Die Villen vom Attersee. Marie-Theres Arnbom
Unterstützung und beste Arbeitsbedingungen, großes Interesse und hilfreiche Gespräche machen diese Archive und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Partnern der wissenschaftlichen Forschung des 21. Jahrhunderts. Die Recherche im Salzburger Landesarchiv – denn Burgau gehört zu Salzburg – erwies sich hingegen als Zeitreise in die 1980er-Jahre, in denen die Nutzer mit Skepsis beäugt wurden und Angst und Misstrauen vorherrschten, dass durch allzu viel Recherche etwas Unliebsames ans »Tageslicht« kommen könnte. Aber selbstverständlich erhielt ich alle Akten und konnte so auch diesen Teil des Attersees in aller Gründlichkeit bearbeiten.
Die Arisierungs- und Rückstellungsakten machen erneut deutlich, mit welcher perfiden Menschenverachtung ab 1938 eine Kultur zerstört wurde, wie unschuldige Menschen vertrieben und in den Tod gehetzt wurden und in der Zweiten Republik unerwünscht blieben. Die Rückstellungsakten erinnern in erschreckend vielen Formulierungen, Vorgehensweisen und sprachlichen Codes an heute wieder spürbare Verrohungstendenzen und mahnen uns, achtsam mit Sprache umzugehen und uns unserer Verantwortung bewusst zu sein.
Verlassenschaftsabhandlungen fassen am Ende eines Lebens das Bleibende zusammen und machen so manche Verwicklung, Verletzung oder Dankbarkeit innerhalb von Familien deutlich. Mein Mann Georg Gaugusch hat diese Akten im Wiener Stadt- und Landesarchiv unermüdlich für mich gescannt und mir mit seiner großartigen, bahnbrechenden Recherchearbeit nicht nur viel Arbeit erspart, sondern für viele Kapitel überhaupt erst die Grundlage geboten, auf der ich aufbauen konnte.
Schlüsselromane, Gedichtbände, wissenschaftliche Artikel und Lebenserinnerungen bieten Einblick in die Gedankenwelt der geschilderten Menschen, die auf so unterschiedlichen Gebieten Großes geleistet haben.
Und auch Heimatbücher standen zur Verfügung – zwei davon bedürfen einer dringenden Überarbeitung: Das Heimatbuch von Schörfling erschien 2002 als Neuauflage der Fassung von 1988. Darin finden sich folgende Formulierungen: »Die Sommerfrischler verließen im Herbst [1919] nur widerwillig das Salzkammergut, speziell das Atterseegebiet. Sie saßen wie die Maden im Speck, und manch einer dieser ›Gäste‹ mußte gewaltsam weggebracht werden, was mancherorts zu unerquicklichen Szenen führte. Zum Großteil gehörten sie dem auserwählten Volke an. Die ortsansäßige Bevölkerung war aufgebracht, denn die ›Gäste‹ zahlten phantastische Preise für die Lebensmittel, die dann den Einheimischen abgingen.«1 Solch offener Antisemitismus hat in einer offiziellen Gemeindechronik, die außerdem im Jahr 1920 endet, nichts zu suchen. In der 1990 erschienenen Chronik von Unterach ist die Wortwahl weniger explizit, aber trotzdem mehr als deutlich: »Freilich zogen die großen Lichter auch wieder kleine Dunkelmänner an, die sich in Unterach besonders in wirtschaftlicher Beziehung sehr unbeliebt machten.2 […] Manche von den Sommergästen erbauten sich eigene Villen, meist am See. Einheimische verkauften ihre Häuser, und oft wurde es schmerzlich empfunden, wenn irgendein Herr Neureich mit unsauber erworbenem Vermögen alteingesessene Unteracher mit seinem Geld verdrängte!3« Ein wenig mehr Achtsamkeit bezüglich solcher Formulierungen wäre wünschenswert.
Einmal mehr möchte ich ein Loblied auf die Plattform ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek singen: Historische Zeitungen stehen digital zur Verfügung, meist bereits mit Volltextsuche. Man sucht etwas und findet – nebst dem Gesuchten – auch noch ganz Unerwartetes in diesem reichen Angebot, das dank des großen Engagements von Christa Müller unermüdlich erweitert wird.
Mein Dank gilt all jenen, die mich mit Hinweisen, Materialien, Fotos, Kontakten, Gedanken, Gesprächen, Wohlwollen und viel Geduld versorgt haben: Elisabeth Auersperg-Breunner, Alfred von Doderer, Alexander Eberan, Claudia Herz-Kestranek, Miguel Herz-Kestranek, Nikolaus Horn, Grace Jeszenszky, Martin Kolben, Sibylle Langer, Florian von Meiss, Caroline und Andreas Schindler, Gexi Tostmann und Marina Werba.
Georg Male erweist sich in alter Freundschaft einmal mehr als der allerbeste Lektor, der streng und unerbittlich sprachliche Unschärfen auf einen Blick erkennt und in die richtige Bahn lenkt. Danke!
Auf meine unermüdlichen Korrekturleser und -innen ist immer Verlass: Georg Gaugusch, Christiane Arnbom, Elisabeth Kühnelt-Leddihn, Hanna Ecker und Monika Kiegler-Griensteidl und all die anderen, die das eine oder andere Kapitel vorab lesen durften (oder mussten) und mich mit konstruktivem Feedback versehen haben.
Dem Amalthea Verlag mit dem engagierten Team um Katarzyna Lutecka danke ich für das Vertrauen und die wie immer großartige Unterstützung.
Gebrauchsanweisung
Wie schon im ersten Band meiner Villen-Reihe habe ich versucht, Entdeckungstouren zusammenzustellen, doch erweist sich dies aufgrund der geographischen Gegebenheiten am Attersee als schwierig. In Seewalchen, Unterach und Weißenbach laden Spazierwege ein, die Atmosphäre der Orte zu genießen.
Elegante Badegesellschaft
Doch einen besonderen Blick auf die Villen bietet eine Tour mit dem Schiff – ob per Linienschiff oder Segelboot spielt keine Rolle: Die so unterschiedlichen Kulissen der einzelnen Orte eröffnen sich in idealer Art und Weise.
Sportliche nehmen das Fahrrad – wie schon Gustav Mahler und viele andere Sommerfrischler – und erkunden den See langsam und gemächlich. Das Auto steht als letzte Option natürlich auch zur Verfügung …
Die folgenden vier Touren zu Fuß und zwei Touren per Schiff dienen als Vorschlag, den Attersee mit neuen Augen zu erkunden:
Zu Fuß
Entdeckungstour Eins (Seewalchen): 1, 2, 3, 4*
Entdeckungstour Zwei (Attersee): 6, 7, 8
Entdeckungstour Drei (Unterach): 10 bis 19
Entdeckungstour Vier (Weißenbach): 23 bis 29
Per Schiff
Entdeckungstour Fünf: Rundfahrt Attersee Nord: 1, 5, 6, 7, 8
Entdeckungstour Sechs: Rundfahrt Attersee Süd: 9, 16, 17, 21, 22, 24, 26, 27, 28, 29,