Kakanien oder ka Kakanien?. Группа авторов

Kakanien oder ka Kakanien? - Группа авторов


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fast hundertjährigem Monopol mit dem Reichsvolksschulgesetz von 1869 zu den in elf Sprachen ausgegebenen Schulbüchern der österreichisch-ungarischen Monarchie im Jahr 1918 und der in ihren Grundzügen seit dem Schulunterrichtsgesetz von 1974 bestehenden Schulbuchapprobation mit deren sukzessive an neue pädagogische wie didaktische Erkenntnisse und Erfordernisse angepasstem Kriterienkatalog, der auch für die elektronische Version des Schulbuchs Geltung besitzt. Keine schriftliche Fassung liegt leider vom Vortrag der Klagenfurter Literaturdidaktikerin Hajnalka Nagy vor, die den im Titel Verflechtung und Palimpsest. Spielarten eines gemeinsamen mitteleuropäischen Gedächtnisses nach Kakanien und ihre didaktische Relevanz genannten Denkfiguren einen besonderen Erkenntnisgewinn gerade im schulischen Kontext abzuringen versuchte, insofern sie nicht nur historische, soziale und kulturelle Prozesse im Zeichen der Transkulturalität neu zu modellieren und im Sinne einer reflektierten Erinnerungsarbeit die Kontinuitäten, Gemeinsamkeiten literarischer und kultureller Traditionen, aber auch ihre Bruchlinien zu erkennen erlaubten, sondern auch über Delegitimierungsprozesse u. a. via territoriale Transformationen der Region nachzudenken anregten, die eindeutige sprachliche, kulturelle, nationale oder ethnische Identifikationen immer schon obsolet gemacht hätten. Beschlossen wird der vorliegende Band mit Edit Királys Aufsatz Kakanien im Koffer, in welchem sie am Beispiel der Reiseessays von Christoph Ransmayr, Martin Pollack sowie Karl-Markus Gauß der Frage nachgeht, wie Kakanien als „reisender Gedanke“ sein räumliches Profil verändert habe, und zeigt, dass es in seinen neuerlichen Aktualisierungen statt „im Mittelpunkt Europas“ charakteristischerweise an dessen unterschiedlichsten Rändern aufzufinden sei, nicht mehr als Ort, „wo die alten Weltachsen sich schneiden“ (wie Musil schrieb), sondern als Einschluss oder Einsprengsel, kurz: wie also der Transport den Topos selbst verändere und ihn so für politische und literarische Anliegen neu entdecken lasse.

      In ihrer Gesamtheit zeigen die so heterogenen wie vielschichtigen Beiträge des vorliegenden Bandes, so bleibt zu hoffen, wie die „kakanischen“ Konstellationen für das Konzept der transkulturellen Erinnerung und für eine Neudefinition literarischer, politischer und kultureller Bildung fruchtbar gemacht werden können.

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      Neben den Institutionen, die die Drucklegung finanziell ermöglicht haben: der Forschungsrat der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (AAU), das Land Niederösterreich, das Institut für Österreichkunde, die Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung/Kärntner Literaturarchiv, gilt der persönliche Dank des Herausgebers insbesondere Frau Marlies Ulbing, ohne deren professionelle Mitarbeit und engagierte Unterstützung dieser Band – wie auch die bisherigen 30 Bände der Schriftenreihe – nicht hätte zustande kommen können, sowie Frau Birgit Dörfl, deren unermüdlicher Einsatz für die jährlichen St. Pöltner Literaturtagungen, auf denen die Bücher der Reihe zum größten Teil basieren, nicht genug geschätzt werden kann.

      Anmerkung

      Literaturverzeichnis

      ABRAHAM, FRAUKE (2000): Minimalisierung. Die Auflösung des habsburgischen Kosmos in der österreichischen Literatur des 19. Jahrhunderts. @Konstanz, Univ., Diss. [Elektronische Ressource]. Online: http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2000/591/pdf/ abraham.pdf (Stand: 7.6.2020).

      BACHMANN, PLINIO (Hrsg.) (2011): Kakanien – Neue Republik der Dichter. Wien: Zsolnay.

      BECHER, PETER (1982): Der Untergang Kakaniens. Darstellungsweise eines historischen Phänomens. Zugl.: München, Univ., Diss. Frankfurt/M., Bern: Peter Lang (= Europäische Hochschulschriften : Reihe 1, Dt. Sprache u. Literatur, Bd. 520).

