Heißes Blut. Un-su Kim

Heißes Blut - Un-su Kim


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      UN-SU KIM

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      HEISSES BLUT

      THRILLER

      Aus dem Französischen von

      Sabine Schwenk

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      Inhalt

       ERSTER TEIL FRÜHLING

       GUAM

       HOTEL MALLIJANG

       DAS KUCKUCKSDEPOT

       AUF DER TERRASSE

       HOTELZIMMER

       MOJAWON

       CHEF OG IST LINKSHÄNDER

       WODKA

       ALKOHOL MITTEN AM TAG

       DIE MOLE

       ZUM SCHENKEL

       INSUKS ZIMMER

       WÄSCHEREI

       FISCHNETZE

       DIE KASTANIENINSEL

       NEBEL

       AMI

       BEISETZUNG

       BEIM FRISEUR

       ZWEITER TEIL SOMMER

       HOCHZEIT UND SOMMER

       MERCEDES-BENZ

       DAS BÜRO

       FUGU

       SPRENGFALLE

       PUSSY

       KÖDER

       WAS AN DIE OBER FLÄCHE GESPÜLT WERDEN SOLL UND WAS NICHT

       TEXAS HOLD’EM

       KRAWALLSOLDAT

       DER KOCH

       DER HOLZPFEILER

       LIEBER DEN SCHLAG INS LEERE WAGEN, ALS ZWEI HASEN AUF EINMAL JAGEN

       DAS VERRÜCKTE BOOT

       DAS ENDE DES SOMMERS

ERSTER TEIL

      GUAM

      Im Guam trugen die Gangster keine Anzüge.

      In allen anderen Stadtteilen von Busan, der größten Hafenstadt Koreas, wimmelte es dagegen von eleganten Gangstern, sie waren so zahlreich wie die Container, die sich auf den Hafenpiers türmten. Für diese Männer war es bekanntermaßen Ehrensache, immer einen frisch gebügelten Anzug zu tragen, und die Bedürfnisse ihrer Ehefrauen und Kinder kümmerten sie nur wenig. Es kam durchaus vor, dass sie sich selbst mit leerem Magen durch den Tag schleppten, um von dem bisschen Gesparten ihre Schuhe putzen zu lassen.

      Die Gangster von Guam hingegen ließen keine Mahlzeit ausfallen, um sich stattdessen die Schuhe putzen zu lassen. Sie hatten ja auch gar keine Anzüge. Kein Anzug, keine Schuhe, kein Putzen. So einfach war das.

      Von der Insel Yeongdo bis zum Stadtteil Oncheonjang, von Haeundae bis nach Gwangalli, von Nampo-dong bis nach Seomyeon, überall in Busan waren Gangster grundsätzlich in schwarzen Anzügen unterwegs, als kämen sie gerade von einer Beerdigung. Am Hafen von Gamcheong warteten sie in voller Montur auf die mit Schmuggelware beladenen russischen Schiffe und wärmten sich dabei verstohlen an den rostigen Tonnen, in denen die Hafenarbeiter ihre Feuer entzündeten. Hinterm Zentralbahnhof stolzierten sie wie aus dem Ei gepellt die dunklen Gassen hoch und runter, in denen sie von alternden Prostituierten Schutzgelder erpressten. Und selbst die Gangster der fernen Vorstädte, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatten, als auf dem Deich träge ihre Angeln ins Wasser zu halten und den auf dem Nakdong-Fluss vorbeitreibenden Enten nachzuschauen, warfen sich nach Sonnenuntergang in Schale, um betont gelangweilt, aber stilvoll im Licht vereinzelter Laternen durch einsame Gegenden zu streifen.

      De facto gab es nichts, woraus sich eine wie auch immer geartete Verpflichtung ableiten ließ, der zufolge ein Gangster einen Anzug zu tragen hatte; im Grunde hatte ein Gangster es nicht mal verdient, im Trainingsanzug herumzulaufen. Wie kam es also, dass sämtliche Gangster von Busan immer und überall in großer Garderobe auftraten und nur die von Guam nicht? Manche behaupteten, sie hätten eine verantwortungsvollere Einstellung zum Leben, nach dem Motto: »Was für ein Blödsinn, im Anzug herumzurennen, während deine Frau und deine Blagen am Hungertuch nagen! Wenn du Geld für die Reinigung hast, sieh lieber zu, dass deine Familie was zu essen kriegt.« Andere glaubten, dass die Gangster von Guam relativ früh eine Art Lebensphilosophie entwickelt hätten: Als Gangster sei man ja im Wesentlichen mit Herumlungern und Nichtstun beschäftigt – warum sollte man das im Anzug tun? Vielleicht mal für einen oder zwei Tage, aber immer … Wie kindisch war das denn? Fasste man diese an den Haaren herbeigezogenen Erklärungen zusammen, lief es darauf hinaus, dass die Gangster von Guam deshalb keine Anzüge trugen, weil sie als erste und einzige die Bedeutungslosigkeit ihres Gangster- Daseins erkannt hatten oder,


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