Makellos. Aline Cara Luna Meixner

Makellos - Aline Cara Luna Meixner


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in Großstudios in sogenannten Boxen. Im Hintergrund ist eine Hohlkehle in weiß oder hellgrau und die Boxen werden durch dicke schwarze Vorhänge getrennt. Die Models werden von einem Visagisten-Team vorbereitet. Je ein Visagist begleitet das Model dann auch den gesamten Tag um zu verhindern, dass das Haar- oder Make-up -Kunstwerk durchs Umziehen zerstört wird. Und umgezogen wird bis zu 60-mal am Tag. Jeder Box wird auch ein Stylist und Fotograf zugewiesen. Die Stylisten bereiten das zu fotografierende Material vor. In manchen Shops sind das 30 Teile pro Tag und jedes Teil wird liebevoll und mit großer Mühe in Szene gesetzt. Bei anderen sind es bis zu 70 Teile pro Tag. Von jedem Teil müssen 6 bis 7 Ansichten geshootet werden. Um nicht allzu schlimmen Datenwust zu kreieren, sind oft sogar Vorgaben an die Auslösezahlen der Kameras gebunden. Das heißt für jede Ansicht darf der Auslöser nur zwei- oder drei- Mal gedrückt werden. Da muss das Posing, Ausdruck und Licht innerhalb von Sekundenbruchteilen stimmen. Das ist ein Vorteil für erfahrene Models; wer gut und schnell arbeitet, wird immer wieder gebucht und hat sichere Einnahmen garantiert. Das Ganze geht geschäftsmäßig und effizient von der Bühne. Umgezogen wird sich buchstäblich an Ort und Stelle. Den Unterwäsche Models wird eine kleine Kabine mit Vorhang in der Box zugestanden. Commercial Girls shooten auch TVC’s und Musikvideos. Sie sind also jene Mädchen, die natürlich ganz besonders enthusiastisch Tampons bewerben. Klingt jetzt erstmal unsexy, die Gagen für diese Jobs machen solche Aufträge aber sehr attraktiv.

      Ich bin ein kommerzielles Model, eines von der sexy Sorte. Ich habe ein symmetrisches Puppengesicht und habe das große Glück eine sehr gute Haut zu haben. Außerdem habe ich Kurven an den richtigen Stellen, obwohl ich ein sehr zierlicher Typ bin. Soweit so normal. Ansonsten waren meine Karriere und der Weg zum Model alles andere als gewöhnlich. Das Modeln kam völlig unerwartet zu mir. Ich habe im beinahe biblischen Alter von 23 Jahren begonnen. Ich hatte einen Freund, der wiederum einen Freund hatte, der ein angesehener Fotograf war. Über Umwege und im Rahmen einer dramatischen Trennung und kurzzeitigen Verwirrungszuständen meinerseits fand ich mich für Probeaufnahmen in seinem Studio wieder. Scheinbar war ich das, was man als Naturtalent bezeichnet. Ich weiß nicht, ob ich es dem jahrelangen Ballettdrill meiner Jugend und dem daraus resultierenden Körpergefühl zu verdanken habe, oder ob es einfach Anfängerglück war. Aber der Fotograf war so begeistert, dass er die Aufnahmen an eine Agentur schickte, die mich prompt anrief. Bis dahin hatte ich das Ganze als großen Spaß gesehen und die Aufmerksamkeit hatte meinem ramponierten Ego gut getan. Aber wirklich in Erwägung gezogen, Model zu werden, hatte ich nicht. Ich war doch viel zu klein, zu alt und zu dick. Und in all diesen Punkten hatte ich auch völlig Recht. Theoretisch zumindest. Und somit bin ich der lebende Beweis, dass es in dieser Branche nur eine Regel gibt: Mit etwas Glück und noch mehr Beharrlichkeit gibt es keine Regeln.

      Auch Models wie Sara Sampaio oder Bianca Balti, ihres Zeichens Victoria’s Secret-Engel und jahrelanges Dolce & Gabbana Werbegesicht, die Beide wirklich winzig klein sind, beweisen, dass so einiges geht, wenn Schönheit auf einen starken Willen und etwas Glück treffen.

      Du möchtest immer noch Model werden? Bist du dir wirklich ganz sicher? Stripperin ist wesentlich stressfreier ... - habe ich gehört. Du bist dir deiner Sache sicher? Ok, dann hier ein knackiger 6-Punkte Plan wie du am besten vorgehen solltest.

      Schritt 1

      Beginne mit einer ehrlichen Einschätzung deiner selbst. Erstmal die harten Fakten: Bist du zwischen 16 und 24 Jahre alt? Bist du über 174 cm? Aber unter 182 cm? Hast du eine reine Haut, keine großen Narben oder Tattoos, weiße gerade Zähne, schöne Haare und einen schlanken bis sehr schlanken, sportlichen Körper? Fällt es dir leicht, dein Körpergewicht zu halten? Natürlich gibt es Ausnahmen dieser Regeln, Models mit Zahnlücken beispielsweise. Aber mache dir bewusst, dass jede Abweichung von diesen Parametern es dir schwieriger machen wird. Bist du beispielsweise kleiner, muss dein Körper umso perfekter sein. Kleinere Menschen sehen schneller "massiger" aus, als eine Frau, die mit 180 cm naturgemäß eine andere Beinlänge mitbringt. Du bist älter? Nicht unbedingt ein unüberwindbares Hindernis, aber keine Agentur wird ein Mädchen mit 26 Jahren anfangen aufzubauen. In diesem Fall musst du selbst aktiv werden und versuchen, etablierte Fotografen zu einem Testshooting zu bewegen. Oder der einfachere Shortcut, sie für ein Testshooting zu bezahlen, um so ein vorzeigbares Portfolio aufbauen zu können. Bewusst frage ich nicht, ob du schön bist. Die Definition von Schönheit ist in der Modebranche sehr wankelmütig und ob dein Aussehen gefragt ist, kannst du nur durch die Probe aufs Exempel testen.

