Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
rechts, den anderen nach links aus und drückte die beiden schlanken Geschöpfe innig an sich. Wozu sollte er zwischen den beiden entscheiden, wenn er sie alle zwei haben konnte?
Heiko verteilte ein Küsschen nach rechts und ein Küsschen nach links und dachte nicht daran, seinem Freund beim Festmachen des Bootes zu helfen. Ein bisschen spöttisch sah er zu, wie sich der andere abmühte.
»Kannst du einmal halten?«, rief Wolfgang ihm zu.
Heiko zuckte bedauernd die Schultern. »Unmöglich. Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin.«
Jetzt verlegte sich der junge Mann aufs Schmusen. Das verstand er besonders gut. Er konnte so zärtlich sein, dass die Mädchen stets begeistert waren. Oft war es danach recht schwierig für ihn, sie wieder abzuhängen.
Heiko streichelte rechts und streichelte links. Er tauschte verliebte Blicke und raunte Kosenamen aus seinem umfangreichen Repertoire.
Mit sanftem Ruck stieß das Segelboot an den Kai. Es gab ein schnarrendes Geräusch, dann stand der Kahn still.
»Aussteigen, die Herrschaften«, rief der etwas verärgerte Bootsbesitzer. Sooft er Heiko auch einlud, es war immer dasselbe. Er durfte die Arbeit tun, während sich sein Freund nur mit den Mädchen beschäftigte. Wahrscheinlich hätte er Heiko längst nicht mehr mitgenommen, wenn die Sache nicht auch einen beachtlichen Vorteil gehabt hätte: Wenn Heiko mitfuhr, ließen sich die hübschesten Mädchen einladen. Überhaupt war immer etwas los, sobald der blonde Heiko auftauchte.
»Schon?«, fragte die kleine Gruppe gedehnt. Die Mädchen zogen einen Schmollmund, Heiko machte ein betrübtes Gesicht.
»Gerade jetzt, da es endlich nett bei uns wird.«
»Wir können ja noch ein bisschen im Clubhaus beisammensitzen«, schlug Wolfgang vor und sah eifersüchtig auf Heiko, der beide Damen fest im Arm behielt und zusammen mit ihnen an Land sprang.
»Eins, zwei, drei!«, schrien die drei im Chor, und waren auch schon auf dem Bootssteg.
Heiko bekam von jeder Seite ein dankbares Küsschen. »Fahren wir morgen wieder hinaus?«, zwitscherten die Blondinen.
»Wenn es euch Spass macht? Mein Freund hat ohnehin für morgen eine Bootsfahrt geplant. Stimmt’s?« Heiko kniff vielsagend ein Auge zu.
»Na ja, man könnte darüber reden.«
»Ihr müsst natürlich auch ein bisschen nett zu ihm sein. Na, wie wär’s, Kati? Möchtest du ihm nicht einen Kuss geben?« Heiko tätschelte die Wange seiner rechten Begleiterin.
»Ja, wenn wir heute Abend alle miteinander in die Disco gehen!«
»Wird gemacht!« Für solche Dinge war Heiko immer zu haben. Großzügig ließ er das Mädchen zu seiner Rechten los und schob es seinem Freund Wolfgang zu.
So bummelten die beiden Paare gut gelaunt zum Clubhaus. Dort war Heiko Stammgast. Jeder kannte ihn und wusste um seine zahlreichen Flirts.
»Man hat heute schon vier Mal nach dir gefragt«, meldete die dralle Kellnerin.
»Wer? Sonja?«, fragte Heiko gleichgültig. Das Mädchen an seiner Seite begann ihm Spass zu machen. Deshalb wollte er an Sonja gar nicht mehr denken. Überhaupt wusste er nicht mehr so richtig, was er ihr am vergangenen Abend alles versprochen hatte. Er hatte ein wenig zu viel getrunken gehabt und konnte sich an den letzten Teil der Party überhaupt nicht mehr erinnern.
»Nein, nein.« Die Kellnerin tuschelte Heiko vertrauensselig ins Ohr. »Frau Langenburg war am Telefon.«
»Au Backe!« Schlagartig war Heikos unbekümmerte Laune verflogen. Er ließ die Blondine los und strich sich das lange Haar zurück.
»Ich muss rasch einmal telefonieren«, murmelte er.
»Lass uns doch erst etwas trinken. Ich bin schrecklich durstig«, bettelte das Mädchen.
