiner Nacktheit nicht einmal wirklich bewusst zu sein!
… seiner leichten Erektion.
Doppelyummi!
Ich griff nach dem Türpfosten.
Eindeutig war ich leicht zu manipulieren! Man gebe mir einen gut aussehenden Kerl und mir war plötzlich egal, ob er ein Mistkerl, ein Einbrecher oder ein Traumprinz war – Hauptsache anwesend!
Mein Blick fiel auf die leere Backform und unwillkürlich dachte ich an meine Auflistung, die ich bei der Zeremonie verlesen hatte.
Kein Grund, an Märchen zu glauben, nur weil Mr. Sex seine Verpackung vergessen hatte!
Unbewusst schüttelte ich den Kopf.
Nicht möglich!
Mr. Supersexy-Doppelyummi trat einen Schritt vor und grinste. Er wirkte eindeutig vertraut und sein Grinsen eindeutig intim.
Ich stoppte ihn mit einer Geste.
»Was machst du hier?«, meine Stimme klang vom Schlaf und vom Schock belegt. Trotzdem beharrte ein Teil von mir weiterhin auf der einfachen Logik von 1 plus 1, registrierte erneut die leere Backform und ließ nur Verwirrung, keine Angst zu.
Er zuckte mit den Achseln und ich kam in den Genuss des Spiels seiner Muskeln. Großer Gott! Wer hatte denn den gebacken?
Verzückt starrte ich ihn an. Er hatte nicht gesprochen, oder? Wenn er nicht sprechen konnte, wäre er wirklich ein Mister Perfect!
»Ich weiß es nicht!«
Ich revidierte meine Meinung. Allein von dieser Stimme würde ich schon zum Orgasmus kommen können. Dazu würde es reichen, ihn neben meinem Bett sitzen zu haben.
»Gehören wir zusammen?« Sein Blick glitt über mich und verriet mehr als in der Frage impliziert war. Die Besitzhoffnung darin hatte eine verheerende Wirkung auf meinen Unterleib und meinen Verstand. Feuchtigkeit benetzte die Innenseite meiner Oberschenkel und ließ mich wissen, dass mein Körper mehr als bereit für ein Zusammengehören war.
Was würde passieren, wenn ich »Ja« sagte?
Voller Vorfreude begann meine Klit zu pochen.
Ich brauchte zwei Anläufe, um meine Sprache wiederzufinden. Ein Umstand, den er grinsend zur Kenntnis nahm.
Ich räusperte mich und versuchte