      DERS. (Hrsg.) (2014): Kakanische Kontexte. Reden über die Mitte Europas. Salzburg: Müller.

      BHATTI, ANIL (2006): Der koloniale Diskurs und Orte des Gedächtnisses. Frankfurt/M.: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg.

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      BRAESE, STEPHAN (2016): Joseph Roths Grenze. Pässe, Maße und Kosmopolitismus in Kakanien. Frankfurt/M.: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg.

      BRUCKMÜLLER, ERNST (1997): Symbole österreichischer Identität zwischen „Kakanien“ und „Europa“. [Vortrag im Wiener Rathaus am 11. Mai 1995.] Wien: Picus (= Wiener Vorlesungen im Rathaus, Bd. 59).

      DAIGGER, ANNETTE (1997): Mit Robert Musil in Kakanien. Österreichbilder im Roman Der Mann ohne Eigenschaften. In: Modern Austrian Literature 30, H. 3/4, 158–169.

      FEICHTINGER, JOHANNES (2015): Kakanische Mischungen. Von der Identitäts-zur Ähnlichkeitswissenschaft. In: Bhatti, Anil; Kimmich, Dorothee (Hrsg.): Ähnlichkeit. Ein kulturtheoretisches Paradigma. Konstanz: Konstanz University Press, 219–243.

      FREISE, MATTHIAS (2002): „Unsere letzten Tage in Kakanien“. Der Zerfall der Habsburgermonarchie im Spiegel polnischer, kroatischer und slowenischer Literatur. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 50, 155–172.

      HALLER, RUDOLF (Hrsg.) (1996): Nach Kakanien. Annäherung an die Moderne. Wien, Köln, Weimar: Böhlau (= Studien zur Moderne, Bd. 1).

      HÁRS, ENDRE; MÜLLER-FUNK, WOLFGANG; REBER, URSULA; RUTHNER, CLEMENS (Hrsg.) (2006): Zentren, Peripherien und kollektive Identitäten in Österreich-Ungarn. Tübingen, Basel: Francke.

      HONOLD, ALEXANDER (1994): Der Tanz auf dem Vulkan. Kakanien und der Erste Weltkrieg. In: Musil-Forum 19/20 (1993/94), 144–157.

      DERS. (2002): Kakanien kolonial. Auf der Suche nach Welt-Österreich. In: Müller-Funk et al. (2002), 104–120.

      DERS. (2005): Das andere Land. Über die Multikulturalität Kakaniens. In: Marthens, Gunther; Ruthner, Clemens, Vos, Jaak De (Hrsg.): Musil anders. Neue Erkundungen eines Autors zwischen den Diskursen. Bern u. a.: Peter Lang, 259–275.

      KARTHAUS, ULRICH (1994): Robert Musils „Kakanien“ – ein Modell? In: Mast (1994), 73–86.

      KLOTZ, VOLKER (1990): Nach-Kakanische Operette um ’33 und ’38 am Beispiel von Emmerich Kálmán und Ralf Benatzky. In: Österreichische Musiker im Exil [Kolloquium 1988], 66–72.

      LEY, MICHAEL (2001): Abschied von Kakanien. Antisemitismus und Nationalismus im Wiener Fin de siècle. Wien: Sonderzahl.

      LIPIŃSKI, KRZYSZTOF (2000): Auf der Suche nach Kakanien. Literarische Streifzüge durch eine versunkene Welt. St. Ingbert: Röhrig (= Österreichische und internationale Literaturprozesse, Bd. 9).

      MAKARSKA, RENATA (2012): Kakanien der neuen Generation. Zentraleuropa zwischen Transkulturalität und Differenz. In: Kimmich, Dorothee; Schahadat, Schamma (Hrsg.): Kulturen in Bewegung. Beiträge zur Theorie und Praxis der Transkulturalität. Bielefeld: transcript, 235–260.

      MAST, PETER (Hrsg.) (1994): Nationaler Gegensatz und Zusammenleben der Völker. Österreich-Ungarn im Spiegel der deutschsprachigen Literatur – ein Modell für Europa? Bonn: Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen.

      MAY, STEFAN (2018): Grundton Melancholie. In: Wiener Zeitung, 3.11.2018. Online: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/literatur/999711-Grundton-Melancholie.html


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