      Schritt 2

      Wir gehen mit der schonungslosen Ehrlichkeit in die nächste Runde. Neben den körperlichen Faktoren ist die psychische und emotionale Beschaffenheit mindestens genauso wichtig. Nicht nur im Prozess des Modelwerdens, sondern auch in deiner späteren Laufbahn wirst du ständig und immer wieder Ablehnung erfahren. Kunden werden an dir rummeckern, du wirst sinnlos von Casting zu Casting rennen und immer nur „Nein" hören. Optionen werden in letzter Sekunde gelöst und deine Mitmenschen sind manchmal alles andere als nett zu dir. Bist du introvertiert, schüchtern, unsicher oder in irgendeiner Form labil, dann ist dieser Job absolut nichts für dich. Es ist ein Trugschluss, dass der Beruf Model dein Selbstbewusstsein stärkt. Das Gegenteil ist der Fall. Dir werden Fehler an deinem Körper aufgezeigt werden, von denen du nicht mal wusstest, dass sie existieren können. Ich habe einmal einen Job wegen einer sichtbaren Ader in meiner Kniekehle verloren. Natürlich verleiht es ein absolutes Hochgefühl am Set zu stehen und von 70 Personen erzählt zu bekommen, wie toll man doch ist. Aber auf jedes Hochgefühl kommen fünfmal so viele Situationen, die man als negativ beschreiben könnte. Sexuelle Belästigung ist definitiv ein Thema. Deswegen ist es so fatal, keinen Plan B zu haben und mit der Angst leben zu müssen, aus der Agentur geschmissen zu werden, wenn man einen wichtigen Kunden oder Fotografen vor den Kopf stößt.

      Schritt 3

      Du bist noch dabei? Gut, ab jetzt kommen wir in Aktion. Der erste und sehr wichtige Schritt ist es, von dir Polaroids zu erstellen. Ich weiß, es tut wirklich schon fast körperlich weh, aber Polaroids müssen ohne Make-up erstellt werden. Wirklich OHNE. Die Booker in den Agenturen erkennen, wenn du versuchst zu tricksen. Bitte, bitte keine Bilder mit Snapchat- oder Instagram- Filtern. Du brauchst nichts weiter als eine weiße Wand und eine Freundin mit einem iPhone und gutes Licht. Am besten frontales Tageslicht. Close-ups, Halb-Totale und Total-Ansichten stehen auf dem Programm. Einmal mit Jeans und einem schlichten weißen oder schwarzen Top und High Heels, einmal im Bikini oder Unterwäsche, auch hier würde ich zu dezenten Farben raten. Denk auch daran, deine Hände und Füsse zu fotografieren (auch die Innenseiten). Außerdem dein Gesicht im Profil, beide Seiten. Polaroids sind die Arbeitsgrundlage jeder Agentur, viele Kunden treffen ihre Buchungsentscheidung auf dieser Grundlage und es wird jeden Booker begeistern, wenn du dich direkt mit diesem Werkzeug vorstellst.

      Schritt 4

      Jetzt wollen wir das Ganze an Agenturen schicken. Dazu setzt du dich an Google und suchst Agenturen in deiner Nähe raus. Kleiner Tipp, die meisten Agenturen haben ein „Casting" oder „Become a Model" Formular. Und mit genau diesen Formularen werden sie überschwemmt von Anfragen. Deswegen suchst du unter „Kontakt“ eine E-Mail Adresse mit einem Ansprechpartner heraus. Bei großen Agenturen steht dann dort so etwas wie „Headbooker Women“. oder „Modelbooking“. Die etabliertesten Agenturen in Deutschland sind Model Management, Modelwerk oder PMA. Es gibt aber haufenweise andere Agenturen, die auch einen sehr guten Job machen. Dann verfasst du eine kurze E-Mail, in der du dich mit Alter, Größe, Maßen, Wohnort, aktueller Beschäftigung und eventuellen Erfahrungen vorstellst. Mit Maßen meine ich deinen Brust-, Taillen- und Hüftumfang. Das Ideal liegt dabei circa bei 85-60-88. Ich liege genau im Idealbereich, aber je nachdem wer und wie gemessen wird ist ein Spielraum von +/- drei Zentimetern drin. Hänge die Polaroids an (10-15 Bilder, nicht mehr!!) und schick’ das Ganze über den Äther. Wenn du ganz professionell sein möchtest, kannst du auch ein kurzes Video aufnehmen, in dem du dich vorstellst und deinen Walk präsentierst. Wenn du dir darüber unsicher bist, dann lass es. Mit einem schlechten Video kannst du mehr Schaden als Nutzen anrichten.

      Schritt 5

      Warten und Beten. Das Ganze drei bis fünf Tage lang.

      Schritt 6a

      Du hast keine Rückmeldung


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