Landsby. Christine Millman

Landsby - Christine Millman


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des vollen Mondes setze ich mich auf die Schaukel und umfasse die Metallkette. Die Ringe sind noch warm von der Hitze des Tages. Zögerlich schwinge ich hin und her, ziehe mit den Zehen Spuren in den Sand. Ich habe nicht oft auf einer Schaukel gesessen, zumindest nicht auf einer wie dieser. In den Blocks gibt es nur zwei selbstgezimmerte Reifenschaukeln, und die sind ständig kaputt, weil irgendjemand die Seile durchtrennt oder den Gummi von den Reifen schlitzt.

      Betty, der Soldat und die seltsamen Kinder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Es kommt mir vor, als würde ich etwas Wichtiges übersehen, als gäbe es ein Geheimnis, das ich ergründen muss, bevor sie mir einen manipulierten Embryo in die Gebärmutter pflanzen. Dieses Gefühl beunruhigt mich. Quietschend schwingt die Schaukel hin und her. Immer schneller und höher.

      Betty. Der Soldat. Die Kinder. Samuel.

      Meine Gedanken kreisen.

      Am höchsten Punkt springe ich von der Schaukel und lande ungeschickt auf dem Boden. Ein heftiger Schmerz schießt meine Wirbelsäule hinauf, mein rechter Fuß knickt um. Zischend sauge ich die Luft in meine Lungen und halte mir den Knöchel. Hoffentlich ist er nicht verstaucht. Bei den Kindern hat das so einfach gewirkt. Sie sind derart hoch geschaukelt, dass es ausgesehen hat, als würden sie sich überschlagen und am höchsten Punkt abgesprungen. Bei der Landung haben sie nicht mal gewackelt. Und der Soldat, der hat Betty so schnell ergriffen, dass meine Augen kaum folgen konnten, hat sie herumgewirbelt wie eine Strohpuppe und ihr mühelos den Arm auf den Rücken gedreht. Ihr Strampeln und Winden hat ihn nicht mal zum Schwitzen gebracht, trotz der Hitze.

      Und diese Augen. Diese seltsamen Augen.

      Sie sind eindeutig übermenschlich, die Kinder und auch die Soldaten. Ist dies das gewünschte Ergebnis? Die genetische Verbesserung? Was geschieht mit jenen, die das Ziel nicht erreichen?

      Ich bewege meinen Fuß überprüfe ihn auf seine Funktionstüchtigkeit. Zwar schmerzt er beim Gehen, aber wenigstens kann ich auftreten. Während ich zurück humple, beschließe ich, bei Samuel vorbeizuschauen und ihn zu fragen, wo er heute abgeblieben ist. Hoffentlich ist er nicht krank. Die Wachposten am Eingang beglotzen mich wie einen Geist, als ich hoch erhobenen Hauptes an ihnen vorbei stolziere, doch sie stellen keine Fragen und halten mich auch nicht auf. Das hätte ich auch nicht akzeptiert, schließlich bin ich eine Heldin und keine Gefangene. Hinter Samuels Tür im dritten Stock brennt Licht, also ist er in seinem Zimmer und noch wach. Ich klopfe.

      Es dauert eine Weile, bis er öffnet. Als er mich sieht, reißt er überrascht die Augen auf. »Jule, du darfst nicht hier sein«, zischt er. Mit nervösem Blick überprüft er den Flur.

      »Warum bist du heute nicht zum Essen gekommen?«, will ich wissen.

      »Du musst gehen!«

      Das ist keine Antwort. »Warum denn? Du bist doch mein Betreuer.«

      Seufzend zieht er mich in sein Zimmer. Es sieht genauso aus wie meines. Ein Bettgestell aus Metall, eine Holzkiste, ein Tisch mit Stuhl und ein Schrank. Sogar das blöde Bild an der Wand ist das Gleiche. Bis auf einem Dutzend Bücher scheint er keine persönlichen Gegenstände zu besitzen.

      »Wir dürfen uns nicht mehr ständig sehen«, sagt er.

      Ich runzle die Stirn. »Warum nicht?«

      Traurig lässt er die Schultern hängen. »Sie sagen, ich würde dich ablenken.«

      »Wer sagt das?«

      »Dr. Schneider. Und wenn sie das sagt, dann gibt sie damit die Meinung der Leitung weiter. Sie meint, du sollst dich mit den anderen Frauen befreunden und nicht mit dem Personal.«

      Ich winke ab. »So ein Quatsch. Wo ist der Unterschied?«

      Er greift sich an die Nasenwurzel, wirkt plötzlich müde und viel älter als er ist. »Ich darf mich nicht widersetzen, sonst verbannen sie mich.« Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und er sieht immer wieder ängstlich zur Tür, als befürchte er, jemand könnte uns beobachten oder belauschen.

      Ich senke den Kopf und fühle mich auf einmal ganz schwer. »Ich brauche dich, Samuel. Du bist mein einziger Freund in diesem Gefängnis. Ohne dich dreh’ ich durch.«

      Betty schießt in meinen Kopf. Ist sie krank geworden, weil sie das Weggesperrtsein nicht mehr ertragen konnte?

      Samuel sieht mich nicht an, während er spricht. »Lass uns einfach etwas langsamer machen, okay? Sobald du schwanger bist, sehen sie das bestimmt lockerer. Du sollst dich auf deine Aufgabe konzentrieren, sagt Dr. Schneider.«

      Darum geht es also. Man lässt mich auf Umwegen wissen, dass ich keinen Ärger machen soll, sonst bekomme ich alles genommen, was mir etwas bedeutet. Mir Samuels Freundschaft vorzuenthalten, ist nichts als eine Demonstration von Macht. Eine Drohung. Wir können dir das Leben zur Hölle machen, wenn du nicht spurst.

      Ein paar Atemzüge lang sehen wir uns schweigend an. Zum ersten Mal wird mir bewusst, dass Samuel niemals seine Mutter kennengelernt hat, und auch nicht seinen Vater. Er ist ein elternloses Produkt, genau wie die Soldaten.

      »Weißt du, wer deine Mutter ist?«, frage ich. Ein Schauer rieselt über meinen Rücken als mir klar wird, dass ich klinge wie Betty. Und das bereits nach zwei Wochen.

      Samuels Gesicht verschließt sich wie eine Auster, klappt einfach zu. Er weicht sogar einen Schritt zurück. »Hör auf. Jule«, wispert er. »Bitte. Geh jetzt.«

      »Tut mir leid«, presse ich hervor und wende mich zur Tür. Ich sollte ihn nicht mit gemeinen Fragen quälen, schließlich kann er nicht ändern, was er ist.

      Ich aber auch nicht.

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