Es war 1001 Mal. Margarete Wenzel
Früchte und hörten, was dem Mann im Pranger widerfahren war, lange bevor er in diese Notlage geraten war. Sie fragten nach und jenen, die zuletzt gekommen waren, erzählten sie die Geschichte in ihren Worten, wunderten sich und fragten dies und das.
Auf einmal horchte der Mann, der das Leichentuch für seinen Sohn hatte kaufen wollen, auf. Die Stimme seiner Frau rief seinen Namen über den Platz. Er lief hin und erfuhr, dass sein Sohn wie durch ein Wunder auf dem Wege der Besserung sei und wohl bald wieder ganz gesund sein werde. Er eilte zu ihm.
Da begann der Brennholzsammler seine Geschichte noch einmal von vorn. Aber er kam nicht weit damit, denn die Palastwachen marschierten auf den Platz, sperrten die Schlösser des Prangers auf, verneigten sich vor dem Befreiten und teilten ihm mit, der Sultan werde ihm persönlich erklären, was geschehen sei. Er sei mit seiner Familie in den Palast eingeladen, solle sich aber erst nach Belieben zuhause erfrischen.
Der Sultan begrüßte die Nachbarsfamilie in aller Freundlichkeit und erklärte, was geschehen war: Der Erbschmuck der Tochter, eine kostbare Halskette, war auf unerklärliche Weise verschwunden. Der Verdacht war auf die Freundin der Prinzessin gefallen, da nur sie sich unbeobachtet in den Gemächern der Prinzessin aufhalten konnte. Man hatte sofort angenommen, ihr Vater, ein Mann von zweifelhafter Herkunft, habe sie zum Diebstahl angestiftet. Dann war der Wesir ein wenig voreilig gewesen. Kurz nachdem der Verdächtige an den Pranger gestellt worden war, hatte die Zofe der Prinzessin den Schmuck an einem Zweig beim Fluss gefunden. Dort hatte die Prinzessin ihn beim Baden hingehängt, damit ihm nichts geschähe, und hatte ihn dann vergessen.
Der Sultan entschuldigte sich in aller Form für die zugefügten Unannehmlichkeiten. Die Familien tranken auf gute Nachbarschaft und auf die Freundschaft der Töchter und dann verabschiedete man sich in aller Freundlichkeit.
Der Mann, der kein Brennholzsammler mehr war, lebte noch lange in Glück und Wohlbefinden, erzählte jeden Donnerstag die Geschichte von Mushkil Gusha und verschenkte dabei Datteln und Rosinen.
Unsere Sonne
aus England
Vor langer, langer, sehr, sehr langer Zeit, da hatten die Götter und Göttinnen eine Menge Sonnen geschaffen und sie hinaus ins All geschickt, damit sie überall Licht und Wärme verbreiten sollten. Die Sonnen aber taten, was sie wollten: Sie sammelten sich an einem Fleck, waren beisammen und freuten sich ihrer gegenseitigen Gesellschaft. Sie feierten, sangen, tanzten … und erzählten einander Geschichten.
Die Göttinnen und Götter waren damit gar nicht zufrieden. Die Götterbotin schlug vor, zu den Sonnen zu reisen und ihnen ins Gewissen zu reden. Aber die anderen hatten Zweifel. Wie sollte sie die Sonnen dazu bringen, sich voneinander zu trennen und ihre Aufgabe zu erfüllen?
Schmunzelnd machte sich die Götterbotin dennoch auf den Weg. Als sie nach langer Reise am Ort der großen Helligkeit anlangte, trat sie mitten in die Versammlung der Sonnen.
„Wollt ihr eine neue Geschichte hören?“, fragte sie. Und die Sonnen, denen der Stoff langsam ausging, stimmten begeistert zu.
„Vor langer, langer, sehr, sehr langer Zeit“, so begann die Götterbotin, „lebten einmal in einem finsteren, dunklen Winkel des Universums Wesen, die waren recht liebenswürdig. Jedes von ihnen hatte zwei Beine, zwei Arme, zwei Ohren, zwei Augen, eine Nase, einen Mund und ein bisschen Fell auf dem Kopf. Sie lebten in Kälte und Finsternis, sodass sie unentwegt froren. Außerdem stolperten sie immer wieder über etwas und taten sich weh. Es war ein quälendes Dasein und manchmal sehnten sie sich danach, dass ihr Leben anders und leichter wäre. Singen und Erzählen konnten sie und das war es, was ihnen etwas Hoffnung machte. So froren und hofften sie lange, lange Zeit, aber nichts geschah.“
„Das ist ja schrecklich!“, platzte da eine sehr kleine Sonne heraus. „Kann man denn gar nichts machen, um der Geschichte eine Wendung zu geben?“
„Doch“, erwiderte die Götterbotin verschmitzt. „Eine Sonne – es kann auch eine ganz kleine sein – müsste dorthin reisen und sich an jenem Ort aufhalten. Ja, sie müsste einfach nur dort sein, dann würde es diesen Wesen mit den zwei Beinen, den zwei Armen, zwei Ohren, zwei Augen, der einen Nase, dem einen Mund und dem bisschen Fell auf dem Kopf bald sehr viel besser gehen. Sie hätten es wohlig warm und brauchten nicht mehr zu frieren. Sie hätten es hell und könnten im Licht alles sehen und erkennen, sodass sie sich nicht mehr an Steinen und Bäumen stoßen würden. Sie könnten tanzen und in Freude leben, wie sie es schon lange Zeit gehofft hatten …“
Die kleine Sonne war verblüfft und entschlossen zugleich. Sie nahm Abschied von ihren Freundinnen und reiste den weiten, weiten Weg bis in jenen abgelegenen, dunklen Winkel des Universums.
Seitdem wohnt sie hier und gibt Tag für Tag den Wesen mit dem den zwei Beinen, den zwei Armen, zwei Ohren, zwei Augen, der einen Nase, dem einen Mund und dem bisschen Fell auf dem Kopf Licht und Wärme – unsere Sonne.
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