Redemption Road: Vergebung. Katie Ashley

Redemption Road: Vergebung - Katie Ashley


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die Brauen. „Du meinst, dass die Info über Sarah schlimmer ist, als wir dachten?“

      Er nickte. „Kommt mit. Gehen wir irgendwohin, wo wir uns besser unterhalten können.“

      Nachdem Bishop unwillig von seinem Mädchen abgelassen hatte, folgten wir Undertaker und Chulo zwischen den Tischen hindurch in den hinteren Teil des Clubs. Dort bewachte ein weiterer Muskelmann eine Tür. Er nickte Ghost zu und trat zur Seite.

      Wir folgten Ghost durch einen schwach beleuchteten Flur bis zur letzten Tür links. In dem Raum befand sich ein imposanter Mahagonitisch mit zehn Stühlen. Anscheinend wurden hier kurzfristig einberufene Sitzungen abgehalten. Ich setzte mich Ghost gegenüber und rieb ungeduldig die Knöchel auf der Tischplatte.

      „Nach eurer Anfrage habe ich sofort die Fühler bei unseren Informanten nach den Entführern ausgestreckt.“

      Er holte einen Umschlag aus der Innentasche seiner Kutte. Er nahm ein glänzendes Schwarz-Weiß-Foto heraus und schob es mir zu. Ich hielt die Luft an. Sarah. Sie war in einer College-Bar und hatte ein paar Drinks mit ihren Freunden. Ihr gegenüber saß ein Kerl in einer Clubkutte auf einem Barhocker. Um sicher sein zu können, hätte ich eine Lupe gebraucht, aber ich glaubte, dass es ein Henchmen war. Anscheinend war sie schon länger auf deren Radar, wenn sie sich die Zeit nahmen, sie zu fotografieren.

      Ich zeigte Bishop das Foto und er fragte: „Können wir das behalten, um den Kerl aufzuspüren?“

      Ghost schüttelte den Kopf. „Es war zwar einer dieser Kerle, aber dort ist sie nicht mehr.“

      Ich lehnte mich vor. „Was meinst du damit? Sie fordern Lösegeld für sie.“

      „Die Henchmen handeln normalerweise nicht mit Menschen. Aber ab und zu kidnappen sie Mädchen, um sie an einen rivalisierenden Club zu verkaufen, mit dem sie sich verbünden wollen.“

      „Welcher Club?“

      Ghost verzog das Gesicht. „Die Diablos.“

      „Guter Gott“, entfuhr es mir.

      Es war eine Sache, von den Henchmen entführt zu werden. Obwohl sie gefährlich waren, rangierten sie doch recht niedrig und hatten nicht viele Verbündete. Die Diablos allerdings spielten in einer ganz anderen Liga. Unter den Top 5 der größten Clubs der Welt rangierten die Diablos ganz oben bei den Hells Angels und den Mongols. Sie wurden nicht nur vom FBI und der ATF – der Abteilung für Alkohol, Tabak, Waffen und Sprengstoff – als gefährlich eingestuft, sondern auch von den anderen Clubs. Sie arbeiteten mit den mächtigsten Drogenkartellen in Mexiko zusammen. Sie waren für ihre extremen Foltermethoden bekannt, und es war ihnen scheißegal, ob sie Frauen oder Kinder ausschalten mussten, um zu bekommen, was sie wollten.

      Das änderte die Sache enorm. „Bist du ganz sicher?“

      Undertaker nickte. „Ich habe einen Kontakt an der Grenze. Er hat bestätigt, dass eine Frau, auf die Sarahs Beschreibung passt, gestern Früh nach Juárez verschleppt wurde.“

      Ghost holte noch ein Foto aus dem Umschlag und schob es über den Tisch. „Das hier haben wir heute Nachmittag erhalten.“

      Erneut hatte ich ein Schwarz-Weiß-Foto von Sarah vor mir. Doch dieses Bild zeigte nur einen Schatten von der Frau, die auf dem anderen Foto fröhlich lachte. Ihr Blick war auf ihren Schoß gerichtet, wo sie die Hände gefaltet hatte. Selbst das Foto vermittelte deutlich ihre Angst.

      „Aber ich dachte, die Kartelle entführen Frauen und schleusen sie aus Mexiko aus, und nicht umgekehrt“, sagte Bishop.

      „Jetzt kommt, was euch nicht gefallen wird“, antwortete Ghost.

