Behemoth. Franz Neumann
einige Teile des Manuskripts durch; Otto Kirchheimer gab mir wertvolle Anregungen zu Fragen des Strafrechts; A. R. L. Gurland machte mir seine umfassende Kenntnis der deutschen Industrie zugänglich. Mein Freund D. V. Glass half mir in dem Abschnitt über Bevölkerungsprobleme. Mein früherer Assistent, O. K. Flechtheim, nunmehr Dozent an der Atlanta University, verwandte viel Zeit auf das Studium der Geschichte der Weimarer Republik. Professor E. J. Gumbel, heute an der New School for Social Research, überließ mir seine zahlreichen Publikationen über die Rechtsprechung in der Weimarer Republik.
The Honorable Thurman W. Arnold, Assistant Attorney General der USA, gestattete mir freundlicherweise die Benutzung einer Denkschrift, die ursprünglich für ihn und die Vorträge über das deutsche Kartellsystem verfaßt worden war, welche ich 1938 und 1939 vor den Mitgliedern der Anti-Trust-Kammer hielt.
Das Research Institute on Peace and Post-War Problems des American Jewish Committee gestattete mir freundlicherweise, meine Denkschrift über Deutschlands »Neuordnung« in das Buch mit aufzunehmen. Professor Robert M. MacIver ging das Schlußkapitel durch und gab mir eine Reihe wertvoller Anregungen. Professor Alfred E. Cohn vom Rokkefeller Institute for Medical Research war so freundlich, mir eine Geldsumme für die Druckkosten zur Verfügung zu stellen. Redigiert wurde das Buch von den Herren D. V. Glass, M. I. Finkelstein und Norbert Guterman, die mir zusammen mit Felix Weil auch beim Lesen der Korrekturbögen behilflich waren.
Folgenden Verlagsanstalten sage ich Dank für die Erlaubnis zum Abdruck:
Little, Brown & Company, Boston: Douglas Miller, You Can’t Do Business with Hitler.
Houghton Mifflin Company, Boston: Adolf Hitler, Mein Kampf (veröffentlicht von Reynal und Hitchcock).
Alfred A. Knopf, New York: William L. Langer, The Diplomacy of Imperialism.
The Brookings Institution, Washington: Cleona Lewis, Nazis Europe and World Trade.
The Viking Press, New York: Thorstein Veblen, Imperial Germany and the Industrial Revolution.
W. W. Norton, New York: Alfred Vagts, A History of Militarism, sowie Emil Lederer, State of the Masses. The Threat of a Classless Society.
Columbia University Press, New York: Mildred Wertheimer, The Pan-German League.
A. J. Holman Company, Philadelphia, aus ihrer Ausgabe von Martin Luthers Werken, Band I, S. 250 und 271, Band IV, S. 240, 249 und 272.
23. Dezember 1941
FRANZ NEUMANN
Vorwort zur zweiten Auflage (1944)
Unter normalen Bedingungen würde der Autor ein neues Buch geschrieben haben. Dies, wie auch die derzeitigen Schwierigkeiten der Herstellung, hätten eine rasche Veröffentlichung unmöglich gemacht. Daher entschlossen sich Verleger und Autor, der ersten Auflage einen umfassenden Anhang beizugeben. Der Anhang bringt die Entwicklung des Nationalsozialismus auf den neuesten Stand. Er füllt auch bestimmte Lücken der ersten Auflage, vor allem in vier großen Bereichen:
der deutschen Verwaltung, insbesondere der Polizei;
der Struktur der Partei;
der Theorie und Praxis der deutschen Militärregierung;
der Struktur der Wirtschaftskontrollen.
Der Anhang ist somit ein kleines Buch für sich, und nur der Mut der Oxford University Press machte es möglich, ein wesentlich umfangreicheres Buch zum alten Preis herauszubringen.
Jedem einzelnen Kapitel des Anhangs ist eine Anmerkung vorangestellt, die darauf verweist, zu welchem Hauptkapitel des Buches es eine Ergänzung darstellt. Da das neue Material zudem ausführlich im Inhaltsverzeichnis und im Index angegeben ist, dürfte es nicht schwerfallen, Buch und Anhang miteinander zu verbinden.
