Makellos. Aline Cara Luna Meixner

Makellos - Aline Cara Luna Meixner


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darfst. Oder du gehst kurzerhand einfach direkt ins Büro, das kann unter Umständen aber nicht gut ankommen.

      Schritt 6b

      Du hast eine Rückmeldung bekommen? Herzlichen Glückwunsch. Vermutlich hat dich die Agentur zu einem persönlichen Kennenlernen eingeladen. Keine Panik, keine seriöse Agentur wird etwas Unmögliches verlangen. Es werden deine Maße und Größe genommen und einige eigene Polaroids erstellt. Zum Thema Größe und Maße. Fast alle Agenturen sind da etwas... kreativ. Es hat aber keinen Sinn, deine Agentur anzuflunkern, sie werden selbst regelmäßig nachmessen. Es empfiehlt sich aber, am Abend vor dem Termin und auch am „Doomsday“ auf schwere Speisen zu verzichten. Ich habe es perfektioniert, beim Größe nehmen ein, zwei Zentimeter zu faken. Im Endeffekt wird aber eine Agentur, die wirklich Potenzial in dir sieht, gewillt sein ein oder auch beide Augen zuzudrücken.

      Viel wichtiger für die Agentur ist es, deine Persönlichkeit kennenzulernen. Sei offen und fröhlich, bei Castings wirst du dich auch nicht durchsetzen, indem du keinen Ton von dir gibst. Das du absolut pünktlich und vorbereitet kommst, ist ja hoffentlich selbstverständlich. Keinen farbigen Nagellack, gewaschene offene Haare, nimm einen Bikini und hohe Schuhe mit. Keine sichtbaren Labels. Sehr dezentes Make-up! Sieh es auch als Casting für die Agentur. Fühlst du dich gut aufgehoben? Die Menschen, die du kennenlernst, sind deine zukünftigen Kollegen. Sage nichts aus falschem Ehrgeiz zu, womit du dich nicht wohlfühlst.

      Achtung, Achtung! Noch eine wichtige Durchsage. Bist du zwischen 16 und 18 Jahren, dann besprichst du das Ganze bitte vorher mit deinen Eltern. Bist du jünger, schlägst du dir es bitte erstmal komplett aus dem Kopf. Deine Zeit wird kommen. Sollten deine Eltern zustimmen, dann kannst du dich gerne mal bei einer Agentur bewerben. In Deutschland greift das Jugendschutzgesetz, an das sich die Agenturen halten müssen, was dich vor ganz grobem Unfug schützen wird. Meiner persönlichen Meinung nach sind Mädchen unter 21 Jahren im Allgemeinen für diese Branche nicht geeignet. Schön weiterlesen, dann wirst du auch nachvollziehen können, warum. Und ich weiß, du fühlst dich jetzt davon ausgeklammert, weil du dich sehr erwachsen fühlst und begierig darauf bist, loszulegen. Just saying, ich versuche dich nur zu schützen.

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      — Drittes Kapitel —

      Handwerk

      Der Beruf des Models ist nicht geschützt, jedes Mädchen mit einem iPhone und einem Instagram Account kann sich Model nennen. Tun auch ziemlich viele. Model bist du aber erst dann, wenn du von deinen Aufträgen deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst. Vorher bist du ein Mädchen mit einem Instagram Account und Wahnvorstellungen.

      Gehen wir mal davon aus, dass du von einer Agentur unter Vertrag genommen wurdest. Jetzt musst du dir gewisse Fähigkeiten zulegen, um auch wirklich Kunden zu gewinnen. Ganz oben auf der Liste steht Posing. Im Fashion Bereich kann Posing von sehr minimalistisch bis sehr expressiv reichen. Von gelangweilt in der Ecke rumstehen bis zu hyperaktiv durchs Studio springen, ist so ziemlich alles dabei. Ich würde dir raten, dir die Vogue zu kaufen und die Posen der Models zu studieren. Als kommerzielles Model soll das Posing meistens eher natürlich sein, trotzdem musst du in der Lage sein, viel Variation anzubieten. Schau am besten mal bei Asos oder einem der anderen großen Online-Shops die Webseiten an. Im Unterwäsche Bereich heißt es Hohlkreuz machen bis der Bandscheibenvorfall grüßt. Posing kann man lernen, jene Mädchen, die eine tänzerische Vorerfahrung haben, strahlen aber zumeist eine größere Eleganz und Grazie aus, als die, die sich das Körpergefühl hart erkämpfen müssen.

      Lerne mit deiner Mimik Emotionen zu transportieren. Arrogant, sexy, fröhlich, genervt, traurig. Mit den Augen lachen können. Und das alles auf Knopfdruck.

