Red Dirt Heart: Sengende Erde. N.R. Walker
bin überall.«
»Welcher Teil des Landes gefällt dir am besten?«
Blake lächelte und sah durch die Windschutzscheibe. Die Wüste wirkte endlos. »Verschiedene Gebiete aus verschiedenen Gründen«, sagte er. »Ob es grüne Wiesen und viel Niederschlag sind, oder das hier« – er deutete mit der Hand nach vorn – »alle Farmer, mit denen ich spreche, halten ihre Region für die beste.«
Das brachte mich zum Lachen. »Ja, aber bei denen ist das nicht so zutreffend wie bei mir.«
Blake lachte leise und nickte, als hätte er das alles schon einmal gehört. »Ich nehme an, dass du Jack Melville kennst?«
Ich unterdrückte ein Seufzen und fragte mich, was der alte Mistkerl gesagt hatte. »Irgendwie.«
»Na ja, er meinte, dass es hier draußen gerade ziemlich hart ist«, fing Blake an. »Aber wenn ich mir die Wüste so ansehe, weiß ich nicht, wie ihr Jungs gute von schlechten Zeiten unterscheidet, wenn ich ehrlich sein soll. Ich meine, die Wüste ist hübsch anzusehen, aber ich beneide euch nicht darum, rotem Dreck Geld abringen zu wollen.«
Mein Lachen schien ihn zu überraschen. »Ich hab mal gedacht, dass man rote Erde in den Adern haben müsste, um es zu tun, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher«, sagte ich, während ich daran dachte, wie gut sich Travis eingelebt hatte. »Ich glaube, man muss sie einfach verstehen, zu schätzen wissen und respektieren.«
Blake nickte. »Stimmt.«
»Und der alte Jack Melville denkt, dass alle Tage schlecht sind, die nicht die Achtziger sind.« Als mir klar wurde, dass ich wahrscheinlich gehässig klang, lockerte ich die Unterhaltung auf und fügte hinzu: »Ich erinnere mich, dass mein alter Herr mal gesagt hat, dass die Achtziger gut für die Industrie waren, aber das kann ich nicht wissen. Ich bin das, was er als New Age bezeichnen würde und kann nur von dem ausgehen, was ich weiß.«
Blake sah mich lächelnd an. »Ich sehe das ständig. Die alten Farmer machen die Dinge noch immer so, wie sie sie immer getan haben. Und sie kommen klar. Aber sie werden abgehängt. Die Leute sind heutzutage gebildeter und nutzen Wissen und Forschung und passen sich an, damit es funktioniert.«
»Ganz genau!«, stimmte ich zu. Und so unterhielten wir uns weiter über Technologie, Wissenschaft, Arbeitsstunden und selbst die Verwendung von genau der Art Hubschrauber, in der wir gerade saßen, bis der Hof in Sicht kam. Ich erzählte ihm alles über die Solarhalsbänder, die Travis einigen Rindern der Station verpasst hatte und er wollte sehen, wie sie funktionierten.
Ich landete den Hubschrauber und wir wurden von George, Travis, Billy und dem Tierarzt Scott begrüßt. Anscheinend war er nur fünf Minuten vor uns angekommen. Ich stellte alle vor und dann verloren wir keine Zeit.
Wir trieben ein paar Jährlinge und trächtige Kühe in das runde Gatter und Blake machte sich an die Arbeit. Er stellte Scott ein Dutzend Fragen, während sie die Rinder inspizierten. Dann bat er darum, sich die Getreidesilos und Futterbuchten ansehen zu dürfen und wollte auch einen Blick auf die Aufzeichnungen aller Tierarzteinsätze, Impfungen und Verabreichung von Medikamenten werfen.
Scott rief in der Praxis in Alice Springs an und fünfzehn Minuten später hatte er die Dateien in seinem Postfach. Als Letztes wollte Blake einige der Rinder auf den Weiden sehen. Vermutlich wollte er nicht, dass wir die bestaussehenden Tiere zusammentrieben, wenn sie vielleicht nicht ein wirklicher Gradmesser für unsere typische Qualität waren.
Ich zögerte nicht. Ich hatte nichts zu verbergen. »Sicher doch«, sagte ich zu Blake und Scott. »Kommt rein, dann zeige ich euch zuerst, wie die GPS-Halsbänder funktionieren.«
Ich führte sie in mein Büro und zeigte ihnen das Programm auf meinem Laptop. Es war eine Darstellung der Grundstücksgrenzen der Sutton Station und innerhalb befanden sich zehn kleine, leuchtende rote Punkte. Ich deutete auf den Bildschirm. »Zehn Halsbänder. Sie sind solarbetrieben und zeichnen Nahrungsaufnahme, Aufenthaltsort und Bewegungsprofil dieser ausgewählten Rinder auf. Wir haben zehn Halsbänder in der ganzen Herde verteilt, um einen breiten Abriss zu bekommen.«
Ich klickte wahllos auf ein Halsband und ein kurzer, prägnanter Verlauf dieses Tiers samt GPS-Koordinaten wurde angezeigt.