»Bestell schon. Ich komme nach.«
»Kann ich denn nicht mitkommen?« Die blonde Schönheit hängte sich bei Heiko ein.
»Nein, mein Schatz. Das ist eine sehr wichtige Sache für mich.«
»Erzählst du mir nachher davon?« Schmeichelnd rieb das Mädchen seine Wange an Heikos Kinn.
»Vielleicht.«
Heiko beeilte sich, in die Telefonzelle zu kommen. Er war ein leichtsinniger Bursche, doch wenn es um seine Tante Astrid ging, konnte er erstaunlich eifrig werden.
Lange sprach er mit der vermögenden Verlegersgattin. Als er die Kabine verließ, war er auffallend nachdenklich.
Sofort war die kleine Blondine wieder neben ihm. »Hat dir ein Mädchen abgesagt?«, fragte sie und fuhr Heiko schmeichelnd ums Kinn.
Jetzt war ihm diese Zärtlichkeit ausgesprochen unangenehm. Er biss so hart die Zähne aufeinander, dass es leise knirschte.
»Mach dir nichts daraus, du hast ja jetzt mich«, flötete das Mädchen.
»Setz dich lieber zu uns und trinke etwas. Cola mit Gin und Vanilleeis. Schmeckt einfach klasse!« Der Freund und Bootsbesitzer hob sein Glas.
»Tut mir leid, ich muss gleich weg.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage. Gerade jetzt, wo’s so gemütlich ist.« Das blonde Mädchen dirigierte Heiko zu einem Stuhl.
»Es ist aber wichtig«, wehrte sich der junge Mann. »Ist euch zufällig der Name Langenburg ein Begriff?«
»Langenburg? Meinst du etwa den reichen Verleger?«
»Genau. Seine zweite Frau ist meine Tante. Von ihr bekomme ich jeden Monat einen Scheck. Und nicht bescheiden.«
»So eine Tante wünsch ich mir auch.« Heikos Freund grinste unverschämt.
»Lieber nicht. Weil du dann nach ihrer Pfeife tanzen musst. Genau wie ich. Sie sagt dir genau, was du zu tun hast.«
»Hör mal, hast du nicht Freiheiten genug? Du tust doch, was dir gefällt.«
»Hm. Aber nicht mehr lange. Die Tante hat nämlich so ihre Pläne.« Heiko wiegte nachdenklich den Kopf hin und her.
»Erzähl schon!« Kameradschaftlich stieß Wolfgang seinen Freund in die Seite.
»Musst du arbeiten?«, erkundigte sich die kesse Kati mitfühlend.
»Noch viel schlimmer«, antwortete Heiko düster. »Tante Astrid will mich verheiraten. Sie hat es zwar eben am Telefon nicht richtig zum Ausdruck gebracht, aber ich ahne das schon lange.« Er ließ den Kopf hängen.
»Das brauchst du dir doch nicht gefallen zu lassen«, empörte sich Kati.
»Und meine Schecks? Könnt ihr mir verraten, wovon ich leben soll?«
»Na, ich würde mir die Auserwählte erst einmal ansehen«, brummte Wolfgang.
Heiko winkte ab. »Ich kenne sie. Sie ist hübsch und vor allen Dingen reich. Langenburgs Tochter.«
»Na, dann! Hör mal, nach diesem Mädchen würden sich andere die Finger schlecken, und du sitzt da, als wärst du auf deiner eigenen Beerdigung.«
»Heiko mag sie eben nicht«, verteidigte die Blondine den neuen Freund.
»Sie hat recht. Die Prinzessin ist stinklangweilig.« Heiko stützte den Kopf in die Hände.
»Ist das ein Problem?«, grölte der Freund. »Du heiratest sie, spielst untertags den braven Ehemann, und abends gehst du aus. Wie ich dich kenne, findest du jeden Tag einen plausiblen Grund dafür.«
»Da kennst du die Langenburgs schlecht. Das ist nämlich eine piekfeine Gesellschaft. Wer sich dort solche Dinge erlaubt, wird kurzerhand herausgeschmissen.« Heiko stieß verächtlich den Atem aus. Wenn es einen Anreiz für diese Heirat gab, dann nur Elisabeth Langenburgs Reichtum.
»Du Armer«, schmeichelte das blonde Mädchen. »Aber es bleibt doch bei heute Abend? Wir tanzen