      Ich schnaubte. „Mir gefällt an der ganzen verfickten Sache nichts.“

      Ghost nickte Chulo auffordernd zu.

      „Es sieht so aus, als wären weiße junge Frauen der Oberklasse zu einer wachsenden Handelsware bei hochrangigen Kartellmitgliedern geworden. Das El-Paso-Chapter der Diablos beobachtet College-Bars und Campusse. Irgendwo außerhalb von Juárez haben sie ein Camp, wo sie die Mädchen unterbringen, bevor sie sie an den Meistbietenden verkaufen“, erklärte Chulo.

      „Wem gehört das Camp?“, fragte Bishop.

      Chulo trank einen großen Schluck Bier, ehe er antwortete. „Einem Kerl namens Mendoza. Er ist einer von Rodriguez’ Lugartenientes.“ Als Bishop und ich ihn ahnungslos ansahen, zwinkerte er. „Das bedeutet Lieutenant für euch Gringos.“

      Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Moment – also ist er einer ihrer Soldaten?“

      Chulo schüttelte den Kopf. „Als Lugarteniente steht er an zweithöchster Position innerhalb des Kartells. Er überwacht die unteren Ebenen, wie zum Beispiel die Auftragskiller.“

      Tausend Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Ich musste einfach weiterfragen. „Also, wenn er an zweiter Stelle in der Drogenwelt steht, wo kommt der Verkauf von Mädchen ins Spiel?“

      „Aufgrund der jüngsten Razzien gegen den Drogenhandel ist der Menschenhandel zu einem lukrativen Nebeneinkommen für die geworden“, erklärte Chulo.

      Während ich die neuen Infos über Sarahs Entführung verdaute, stützte ich den Kopf mit den Händen ab. Das Ganze ging weit über das hinaus, was ich als Clubmitglied je erlebt hatte, am allerwenigsten als Präsident. Nicht mal Preacher Man oder Case hatten sich je mit einem Kartell angelegt. Sie hatten begriffen, dass die Risiken schwerer wogen als die Vorteile, und hatten sich strikt aus dem Drogengeschäft herausgehalten.

      „Also sind wir sozusagen im Arsch“, sagte Bishop neben mir.

      Ich hob den Kopf und warf ihm einen Blick zu. „Vielleicht im Moment, aber wir werden Breakneck nicht im Stich lassen.“

      „Schön, das zu hören“, sagte Undertaker.

      Ich sah ihn an. „Was meinst du damit?“

      Mit einem listigen Funkeln in den Augen antwortete er: „Ich meine, dass wir euch helfen, da reinzugehen und euer Mädchen rauszuholen.“

      Ich hob eine Braue. „Ist das dein Ernst?“

      „Fuck, ja.“

      Ich schüttelte den Kopf. „Dafür bin ich zwar dankbar, aber das kann ich nicht von euch verlangen.“

      Chulo schnaubte. „Wir fragen gar nicht nach eurer Erlaubnis. Außerdem haben wir unsere eigenen Gründe.“

      „Er hat recht“, sagte Ghost, ehe ich weiter widersprechen konnte.

      „Und was für einen Grund könntet ihr haben, gegen die Diablos und das Rodriguez-Kartell vorzugehen?“, wollte ich wissen.

      Ghost lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Seit sechs Monaten setzen die Diablos Clubs in ganz Texas und Louisiana unter Druck, sich bei ihnen einzupatchen.“

      „Ich nehme an, dass ihr daran kein Interesse habt.“

      Ghost verengte die blauen Augen und sah mich an. „Lieber würden wir sterben, als ein anderes Abzeichen als das der Raiders zu tragen.“

      „Glaub mir, das verstehe ich. Aber trotzdem muss ich euch warnen, worauf ihr euch da einlasst.“

      „Das ist uns verdammt bewusst“, sagte Undertaker.

      Ich betrachtete die drei tapferen Gesichter und begriff, dass ich ihre Meinung nicht ändern konnte. Ich lächelte. „Dann muss ich sagen, dass ich für eure Hilfe sehr dankbar bin.“

      Neben mir bewegte sich Bishop auf seinem Stuhl. „Da Rev und ich keine Ahnung haben, wie wir es anstellen sollen, hoffe ich, dass ihr Jungs einen Plan habt, wie wir nach Mexiko kommen und gegen den zweithöchsten Drogenbaron antreten können.“

      Ghost lachte in sich hinein. „Ja, wir haben einen Plan.“

      „Hoffentlich


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