Scott war fasziniert. Blake hingegen lächelte nur.
Ich reichte Scott das Pamphlet, das wir mit den Halsbändern erhalten hatten und er war hin und weg. »Ihr hattet die noch nicht, als ich das letzte Mal hier war?«, fragte er.
»Nein. Die sind neu. Wir haben sie erst seit etwa vier Wochen«, sagte ich. »Ich kann hier in meinem Büro sitzen und habe eine ziemlich gute Vorstellung davon, was meine Rinder tun. Es macht die Sache wesentlich leichter, wenn man bedenkt, dass meine nördlichste Weide fast vierhundert Kilometer weit weg ist.«
»Du kannst also jederzeit überwachen, wo ein ausgewählter Teil der Herde ist?«, fragte Blake nun scheinbar beeindruckt.
»Jap. Und wir können ihre Wanderungen nachverfolgen, wie weit sie über welchen Zeitraum gelaufen sind. Wir haben nur zehn damit ausgestattet, fünf Kühe und fünf Ochsen«, sagte ich.
Ich zog mein Handy hervor. »Ich hab hier auch eine App. Man kann sie mit auf die Weide nehmen, um einige Rinder zu untersuchen. Sie bringt dich bis auf wenige Meter an einen dieser Punkte heran.« Ich deutete auf das Display. Blake lächelte. »Das gefällt mir.«
»Das ist nicht mein Verdienst«, sagte ich geradeheraus. »Ich bin da nicht draufgekommen. Es war Travis Craigs Idee. Der große Amerikaner. Ich muss zugeben, dass ich es anfangs für eine ziemlich verrückte Idee gehalten habe, aber es ist ein verdammt gutes Konzept. Man kann die Halsbänder vom Landwirtschaftsministerium Queensland kaufen. Jeder kann es tun.«
Ich zeigte ihnen auf der App, wie wir jedes der Tiere von einem Punkt mit Mobilfunkempfang aus orten und sehen konnten, wo sie waren und gewesen waren. Blake und Scott waren ziemlich beeindruckt. »Ich hab schon mal davon gehört, aber es noch nie im Einsatz gesehen«, sagte Blake. »Das ist wirklich bemerkenswert.«
Ich brachte sie wieder nach draußen. »Du könntest ohne mein Handy und GPS ausreiten, aber es würde eine Weile dauern, bis du irgendwelche Rinder findest. Diese Weide hier« – ich nickte zum Zaun – »ist etwa achtzig Kilometer lang.«
Blakes Antwort war genau die, die ich erwartet hatte. »Oh.«
»Mit dem Pick-up ist man schneller«, sagte ich lächelnd und reichte ihm mein Handy. »Travis kann mit dir rausfahren.«
Travis versteckte seine Überraschung gut. »Jap. Sicher doch«, sagte er. Kurz verengte er die Augen und sah mich an, als würde er Was zur Hölle sagen, ehe er Blake zu dem alten Land Rover führte.
Ich lachte leise, als Travis auf der Fahrerseite einstieg, denn ich wusste sehr genau, dass er es hasste, australische Autos zu fahren. Bei mir konnte er sich weigern, aber ich wusste, dass er das nicht bei einem Mann tun würde, den wir beeindrucken wollten.
Ich wollte, dass sich Travis mit ihm unterhielt. Erstens, weil Travis der Klügste von uns war und über die Halsbänder recherchiert hatte, bevor er mich davon überzeugt hat, sie zu kaufen, und ich wollte, dass Blake sah, was für ein junges, gebildetes Team wir waren. Und zweitens, wenn es jemanden gab, der Blake dazu überreden konnte, uns ein garantiertes Einkommen zu verschaffen, dann war es Travis.
Daran hatte ich keinen Zweifel.
»Scott«, sagte ich zu unserem Tierarzt. »Vielen Dank, dass du so kurzfristig rausgekommen bist.«
»Kein Problem«, sagte er. Er sah sich um und schien sich etwas unwohl zu fühlen, weil nur noch wir beide hier waren.
Ich fragte mich, was das Problem war und dann fiel der Groschen. Er hatte davon gehört, dass ich schwul war. Es stimmte, dass in der Wüste nicht viel wuchs, aber Buschfunk funktionierte hervorragend.
Also atmete ich tief ein und hob das Kinn. »Lass mich raten, Scott. Du hast Gerüchte über mich gehört?«
Ich sah zu, wie er schluckte, dann zuckte er mit den Schultern. »Vielleicht.«
»Darf