Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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will?«, erkundigte sich der Tierarzt aus Fulda etwas verwundert. Die Sache mit dem Namensbäumchen fand er nicht so wichtig, wohl aber die betonte Erklärung Denises, dass Gunni nicht für immer in Sophienlust bleiben werde.

      Nick selbst übernahm es, die Antwort zu erteilen. »Ach, wissen Sie, das ist nämlich so. Als ich noch jünger war, bildete ich mir allen Ernstes ein, es sei möglich, alle Kinder, die wir einmal in Sophienlust aufgenommen hatten, für immer bei uns zu behalten. Ich kämpfte um jeden Buben und jedes Mädchen, das uns verlassen sollte. Inzwischen habe ich längst eingesehen, dass unser Haus gar nicht ausreichen würde, um jedes Kind in Not, von dessen Lage wir erfahren, für dauernd aufzunehmen.«

      »Aha, das ist es also. Ich kann gut verstehen, dass dir Sophienlust als ein besonders glücklicher Ort erscheint. Deine Urgroßmutter hat dir ein ungewöhnlich schönes und wichtiges Erbe hinterlassen, Nick.«

      »So ist es. Es ist nur schade, dass ich sie nicht mehr kennengelernt habe«, sagte Nick leise. »Sie starb, als ich fünf Jahre alt war, und wir wohnten damals im Ausland.«

      »Der Wille deiner Urgroßmutter hat sich erfüllt. Nur darauf kommt es an, mein Junge«, antwortete Dr. Rhode gedankenvoll. Er war überzeugt, dass seine kleine Tochter unter der Obhut Denise von Schoeneckers die rechte Geborgenheit finden würde.

      »Warum bist du eigentlich gekommen, Nick? Du wolltest doch sicherlich etwas von mir«, erinnerte Denise den Gymnasiasten.

      Nick tippte sich an die Stirn. »Stimmt, Mutti. Das hätte ich beinahe vergessen. Also, Andrea hat angerufen. Die Igel sind heute ausgeblieben. Jetzt tut es ihr doch ein bisschen leid, dass sie Mumps auf diese Weise verliert.«

      Denise nickte ihrem Sohn zu. »Andrea geht es mit dem Tierheim wie dir früher mit Sophienlust, Nick. Das Freigehege ist schon reichlich besiedelt. Wahrscheinlich fand Mumps es für sich und seine große Familie ganz einfach zu eng. Er wird sich nicht weit entfernt niedergelassen haben.«

      Nick lachte. »Ja, eine Familie hat er jetzt. Beinahe wie die Kinder, die uns im Laufe der Jahre verlassen haben. Oder wie Betti. Die hat auch einfach geheiratet und die arme Andrea allein gelassen.«

      »Andrea wird sich eine andere Hausgehilfin suchen. Das braucht seine Zeit. Die Geschichte mit den Igeln freut mich. Ich gönne Mumps das große Glück.«

      »Natürlich«, fiel der Tierarzt ein. »Es beweist übrigens, dass die Tierpflege und -haltung bei Waldi & Co. vorbildlich ist. Der Igel hat keine Schwierigkeiten, sich wieder den natürlichen Gegebenheiten des Igellebens anzupassen. Hut ab vor dieser Leistung. Und die Igelin war auch zufrieden mit ihm. Sieben Kinderchen – das ist doch ein schlagender Beweis.«

      »Natürlich sieben, würde Gunni sagen«, meinte Nick, amüsiert schmunzelnd.

      Dr. Rhode erhob sich und küsste Denise die Hand. Noch einmal bedankte er sich. Dann ging er in den Park, um nach Gunni zu suchen, der er sich in diesen kurzen freien Tagen so viel wie möglich widmen wollte, obwohl die kleine Dame sich ihrer Sonderrolle im Kinderheim bewusst war und durchaus nicht immer Zeit für den Vater erübrigen wollte.

      Denise strich sanft über Nicks Haar. »Zufrieden, Nick? Hättest du es auch so gemacht?«, fragte sie ihren großen Jungen.

      »Mit den Igeln, Mutti? Klar! Andrea will ihnen ja die Freiheit geben. Es tut ihr bloß ein bisschen leid. Und das ist doch erlaubt. Es ist immerhin ein Abschied.«

      »Nein, ich meine die kleine Gunni. Ich habe Dr. Rhode regelrecht darum gebeten, sie bei uns zu lassen, weil Uwe Breuer sich so nett mit ihr angefreundet hat.«

      »Ja, das hätte ich auch so gemacht«, erwiderte Nick mit Überzeugung. »Uwe ist richtig verliebt in das niedliche kleine Ding. Aber man muss Gunni auch wirklich gernhaben. Vorhin habe ich sie auf unser kleinstes Pony gesetzt. Einfach süß sah sie aus. Sie hatte gar keine Angst. Wir müssen es einmal bei Andrea auf Billy versuchen. Das wäre doch etwas. Gunni ist so klein und leicht, dass der Liliputhengst sie sicher tragen könnte.«

