Kleine Wunder. ROTE NASEN Clowndoctors International

Kleine Wunder - ROTE NASEN Clowndoctors International


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nicht gelungen, aber die zwei haben sich sowieso sehr gern, mit und ohne heimlichen Liebesbeweis.

      Und so absolvierten wir an diesem Nachmittag viele Besuche, es war eine spannende und schöne Erfahrung. Als Lisl Ribisl und ich wieder in unserer Zivilkleidung waren, dachte ich mir: »Wie war das möglich?« Clown Harald würde daraufhin sagen: »Ob und wie ist doch nicht wichtig, Hauptsache, es ist möglich.«

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      Die Theatergötter lächeln

      Giora Seeliger

      Bei einer Clownvisite mit den ungarischen ROTE NASEN in der Semmelweis-Klinik, der Universitätsklinik von Budapest, bat uns eine Mutter, sobald wir Zeit hätten, ihr Kind zu besuchen. Es war ein zehnjähriges Mädchen und lag auf der Intensivstation. Sie war alleine im Zimmer, umgeben von piepsenden Maschinen mit blinkenden Kontrollleuchten. Das Licht war gedämpft und ihre Eltern sahen besorgt aus. Die Stimmung war unheilvoll.

      Anstatt still zu arbeiten, beschlossen wir, Leben ins Zimmer zu bringen. Wir sangen zur Musik eines kleinen Keyboards, jonglierten mit Tüchern und erschufen so eine farbenfrohe, leichte, zirkusähnliche Atmosphäre, die den ganzen Raum in eine Welt der Wunder verwandelte. Alle konnten loslassen und einfach den Augenblick genießen, sie mussten nicht nach links oder rechts blicken, nicht an das unausweichliche Schicksal des nahenden Endes denken, das Ende unserer Vorstellung, das Ende von …

      Das hübsche junge Mädchen lächelte und lachte mit uns, sie genoss unsere Fehler und beobachtete die fliegenden Tücher, die wie ein magisches Feuerwerk an Bewegung, Farbe und Form über ihrem Kopf explodierten. Wir Erwachsenen hatten das Gefühl, dass ein Engel durch den Raum schwebte, uns küsste und uns zeigte, wozu die Theatergötter fähig waren. Manchmal sehen diese Götter auf einen hinab, und es entstehen faszinierende, mystische und unvergessliche Momente.

      Das Mädchen winkte uns fröhlich zu, als wir den Raum verließen, und ihre Eltern versteckten ihre feuchten Augen hinter einem Lächeln. Ihr stummer Applaus prägte sich tief in mein Herz ein. Zwei Tage später starb die Kleine an ihrer Krebserkrankung.

      Der Balkankonflikt

      Giora Seeliger

      Kurz vor Ende des Kosovokrieges besuchte ich gemeinsam mit vier anderen ROTE NASEN Clowns das damals größte albanische Flüchtlingslager. Wir betraten das Lager als eine Art Marschkapelle und gaben dabei die Melodie von »Titina« aus dem Film Moderne Zeiten von Charlie Chaplin zum Besten. Sofort waren wir von Kindern und Jugendlichen umgeben, die uns auf alle möglichen Proben stellten. Tausende Hände suchten in unseren Taschen nach »Souvenirs«, sie versuchten, uns zum Stolpern zu bringen, hier und da wurden wir geschubst, um unsere Widerstandskraft zu testen.

      Aber schon bald umringte uns eine Gruppe älterer Burschen aus dem Lager, unsere »Wachen«, um »ihre Clowns« und die Vorstellung zu beschützen. Da war er, meine persönliche Wache, ein vierzehnjähriger Junge, groß und stark. Er hieß Adnan, er war mein Beschützer und größter Unterstützer. Und er ermunterte mich, weiterzumachen.

      Die Freude und das Lachen dieser jungen und alten Menschen, die nur einige Wochen zuvor Elend und Gräuel gesehen hatten, waren unglaublich und eine einzigartige Erfahrung in meinem Leben. Adnan war immer in meiner Nähe.

      Mit dem Kopf voran sprangen wir in den Bus, der uns nach Hause fuhr, und damit endete unser vierstündiger Besuch. Als ich aus dem Fenster des Busses sah, stand dort Adnan in der ersten Reihe der Menge der jubelnden Kinder. Ich nahm meine rote Nase ab, öffnete das kleine Fenster und gab sie ihm.

      Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist sein schönes, freudestrahlendes Gesicht. Und ich hoffe, dass er sich immer an unseren Besuch und an meine rote Nase erinnern wird.

      Wenn Luft zur Botschaft wird

      Ingrid Türk-Chlapek

      Im ersten Moment möchte man meinen, sie sieht fern. Doch nein, das TV-Gerät ist ja abgeschaltet. Sie sitzt zwar dem Bildschirm gegenüber auf dem Sofa im Aufenthaltsraum des ersten Stockwerkes in einem Pflegeheim in Klagenfurt, aber sie schaut ins Leere. Gesicht und Blick sind weich, ihr Auge ist leicht verschleiert. Ihr kurzes, weißes Haar hat sie wie immer schön frisiert. Auch sonst sieht sie adrett aus in ihrem Strickpulli, der Jerseyhose und den Filzpantoffeln.

      Seit zwei Jahren kenne ich sie und fühle mich auf besondere Weise zu ihr hingezogen. Laute Musik ist bei ihr nicht angemessen. Wer sie von der Ferne begrüßt, erhält keine Antwort. Wer sich jedoch neben sie setzt, ihre Hand nimmt und sanft sagt: »Grüß’ Sie, Frau Schmid«, der erntet einen kurzen, milden Blick.

      Früher hat sie oft mit der rechten Hand rhythmisch an ihrem Oberschenkel auf und ab gestrichen. Als ich sie einmal deswegen lobte, wie fleißig sie doch sei, sah sie kurz auf und antwortete fast ein bisschen stolz: »Ja, fleißig.« Es waren die ersten Worte, die sie an mich richtete. Seither benutze ich regelmäßig das Wort »fleißig«, wenn ich mich mit ihr unterhalte, denn es öffnet gleich einem magischen Zweisilber für einige Sekunden das Tor in ihre Welt.

      Letztens sangen wir gemeinsam die melancholische Melodie »Die schöne Burgenländerin«. Mein Clownkollege Guido Mosl begleitete uns leise am Akkordeon. Ich nahm ihre Hände und wir wiegten uns gemeinsam im Takt. Sie schien glücklich und bestätigte diesen Eindruck, als sie, nachdem der letzte Ton verklungen war, »schön« sagte. Und dann noch »danke«, ehe sie wieder in ihre Traumwelt versank. Als ich mich von ihr verabschiedete, reagierte sie, indem sie rhythmisch aus ihrem Mund zu blasen begann: fff, fff, fff, wie der Nachhall einer längst verschwundenen Lokomotive. Als ich rhythmisch zurückblies, richtete sie sich abrupt auf, beugte sich zu mir, berührte meine grünen Federn am Kopf und strich mir zärtlich über meine Wange, ohne ihr Blasen zu unterbrechen. Dann lehnte sie sich zurück und war wieder still.

      Wie ähnlich wir uns doch sind, dachte ich. Wie sie leben wir Clowns in einem anderen Universum. Wie sie kommunizieren wir gut und gerne mit Luft, Tönen oder Haut zu Haut. »Berührend«, meinte Mosl nachher. Oh ja, sehr!

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