Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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seine Mutter. Isabel war weich und nachgiebig.«

      »Aber du bist seine Tante. Diesbezüglich besteht Blutsverwandtschaft. Ich hoffe, daß er dir äußerlich ähnlich ist.«

      »Er ist ein richtiger Junge«, sagte sie lächelnd. »Du wirst es bald feststellen können, Frieder.«

      »Frieder hat auch noch niemand zu mir gesagt«, murmelte er, sie in die Arme ziehend.

      »Das beanspruche ich auch für mich ganz allein«, erwiderte sie innig, und dann bekam er einen langen, zärtlichen Kuß.

      *

      Christoph Wellinger raste die Autobahn entlang. Er holte aus dem Wagen heraus, was möglich war, und das war nicht wenig.

      Die, an denen er wie der Wind vorbeifuhr, schüttelten den Kopf. ­Einen Verrückten nannten sie ihn, und vielleicht war er jetzt wirklich so zu nennen. Es war zuviel gewesen, was er zu hören bekommen hatte. Einigermaßen klaren Verstand hatte er nur solange bewahrt, bis er erfahren hatte, wo Pierre Montand lebte, und das war nicht schwierig gewesen. Er kannte ja die Konzertagenten, seit er sich für Georgia Stafford interessiert hatte. Daß sie, ausgerechnet sie, ihm zum Verhängnis werden sollte, hätte er niemals erwartet, und das hätte auch Fee Norden nicht gedacht.

      Sie hatte die Samstagszeitung mal wieder sehr aufmerksam gelesen, weil Daniel sich sehr gern von ihr über alles Wichtige informieren ließ, während er mal in aller Ruhe frühstücken konnte.

      »He«, rief Fee plötzlich aus, »was sagst du dazu, Georgia Stafford hat ihre Konzerttournee abgesagt. Sie tritt nur noch in Paris und Rom auf. Dann sagt sie der Bühne Adieu.«

      »Warum?« fragte Daniel.

      »Aus privaten Gründen. Meine Güte, sie wird doch nicht den jungen Wellinger heiraten wollen.«

      »Frauen sind unberechenbar«, meinte Daniel schmunzelnd.

      »Werde bloß nicht frech«, sagte Fee. »Jedenfalls wäre ich dann nachträglich sehr von ihr enttäuscht.«

      »Was hat ihre Stimme mit ihrem Charakter zu tun?« meinte Daniel gelassen.

      »Eine Stimme wird nur von der Persönlichkeit geprägt. Mich hat keine Mimi so beeindruckt wie sie.«

      »Die arme Mimi starb an einer Lungenkrankheit«, sagte Daniel gleichmütig. »Und wenn eine Opernsängerin sich mit jeder Rolle identifiziert, stirbt sie tausend Tode. Die würde sie wohl auch sterben, wenn sie diesen Widerling heiratet. Na, jedenfalls habe ich den alten Wellinger auf meiner Seite.«

      Fee horchte auf. »Das ist ja was Neues«, rief sie aus.

      »Ein sehr sympathischer Mann«, sagte Daniel. »Jetzt verstehe ich Stahl, daß er sagte, er wisse nicht, wie er zu diesem Sohn gekommen sei. Ich meine Wellinger zu seinem Sohn. Der wird ihn ja kaum aus einem Heim geholt haben wie Jochen Stahl. Aber ich muß sagen, daß der besser bedient ist.«

      »Man weiß nie genau, wie sich ein Kind entwickelt«, sagte Fee nachdenklich. »Du hast noch nicht erklärt, wie du Wellinger auf deine Seite gebracht hast.«

      »Ich hab gar nichts getan. Er hat von sich aus dem Vormundschaftsgericht mitgeteilt, daß sein Sohn nicht geeignet sei, einen guten Einfluß auf Kathrin auszu­üben, daß mein Attest von ihm nur bestätigt werden könne. Ich denke, daß alles geregelt sein wird, wenn Kathrin wieder vom Tannenhof heimkommt, und daß Jobst von Tammen dann auch die Adoption einleiten kann.«

      Danny stürmte ins Zimmer. »Trara, die Post ist da«, schrie er lauthals.

      »Wir sind nicht schwerhörig«, brummte Daniel.

      »’tschuldigung«, sagte Danny, und dann knallte er die Postsachen auf den Tisch. »Kommst du spielen, Papi?« fragte er.

      »Laßt Papi doch noch ein bißchen Ruhe«, sagte Fee. »Laßt ihn wenigstens die Post anschauen.«

      »Machst du doch sowieso, Mami«, sagte Danny. »Papi will nur das Angenehme wissen.« Er grinste lausbubenhaft.

