Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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schenkte. Diesem Mann will ich nicht schaden, aber ich weiß, daß er so aufrichtig ist, mir nichts in den Weg zu legen, um deine abscheulichen Taten aufzudecken.«

      »Nun, ich höre«, sagte er. »Aber du wirst dir auch gefallen lassen müssen, daß ich rechtliche Schritte gegen diese Behauptungen unternehme.«

      »Bitte, es steht dir frei. Wie schon gesagt, es ist alles schriftlich bei einem Anwalt niedergelegt. Beginnen wir also mit meiner Schwester Isabel. Was vorher war, habe ich nicht verfolgt, sonst aber habe ich eine hübsche Liste zusammengebracht von deinen Missetaten.«

      »Alles mit Hilfe eines Hellsehers«, höhnte er.

      »Du sagst es. Daß Isabel ein Kind zur Welt gebracht hat, erfuhr ich erst, als ich von einem Arzt informiert wurde, daß ihr Zustand lebensbedrohend sei. Das ist jetzt zwölf Jahre her, um dir diese Zeit in die Erinnerung zurückzurufen. Isabel glaubte damals immer noch an dich. Du hattest ihr weisgemacht, daß du beruflich ins Ausland müßtest und sie nachholen würdest. Aber es kam keine Nachricht von dir. Ich habe vergeblich nach einem Christian Schlüter geforscht. Isabel lebte zwischen Traum und Tag, zwischen Angst und Hoffnung, dich wiederzusehen. Sie hat dich geliebt, Christoph. Sie hat an dich geglaubt. Das Kind, es ist ein Junge, bekam den Namen Christoph. Seltsam, nicht wahr? Ausgerechnet deinen richtigen Namen, obgleich Isabel den nicht kannte. Aber der wurde dir dann zum Verhängnis. Sie besaß nämlich ein Foto von dir. Heimlich hatte sie dich fotografiert. Ich konnte nicht ständig nach diesem Mann forschen. Ich mußte Geld verdienen, um die Kosten für Isabel und das Kind aufzubringen. Sie war nämlich nicht einmal versichert, da sie noch auf der Modeschule war, als sie dir in die Hände fiel.

      Aber es war in München gewesen. Sie hätte dann bei einer alten Tante im Allgäu Zuflucht gesucht. Und dort hatte sie auch das Kind zur Welt gebracht. Nach der Geburt war sie körperlich und seelisch zermürbt. Sie war ein zerstörter Mensch. Aus einem bildhübschen Mädchen war ein Wrack geworden, aber das Kind war gesund.

      In mir wuchs ein Haß ohnegleichen, Christoph Wellinger. Und dann lernte ich diesen Hellseher kennen. Ich zeigte ihm das Foto, das Isabel von dir gemacht hat. Er sagte mir, daß du anders heißen würdest, nur der Vorname wäre ähnlich. Und dann zeigte er mir eines Tages auch ein Bild in einer Illustrierten, unter dem dein richtiger Name stand. Da war Isabel schon tot. Sie hat es glücklicherweise nicht mehr erfahren, welchem Lumpenkerl sie einen prächtigen Sohn geboren hatte. Und nun begann ich Jagd auf dich zu machen. Leider mußte ich meine Verträge einhalten. Ich wollte ja meinem Neffen, den ich über alles liebe, eine anständige Ausbildung zuteil werden lassen. Aber ich verdiente genug, um das Privatleben der Familie Wellinger zu erforschen, und siehe da, ich brachte auch in Erfahrung, daß Vera Schlüter während ihrer Ehe ein recht lustiges Leben geführt hatte. Es gab da einige nette Affären, die natürlich vertuscht wurden, denn sie stammte ja aus einer sehr angesehenen, sehr vermögenden Familie. Ich brachte auch in Erfahrung, daß du erst nach achtjähriger Ehe geboren wurdest, und da gab es einen Mann im Leben deiner Mutter, der Pierre Montand hieß. Das war zufällig ein Opernsänger. Es hat mich ein schönes Stück Geld gekostet, dies alles herauszubringen, aber eine Vera Schlüter war zu jener Zeit genauso bekannt wie ein Christoph Wellinger heute. Man brauchte nur in Illustrierten zu forschen. Vor zweiunddreißig Jahren gab es derer noch nicht so viele, und es gab auch noch nicht viele Reiche. Man fing ja ganz von vorne an. Dein Vater mußte hart arbeiten. Er konnte seiner lebenshungrlgen Frau nicht viel Zeit widmen. Nun, ich will es kurz machen. Ich suchte diesen Pierre Montand auf. Inzwischen war ich ja auch eine Opernsängerin. Er hatte große Erfolge gehabt, er war glücklich verheiratet und hatte drei Kinder. An eine Vera Schlüter wollte er sich nicht gern erinnern. Aber ich stellte etwas fest. Du siehst ihm verblüffend ähnlich.«

      Ihre Augen waren kalt wie Eiskristalle, als sie auf Christoph herabblickte, der zusammengesunken in dem Sessel saß.