Nachdem der Anhang fertiggestellt war, verschworen sich deutsche Generäle zu einem Mordanschlag auf Hitler. Das Attentat vom 20. Juli 1944 schlug fehl, führte aber zur völligen Konzentration der politischen, legislativen und administrativen Macht in den Händen von Göring und Goebbels unter der Leitung Himmlers, der auch das Ersatzheer kontrolliert. Himmler ist mithin nicht nur der unumstrittene Herr der Heimatfront, sondern sein Einfluß reicht über die Kontrolle des Ersatzheeres und der Waffen-SS bis tief in die Reihen der kämpfenden Front. Der Erlaß Hitlers vom 25. Juli 1944, durch den Göring damit beauftragt wurde, die Heimatfront auf den totalen Krieg umzustellen, und der Goebbels zu seinem Bevollmächtigten bestimmte, könnte zum Verschwinden des heute noch bestehenden Dualismus von Staat und Partei führen. Die Partei würde dann die Relikte des rationalen Verwaltungsstaates restlos beseitigen und an seine Stelle die amorphe, formlose Bewegung setzen und damit das wenige, was vom Staat übriggeblieben ist, in eine mehr oder minder organisierte Anarchie verwandeln.
1. August 1944
Washington, D. C.
F. N.
Einleitung
Der Zusammenbruch der Weimarer Republik
1. Das Kaiserreich
Ein halbes Jahrhundert oder länger drehte sich die Geschichte des modernen Deutschland um einen Angelpunkt: die imperialistische Expansion durch Krieg. Mit dem Auftreten des Sozialismus als einer industriewirtschaftlichen und politischen Bewegung, die den Bestand des industriellen, finanziellen und agrarischen Reichtums bedrohte, beherrschte die Furcht vor dieser Bedrohung des Imperialismus die innere Politik des Reiches. Bismarck versuchte, die sozialistische Bewegung zu vernichten, einerseits durch Lockmittel, andererseits und mehr noch durch eine Reihe von Gesetzen, die die Sozialdemokratische Partei und die Gewerkschaften verboten (1878-1890). Er scheiterte. Die Sozialdemokratie ging stärker als je zuvor aus diesem Kampf hervor. Wilhelm I. wie Wilhelm II.1 versuchten sodann, den Einfluß der Sozialisten unter den deutschen Arbeitern zu untergraben, indem sie mehrere Sozialreformen durchführten – auch sie scheiterten.
Der Versuch, die Arbeiterklasse mit dem Staat auszusöhnen, ging so weit, wie die herrschenden Kräfte es gerade noch wagen konnten; weitere Vorstöße in dieser Richtung hätten bedeutet, die Grundlagen, auf denen das Reich beruhte – die halbabsolutistischen und bürokratischen Prinzipien des Regimes – selber aufzugeben. Nur politische Zugeständnisse an die Arbeiterklasse konnten eine Aussöhnung herbeiführen. Die herrschenden Parteien waren jedoch nicht willens, das preußische Dreiklassenwahlrecht abzuschaffen und im Reich selbst sowie in seinen Einzelstaaten eine verantwortliche parlamentarische Regierung zu errichten. Angesichts dieses Widerstrebens blieb ihnen nichts anderes übrig, als gegen den Sozialismus als einer organisierten politischen und ökonomischen Bewegung einen Kampf auf Leben und Tod zu führen.
Die gewählten Kampfmethoden nahmen drei Hauptformen an: 1. Die Reorganisation der preußischen Bürokratie zu einer Hochburg des Semi-Absolutismus, 2. die Stärkung des Heeres als eines Bollwerks monarchischer Macht und 3. das Zusammenschweißen der besitzenden Klassen. Das Fehlen jeglicher liberalen Züge in diesem Programm ist bezeichnend. Die Liberalen waren in Deutschland 1812, 1848 und erneut im Verfassungskonflikt von 1862 geschlagen worden. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte der Liberalismus längst aufgehört, eine bedeutende kämpferische politische Doktrin oder Bewegung zu sein; er hatte seinen Frieden mit dem Reich geschlossen. Zudem betrachteten die Verfechter des Absolutismus aus theoretischen Gründen den Liberalismus nicht als ein brauchbares Instrument gegen den Sozialismus. Nehmen wir nur die Lehre von den unveräußerlichen Rechten – was war sie anderes als ein Mittel für den politischen Aufstieg und die Stärkung der arbeitenden Klassen? Rudolph Sohm, der große konservative Rechtshistoriker, drückte die herrschende Überzeugung folgendermaßen aus:
»Aus den Kreisen des dritten Standes selbst sind die Gedanken hervorgegangen, welche nun … die Massen des vierten Standes aufreizen gegen den dritten. Was in den Büchern der Gebildeten und Gelehrten geschrieben ist, das und nichts anderes ist es, was man jetzt auf den Gassen predigt … Die unsere Gesellschaft beherrschende Bildung, sie ist es, welche sich selbst den Untergang predigt. Wie die