      »Mach lieber keine Experimente. Billy ist nicht daran gewöhnt, geritten zu werden. Er würde vielleicht versuchen, Gunni abzuwerfen. Das gäbe blaue Flecken, Tränen oder Schlimmeres. Unsere Ponys hier kennen nichts anderes, als dass sie von Kindern als Reittiere benutzt werden.«

      »Okay, Mutti. Ist erledigt. Lassen wir das. Es fiel mir nur ein, weil Uwe es ja ständig mit Billy macht. Er scheint alles zu lieben, was besonders klein ist: Gunni, Billy … Es passt irgendwie zusammen.«

      »Wahrscheinlich gefallen ihm Billy und Gunni, weil er zwar selbst noch klein ist, aber so ein kleines Tier oder Mädchen doch schon beschützen kann wie ein großer, erwachsener Mann. Er ist nämlich betrübt darüber, dass er seiner Mutter nicht so beistehen kann, wie er es sich wünscht. So sucht er bei Billy oder bei Gunni etwas wie einen Ausgleich.«

      »Hm – was ist eigentlich mit Uwes Vater?«

      »Frau Breuer hat mir nichts Genaues erzählt. Es scheint da einige Schwierigkeiten zu geben, aber es ist besser, wenn nicht darüber gesprochen wird. Zu gegebener Zeit wird man erfahren, was gewesen ist. Vielleicht kommt alles wieder in Ordnung. Mit allzu viel Gerede nützt man niemandem.«

      Nick verzog den Mund. »Es würde mich schon interessieren, aber wenn du meinst …«

      »Wir müssen respektieren, dass Frau Breuer nicht davon sprechen will, Nick. Bitte, behalte auch deine Gedanken und Mutmaßungen für dich und sage vor allem Uwe gegenüber kein Wort. Es könnte ihn verletzen.«

      Nick schnaufte empört. »Was denkst du eigentlich von mir? Ich habe doch nur dich gefragt. Mit jemand anderem würde ich kein einziges Wörtlein darüber reden. Darauf kannst du dich ganz fest verlassen.«

      Denise lächelte versöhnlich. »Verzeih mir, Nick. Ich vergesse manchmal, dass du inzwischen fast erwachsen geworden bist. Früher warst du oft ein bisschen neugierig und manchmal auch nicht ganz verschwiegen. Man lernt nie aus als Mutter. Sei mir nicht böse.«

      Nun musste Nick lachen. »Schon gut, Mutti. Du hast mir eben auch eine lange Rede darüber gehalten, dass Gunni nicht für dauernd in Sophienlust bleiben kann. In manchen Dingen änderst du dich nicht. Das macht aber nichts. Ich habe dich trotzdem wahnsinnig lieb.« Er umarmte seine Mutter und küsste sie.

      Denise wusste diese für einen Jungen in seinem Alter seltene Zärtlichkeit wohl zu schätzen. Dass seine ersten Barthaare sie bei dem Kuss ein wenig gekratzt hatten, stimmte sie heiter und wehmütig zugleich.

      *

      »Frau von Schoenecker schreibt, dass Uwe jetzt endlich fröhlicher ist. Seit einigen Tagen ist ein kleines Mädchen in Sophienlust, dessen Mutter vor einem guten Jahr gestorben ist. Das Kind ist erst vier Jahre alt, aber unser wunderlicher kleiner Uwe hat mit der Kleinen innige Freundschaft geschlossen, Jan.«

      Der alte Verwalter hörte der Gutsherrin aufmerksam zu und nickte mehrmals. »Sie sollten Uwe wieder einmal besuchen, Frau Beate«, meinte er in seiner bedächtigen Art. »Wir haben im Augenblick gar nicht so viel Arbeit, und ich komme auch einmal zwei oder drei Tage allein aus. Der neue Landarbeiter ist sehr tüchtig. Er hilft mir auch dann, wenn es einmal eine halbe Stunde über die Zeit hinausgeht. Manches ist doch leichter geworden in diesen Wochen, und der Gemüseverkauf war wirklich ein Erfolg.«

      Beate Breuer legte die Hand verstohlen in ihr schmerzendes Kreuz. Ja, sie hatte Gemüse angebaut und es auf den Wochenmarkt geschickt. Jeden Morgen hatte sie schon um vier Uhr draußen gestanden und mit gebeugtem Rücken geerntet. Anfangs waren es die Erdbeeren gewesen, dann war anderes Beerenobst gefolgt, in erster Linie aber Gemüse. Junge Möhren, zarte Radieschen, prallrote Tomaten aus dem Treibhaus – das alles brachte einen guten Preis. Man musste aber vor allem jeweils der erste Betrieb sein, der die Sachen anbot. Dann konnte man ziemlich viel dafür verlangen.

      Weil Beate den Kampf um den Heidehof unter allen Umständen gewinnen wollte, hatte sie auch diese harte Arbeit auf sich genommen. Nun zeigte sich in den Büchern der erste bescheidene Erfolg. Zumindest war die Bankschuld ein klein wenig geringer geworden. War dies ein allererster Hoffnungsschimmer am Horizont?

      »Ich habe gestern Herrn


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