Heißes Blut. Un-su Kim
dir so wichtig ist, solltest du deinen eigenen Schwanz mal ein bisschen im Zaum halten, damit er nicht in jede Schlampe reinrutscht!«, blaffte Vater Son ihn an.
»Also wirklich, Onkel, was fängst du bei so einem ernsten Thema mit meinem Schwanz an. Das gehört sich nicht, wenn man mit anderen Leuten redet«, murrte Dodari.
»Die Überraschung, ausgerechnet aus deinem Mund das Wort Ordnung zu hören, war einfach zu groß«, antwortete Vater Son spöttisch. Er nahm einen Schluck Ginsengtee. »Jedenfalls frage ich mich, was Yongkang sich plötzlich dabei gedacht hat, unsere Wäscherei zu schlucken.«
»Irgendwas ist da faul«, sagte Huisu.
»Hat dir Chef Og gesagt, für wie viel er sie Yongkang überlassen hat?«
»Angeblich für genau eine Milliarde fünfzig Millionen won.«
»Eine Milliarde? Der Arsch, wie kann man nur so viel Geld verspielen. Da muss er aber fleißig Karten umgedreht haben, wenn er eine ganze Milliarde verjubelt hat. Ich fasse es nicht. Hätte er genauso fleißig Servietten gefaltet, wäre es nicht so weit gekommen. Jedenfalls wird es jetzt schwer, mit Yongkang zu verhandeln.«
»Selbst wenn wir es schaffen, uns irgendwie mit ihm zu einigen – bar auf die Hand können wir ihm nichts geben. Er hat die Wäscherei ja nur durch Rückzahlung von Spielschulden bekommen, da können wir sie ihm nicht mit echten Scheinen wieder abkaufen. Von dem Geld sollten wir uns lieber Maschinen besorgen und eine neue Wäscherei aufmachen.«
»Was redest du da? Glaubst du, die gibt’s gratis? Sogar gebraucht kostest eine Profi-Waschmaschine dreißig Millionen won.«
»Oder wir sorgen dafür, dass Chef Og und ein paar andere, die Yongkang übers Ohr gehauen hat, ihn anzeigen. Spielschulden sind gesetzlich nicht anerkannt, wir könnten also Chef Gu bitten, ihn wegen Erpressung, illegaler Wettgeschäfte und Körperverletzung dranzukriegen. Dafür müsste er doch mindestens für ein Jahr eingelocht werden, oder?«
Vater Son dachte mit gesenktem Kopf nach. »Nein«, sagte er schließlich »wenn wir die Bullen reinziehen, haben wir außer Ärger nichts zu erwarten. Du weißt doch, was für Schlafmützen das sind. Bevor die eine Untersuchung anfangen, müssen sie tonnenweise Papierkram produzieren. Um das alles auszufüllen, kommen sie dann zu uns und stecken überall ihre Nase rein, dann brauchen wir Anwälte, es kommt vielleicht zu einem Prozess und was weiß ich. Und die ganze Zeit bleibt die Wäscherei geschlossen, sodass wir Geld verlieren. Ganz zu schweigen davon, dass Yongkang keiner ist, der einfach zulässt, dass er absäuft. Und selbst wenn wir es wirklich schaffen, ihn hinter Gitter zu bringen, kommt er nach ein paar Monaten ja doch wieder raus, und dann wird es richtig schwierig, ihn in den Griff zu kriegen.«
Dodari, der weiter Wodka kippte, wurde plötzlich wütend. »Mann, machst du’s kompliziert. Warum legen wir Chef Og und Yongkang nicht einfach um? Das kriegen wir doch sauber hin. Wir haben die Kohle, wir sind stark, wovor habt ihr also Angst? Wir haben jede Menge Männer, die nur auf einen kleinen Job warten, also bringen wir’s hinter uns!«
Vater Son schlug Dodari mit seinem Fächer drei Mal kurz, aber kräftig auf den Mund, tack, tack, tack. »Willst du wohl deinen frechen kleinen Schnabel halten?« Er hielt inne und ließ den Fächer wieder sinken; offenbar hatte er plötzlich doch so etwas wie Mitleid. »Was glaubst du eigentlich, in welcher Zeit wir leben? Meinst du, wenn wir Yongkang umlegen, kriegen wir die Besitzurkunde einfach so wieder zurück? Was bist du nur für ein Trottel, nicht mal als Sardellenköder würdest du was taugen.«
»He, was fällt dir ein, mir so auf den Mund zu hauen? Den brauche ich noch, um zu essen, verdammt!« Gekränkt durch Vater Sons Angriff, rotzte Dodari geräuschvoll auf den Boden.
»Und deshalb sollst du deinen verdammten Schnabel auch nur zum Essen aufmachen und ihn ansonsten schön geschlossen halten«, sagte Vater Son.
»Ich gehe jedenfalls erst mal zu Yongkang und fühle ein bisschen vor«, sagte Huisu.