      »Hast ja recht. Danny«, sagte sein Vater.

      »Da ist aber ein Brief von Toby dabei«, sagte Fee.

      Danny war schon wieder im Garten. »Das finde ich rührend«, fuhr Fee fort.

      »Er wird doch nicht Heimweh bekommen?« meinte Daniel.

      So klingt es nicht. Hör mal zu. Lieber Dr. Norden, vielen Dank, daß Sie dafür gesorgt haben, daß Kathrin und ich zum Tannenhof gekommen sind. Es gefällt uns nämlich sehr gut. Tante Annabel ist sehr, sehr lieb. Sie verstehen doch alles so gut. Könnten Sie nicht auch fertigbringen, daß Annabel ganz zu uns kommt, wenn Papi wieder nach Haus kommt? Ich schreibe das heimlich. Aber Ihnen konnte ich doch immer alles sagen. Tante Martina hat Annabel auch sehr gern. Würden Sie bitte mal mit ihr sprechen? Papi hat zu mir gesagt, daß ich die nächste Hausdame selber aussuchen darf, aber ich möchte nur Annabel haben. Wenn Sie mir helfen, habe ich Sie noch mal so lieb. Ihr Toby.

      »Da könnten einem die Tränen kommen«, sagte Fee leise.

      »Seltsam ist es schon, wenn Toby sich für ein weibliches Wesen so begeistern kann«, sagte Daniel. »Diese Annabel hat auch auf mich einen guten Eindruck gemacht. Aparte Erscheinung und Martina schien sie auch gleich sehr zu gefallen. Ich werde mal mit ihr sprechen.«

      »Es wäre ein schlechter Dank für die gute Mutter Hedwig«, gab Fee zu bedenken. »So leicht bekommt sie doch in dieser Abgeschiedenheit keine guten Hilfskräfte.«

      »Aber schade wäre es auch, wenn so eine Frau wie diese Annabel nicht eine bessere Chance bekommen würde. Toby ist sehr beharrlich, wie es scheint. Er wird nicht so schnell locker lassen. Er hat Vertrauen zu mir, Fee. Ich darf ihn nicht enttäuschen.«

      »Aber es würde doch wohl zu weit gehen, Stahl mit dieser Annabel verkuppeln zu wollen.«

      »Davon kann doch wirklich keine Rede sein. Das würde eher Martina fertigbringen.« Er zwinkerte Fee zu. »Bei ihr werde ich auch einen Stein im Brett haben, wenn Kathrin jetzt nicht mehr von Wellinger verängstigt wird. Mich freut’s, Fee. Ist doch mal wieder ein schneller und guter Erfolg.«

      »Toby schreibt schon sehr gut«, sagte Fee, als sie den Brief noch mal gelesen hatte.

      »Er ist ein kluger Junge, Fee. Zehn Jahre, und er kommt aufs Gymnasium.«

      »Ob Danny auch mal mit zehn Jahren solche Briefe schreiben kann?« meinte Fee.

      »Na, reden tut er doch wahrhaftig genug«, lachte Daniel, »nur so sauber wird er wohl niemals schreiben. In seinem Zeugnis steht es ja. Die Schrift könnte besser sein.«

      »Und was hat er zu seiner Lehrerin gesagt?« lächelte Fee. »Da müßten Sie erst mal sehen, wie mein Papi schreibt.«

      »So ein Schlingel«, lachte Daniel schallend.

      »Dein Sohn!«

      »Unser Sohn! Den Doktors billigt man doch eine Klaue zu.«

      »Ich liebe deine Schrift«, sagte Fee.

      »Ich deine auch. Wenn du schreibst: Meinem Herzensmann, oder meinem innigstgeliebten Daniel, kann ich jeden Buchstaben lesen.«

      Schnell bekam er einen Kuß. »Ich brauche auch nicht zu überlegen, was du niedergeschrieben hast«, sagte sie zärtlich. »Bei Danny muß ich da schon mehr studieren. Aber im Lesen ist er der Klasse weit voraus, das ist auch was wert.«

      »Kommst du endlich, Papi?« rief jetzt Anneka, und da erhob er sich. »Schreibst du Toby ein paar Zeilen, Fee?« fragte er. »Maschinenschrift kann er besser lesen. Ich unterschreibe dann.«

      Sie lachte leise hinter ihm her. Aber zweimal brauchte er sie nie um etwas zu bitten.

      *

      Freundlicher Gedanken war Christoph Wellinger nicht fähig. Ich zahle es euch heim, sagte er immer wieder vor sich hin.

      Die Grenze nach Frankreich hatte er schon hinter sich gelassen. Aus dem Autoradio schallten französische Chansons. Er mochte


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