      Und ganz wichtig, euer Walk. Egal ob kommerzielles Mädchen oder High Fashion Model. Ihr müsst lernen auf High Heels zu laufen. Und zwar so gut, als hättet ihr nie etwas anderes getan, als mit zwei Größen zu großen Riemchensandalen mit 15 Zentimeter Stiletto Absatz durch den Raum zu schweben. Genau das kann euch bei einem Job nämlich blühen. Und auch wenn ihr als kommerzielles Model Laufstege nur aus der Ferne seht, müsst ihr an eurem Walk arbeiten. Kunden lassen einen gerne laufen, egal ob Sportklamotten- Hersteller oder Haarprodukt. Der Kunde will einerseits euren Körper sehen, aber andererseits auch wie gut ihr euch bewegt. Fallt bitte nicht auf irgendwelche überteuerten Laufsteg-Coaches rein und auch Misswahl-Trainer sind ungeeignet. Ihr braucht einen cleanen, guten Walk. Bei Misswahlen sieht das eher nach Samba, als nach Salvatore Ferragamo aus. Setzt euch vor YouTube und schaut euch Imaan Hammam oder Sora Choi an. Nie von ihnen gehört? Sind bei fast allen Couture Shows Stammmodels und können im Gegensatz zu Kaia Gerber oder Kendall Jenner nicht mit einer berühmten Familie, aber einem bestechenden Walk aufwarten. Dann heißt es üben, üben, üben.

      — Viertes Kapitel —

      A day in the life of…

      Den klassischen Prototyp eines Model-Alltags gibt es nicht. Aber es gibt einige Elemente, die sich wiederholen und so eine gewisse Routine kreieren. Der Job eines Models endet nicht nach einem Casting oder einem Shooting. Model ist man immer, 24/7. Nein, nicht weil man ständig Selfies macht und sogar sich in der U-Bahn in Pose wirft. Sondern, weil wie bei einem Sportler der Körper das Arbeitswerkzeug ist. Und somit ist die Ernährung, das Sportpensum, ausreichend Schlaf und eine gewisse Körperpflege etwa in Form von Kosmetikbehandlungen unerlässlich. Bei einem Sportler schert sich aber niemand um einen abgebrochenen Fingernagel oder einen blauen Fleck. Models haben immer die Verantwortung ihren Körper auf dem absoluten Optimum zu halten. Manche Mädchen nehmen diese Verantwortung sehr ernst, andere pokern auf ihre Jugend und hoffen ihr Körper wird ihnen Alkoholexzesse, lange Partynächte und Fast Food schon verzeihen.

      Generell gibt es zwei grundsätzliche Szenarien. Szenario Numero Uno: Das Model arbeitet für einen Kunden, ist also auf Model-Deutsch „On Set“. Dann ist der Tag klar geregelt und eingeteilt. Es gibt eine Call Time, also die Uhrzeit, zu der das Model am Set erscheinen soll. Und das bitte pünktlich. Ein gut vorbereitetes Model hat auch immer hautfarbene und schwarze Unterwäsche ohne Nähte dabei. Ein noch besser vorbereitetes Model hat am Abend vorher keine Kohlenhydrate gegessen, viel Wasser und keinen Alkohol getrunken und erscheint selbstverständlich mit gepflegten Händen und Füßen und hat idealerweise keinen oder nur einen ganz dezenten Nagellack aufgetragen. Außerdem ist man gut beraten, mit lockerer Bekleidung und ohne BH oder Socken zu erscheinen. Berlin Mitte Hipster Chic. Sonst können unschöne Abdrücke auf der Haut entstehen und meistens sind keine Wartezeiten für derartige Probleme eingeplant. Solche Abdrücke sind zwar retuschierbar, aber jeder Extra-Aufwand kostet Geld. Und bei den Kunden macht man sich beliebt, wenn man Kosten einspart und nicht verursacht. Möchte man sich auch bei den Visagisten beliebt machen, dann sollte man Clip-In Extensions oder Haarteile in seiner exakten, aktuellen Haarfarbe dabei haben. Toll ist es auch, wenn man wirklich die Haarfarbe hat, die der Kunde beim Casting oder auf Polaroids gesehen hat. Das wird manchmal außerhalb deiner Macht liegen, weil Kunden gerne mal die spontane Eingebung haben, deine Haare mit einer neuen Farbe zu verschönern. Die meisten Visagisten haben zwar Haarteile und Extensions in allen möglichen Farben, aber den exakten Ton zu treffen, ist vor allem bei Blondinen oft ein Ding der Unmöglichkeit. Gehen wir also vom Idealfall aus. Das Model erscheint pünktlich zur richtigen Adresse in der Location oder dem Studio. Bei größeren Produktionen werden Models auch oft von einem Fahrer im Hotel abgeholt, bei den normalen alltäglichen Online-Shop Produktionen werden Taxi- oder Fahrtkosten nicht immer erstattet. Angekommen meldet sich das Model beim Produktions- oder Studio-Manager als anwesend und wird dann meistens auch schon in den Make-up Raum geleitet. Bei Magazin-, Kampagnen- oder TVC-Produktionen, also überall, wo ein größerer Spielraum für Kreativität vorhanden ist, findet meist ein kurzes Meeting statt. Dort stellen sich alle mit Namen und Funktion vor, und der Art Director oder Produktionsmanager erklärt anhand eines Mood Boards oder Story Boards welcher Content produziert werden soll und welche Szene oder Looks in welchem Zeitrahmen geplant sind. Models haben da oft wenig oder kein Mitspracherecht. Aber diese Meetings sind sehr wichtig, um herauszufiltern, welche Stimmung der Kunde


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