Vater Son nickte zustimmend.
»Was denkst du, wann du hingehst?«
»Diese Woche. Wir sollten das Problem vor dem Sommer geregelt haben.«
»Da hast du recht. Auch wenn es heikel ist, du musst es schaffen, ihn zu besänftigen und eine Lösung zu finden. Sei nicht zu geizig, gib ihm, was wir geben können. Lieber so, als dass sich alles noch zuspitzt.«
»Gut, also dann, ich muss los.«
Als Huisu aufstand, um zu gehen, hielt Vater Son ihn am Arm zurück. »Bleib doch noch zum Mittagessen. Dalja hat ein Rind geschlachtet, und ich habe die besten Stücke kommen lassen. In der Küche werden sie gerade zubereitet, es wird nicht mehr lange dauern. Unser Küchenchef ist ein Meister des Steki.«
»Steak! Nicht Steki! Steak! Was redest du so antiquiert«, motzte Dodari.
Vater Son zog ihm wieder eins mit dem Fächer über. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst deinen dummen Schnabel nur aufmachen, um zu essen?!«
Dodari war der größte Nichtstuer von Guam: Das Einzige, was er den lieben langen Tag machte, war kostenlos saufen, Geld verspielen, zu Nutten gehen und in seinem Mercedes die kleine Straße von Guam rauf- und runterfahren, eine Strecke, die so kurz war, dass man dafür zu Fuß eine knappe halbe Stunde brauchte. Mehr machte er im Leben nicht. Ein Glück für Huisu, dem es ständig zufiel, seine Dummheiten auszubügeln; denn je weniger Dodari machte, desto weniger Probleme gab es. Dieser Mistkerl hatte die Gabe, Leute mit schweren Spaten in Einsätze zu schicken, für die eine kleine Harke locker gereicht hätte, und obwohl er zwei Jahre studiert hatte, erwies sich alles, was er in Angriff nahm, als absoluter Schwachsinn. Mit einem Wort, aufs Denken verwendete er höchstens fünf Minuten pro Jahr; man hätte meinen können, ihm fehle ein Stück Hirn.
Als Neffe von Vater Son genoss Dodari Respekt, doch wirklich gefürchtet war er nicht. Genauso wie man es vermeidet, in Hundescheiße zu treten, gab man Dodari einfach, was er verlangte, ob Alkohol oder Geld. In Guam war Dodari also sicher aufgehoben, nur trieb er sich leider ständig in anderen Stadtteilen herum und suchte dort Ärger, provozierte, wo er konnte, ließ sich verprügeln oder machte die Frau eines Gangsterbosses an. Bei jeder neuen Dummheit seufzte Vater Son und sagte: »Diese schmutzige Seite kommt von der Familie Chae, das liegt denen im Blut. So eine vulgäre DNA hat unsere Familie nicht. Wenn sich schlechtes Blut in die Linie mischt, kann auch der Schäferhund nur eine Promenadenmischung zur Welt bringen.«
Dodaris Anwesenheit auf der Terrasse störte Huisu, und eigentlich wäre er lieber gegangen, doch die Aussicht auf Daljas Fleisch gab dann doch den Ausschlag: Er setzte sich wieder, tat allerdings so, als fühlte er sich mehr oder weniger dazu gezwungen. Fleisch von Dalja war einfach köstlich, besonders wenn Vater Son sich welches liefern ließ.
»Ach, übrigens, ich habe gehört, Ju Ami ist entlassen worden. War er schon bei dir?«, fragte Vater Son und schnitt in das erste Stück Fleisch.
»Nein, das war ja gerade erst. Wenn er einen gehoben hat und bei den Frauen war, wird er kommen.«
»Soll er ruhig einen heben, ist ja kein Problem, aber seinen Gruß könnte er dir schon entbieten, das ist respektlos«, murmelte Vater Son mit vollem Mund.
»Ist Ju eigentlich Amis Familienname?«, fragte Dodari.
»Ja, er heißt Ju«, antwortete Vater Son.
»Ach so. Weil ihn alle mit dem Vornamen anreden. Ich kannte seinen Familiennamen gar nicht. Wenn er Ju heißt, wer ist dann sein Vater? In unserem Viertel gibt es doch gar keinen Ju, oder?«, redete Dodari weiter.
Eine Antwort bekam er nicht.
»Hat Ami Strafverkürzung bekommen?«, fragte Vater Son.
»Nein, er hat die ganzen vier Jahre verbüßt, keinen Tag weniger«, sagte Huisu.
»Bestimmt hat er einiges einstecken müssen, bei dem Temperament. Jetzt, wo er raus ist, wird er Geld brauchen. Kannst du ihm ein paar Millionen zustecken, Huisu? Nicht dass er ohne Geld gleich wieder Dummheiten macht.«
»Aus eigener Tasche? Ist das Ihr