      »Und was noch?« murmelte er.

      »Ich nahm mir die Freiheit, deinen Vater aufzusuchen und lernte einen Mann kennen, vor dem ich höchsten Respekt habe. Ich habe auch eine mißglückte Ehe hinter mir, und ich kann keine Kinder bekommen. Ich werde deinen Vater heiraten, Christoph.«

      Er sprang auf. »Du bist ja wahnsinnig wie deine Schwester«, schrie er.

      »Weil er achtzehn Jahre älter ist als ich?« fragte sie sarkastisch. »Er ist ein Mann, den ich bewundere. Und es wird einen Christoph Wellinger geben, auf den er stolz sein kann. Er sieht ihm sogar ähnlich.«

      »Und das hat dir alles dieser Hellseher eingeflößt«, sagte er höhnisch.

      »Nein, das nicht, aber etwas anderes. Er sagte mir nämlich, daß du noch ein Kind hast, genau genommen noch zwei Kinder, wenn man Kathrin einbezieht. Und dieses Kind werden wir auch suchen, dein Vater und ich. Und es wird auch zu seinem Recht kommen.«

      »Und ihr landet im Irrenhaus, dafür werde ich sorgen«, stieß Christoph wild hervor. »Und du, du bekommst kein Bein mehr auf eine Bühne, du Primadonna!«

      »Wie jämmerlich du bist«, sagte Georgia verächtlich. »Ich würde dir empfehlen, das Land so schnell wie nur möglich zu verlassen. Du wirst dafür noch eine hübsche Summe bekommen. Ich fahre jetzt zu meinem zukünftigen Mann. Er war es, der vorhin anrief.«

      »Ich bringe dich um«, zischte Christoph wutentbrannt.

      Sie schüttelte den Kopf. »Dazu bist du zu feige«, sagte sie. »Verschwinde. Du ekelst mich an.«

      Und da ging er tatsächlich. Krachend flog die Tür ins Schloß, aber schon kurz darauf griff Georgia zum Telefon.

      »Es ist vollbracht, Frieder«, sagte sie verhalten. »Ich komme jetzt zu dir. Es ist ausgestanden.«

      Nun. Karl Friedrich Wellinger glaubte dies noch nicht, aber er atmete auf, als er Georgia kommen sah und eilte ihr mit ausgestreckten Armen entgegen.

      »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll«, sagte er leise.

      »Oh, ich könnte das gleiche sagen. Aber ich denke. daß wir Chris noch eine Zeit im Internat lassen.«

      Er küßte ihr beide Hände. »Du sollst es nie bereuen, Georgia, daß du dem alten Wellinger doch noch Glück ins Haus gebracht hast.«

      Sie lachte leise. »Sag nicht, daß du alt bist, mein Freund. Wir haben beide allerhand mitgemacht, aber so manches Schöne werden wir schon noch erleben. Daß es so kommen würde, hätte ich mir allerdings nicht träumen lassen, als ich das erste Mal dieses Haus betrat. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich geborgen.«

      »Und ich bin zum ersten Mal richtig glücklich«. sagte er fast andächtig. »Ich habe nicht geglaubt, daß du meinen Antrag annehmen würdest.«

      Sie lächelte hinreißend. »Zuerst hast du es ja nur so gedacht, damit Chris ohne Aufhebens zu seinen Rechten kommt«, meinte sie neckend. »Aber nur deshalb allein hätte ich nie ja gesagt, Frieder. Ich habe noch nie einen Mann wie dich kennengelernt, einen Mann, der durch Geld nicht verdorben wurde, der durch Schicksalschläge nicht resignierte und sich auch über grausame Wahrheiten würdevoll hinwegsetzen kann.«

      »Nun, würdevoll habe ich diesen Lump heute nicht aus dem Hause gewiesen«, sagte er. »Ich kann ihn nicht mehr sehen, Ich könnte seinen Anblick nicht mehr ertragen, Georgia.«

      »Ich auch nicht, aber ich mußte ja erst alle Beweise beisammen haben, bevor ich meine Trümpfe ausspielen konnte.«

      »Und die Tournee hast du abgesagt, Georgia?«

      »Ich werde noch in Paris und Rom singen, dann ist Schluß.«

      »Reut es dich nicht?«

      Ihr Blick wanderte in die Ferne. »Es war ein weiter, steiniger Weg, um nach oben zu kommen, Frieder. Es ist ein gutes Gefühl, abtreten zu können auf einem Höhepunkt. Ich bin des Herumreisens müde, und Chris wird es auch genießen, ein richtiges Zuhause haben zu konnen.«

      »Du sagtest, er wäre mir ähnlich, aber wenn ich nicht Christophs Vater bin, wie sollte er mir da ähnlich sein?«

      »Das habe ich mich auch gefragt. Es ist ja nicht die äußerliche Ähnlichkeit, es sind seine Eigenheiten.


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