Die geheime Sprache der Tiere. Elisa S. Suter

Die geheime Sprache der Tiere - Elisa S. Suter


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Spinnentieren und 280.000 anderen Tierarten. Darüber hinaus gibt es rund 950.000 unterschiedliche Insektensorten.

      Bekennen wir es einmal in aller Offenheit: Die Menschheit hat gerade erst angefangen, alle Tierarten auf Planet zu Erde zu entdecken und zu klassifizieren.

      Ständig stößt man auf neue. Inzwischen sprechen Wissenschaftler davon, dass rund 1,25 Millionen Tierarten recht und schlecht beschrieben und mit einem Namen versehen worden sind. Einige Wissenschaftler schätzen jedoch, dass es rund 120 Millionen Tierarten gibt.2 Wir kennen also gerade einmal ein Hundertstel aller Arten.

      Gleichzeitig stehen wir völlig am Beginn einer neuen Wissenschaftsdisziplin, wenn es darum geht, Tiere von ihrem innersten Kern her wirklich zu verstehen. Eine Beschreibung oder ein Name bedeutet noch lange nicht, dass wir eine Art auch begreifen oder gar die gleiche Sprache sprechen können. Mit anderen Worten: Selbst unser Verständnis der bekannten Tierwelt ist alles andere als vollkommen.

      Und was ist mit den verschiedenen Tieren innerhalb einer einzigen Art? Sie reagieren oft völlig unterschiedlich. Besitzen viele Tiere nicht einen individuellen Charakter? Bestimmte Hunde und Pferde etwa sind durchaus nicht mit anderen Hunden oder Pferden zu vergleichen, sie besitzen eine eigene, unverwechselbare “Persönlichkeit”.

      Tatsächlich gibt es Abertrillionen von Tieren – niemand kennt die genaue Zahl, denn bislang haben wir ja nur von Tierarten gesprochen. Wie tauschen sie sich aus? Auf welche Art kommunizieren sie miteinander? Und wie machen sie sich Menschen verständlich?

      All diese Zahlen bedeuten im Klartext, dass wir erst am Beginn einer Revolution stehen, was die Erforschung der Tierwelt und der Verständigungsmöglichkeiten mit ihr angeht. Wir beherrschen nicht wirklich die Sprachen unseres Planeten beziehungsweise seiner “Bewohner”. Wir sollten in aller Bescheidenheit realisieren, dass wir ganz am Anfang stehen, was diesen Forschungszweig angeht.

      Auf der anderen Seite eröffnet eben dieser Umstand auch ungeheure Möglichkeiten. Inzwischen gibt es beispielsweise schon “begnadete” Zeitgenossen, die mit ihrem Hund etwa ein richtiges Gespräch führen und dessen Sprache “lesen” oder “verstehen” können.

      Kommunikation mit Hunden

      Persönlich verfüge ich mit Hunden über die meiste Erfahrung. Genaueste Beobachtung sowie die Bereitschaft, geduldig zuzuhören, lehrten mich, dass Hunde durchaus über eine eigene Sprache verfügen. Damit meine ich nicht nur bestimmte Bewegungen, die etwas Bestimmtes ausdrücken sollen. Jeder weiß, dass ein Hund, wenn er mit dem Schwanz wedelt, meist sagen will, dass er sich freut. Hunde haben zweifelsfrei Emotionen, die durchaus mit den Emotionen des Menschen vergleichbar sind. Ein Hund kann laut und aggressiv bellen und andere Menschen, die als Angreifer identifiziert werden, verjagen – und also Zorn zeigen. Er kann Zuneigung ausdrücken. Gewöhnlich ist ein Hund von einer unendlichen Neugier beseelt. Ein Hund ist aufgeregt, traurig, fröhlich, träge manchmal, bemüht sich um Gunst, kann widerspenstig sein, antagonistisch und ist mitunter sogar von Langeweile geplagt – alles lupenreine Emotionen.

      Längst wurden beispielsweise “Beschwichtigungssignale” genau identifiziert, die ein Hund zeigt, wenn er Spannung abbauen und unter Umständen Unterwürfigkeit zeigen will. Dazu kann es gehören, dass er den Kopf oder den ganzen Körper abwendet, eine Pfote hebt, gähnt, die Augen zusammenkneift oder langsame, betuliche Bewegungen ausführt. Auch der Umstand, dass er sich einfach niederlegt und hinsetzt, kann dazugehören.3 Ein Gähnen bei einem Hund kann allerdings auch einfach bedeuten, dass er müde ist, nicht anders als beim Menschen. Verschiedene Interpretationen sind möglich, was die Körperbewegungen angeht.

      Doch nicht nur optische Signale und also eine optische Sprache kann man bei Hunden beobachten, sondern auch akustische Kommunikationen. Die Laute, die Hunde von sich geben, sind vollständig unterschiedlich und decken eine enorme Bandbreite ab, sowohl was

      (1) die Tonhöhe angeht,

      (2) die Länge und Dauer eines Tones,

      (3) die Intensität – laut bis leise – und

      (4) die Art des Tones.

      Vier Unbekannte in der Gleichung!

      Akustische Schwingungen können also von Hunden zweifelsfrei manipuliert werden, was in sich selbst eine erstaunliche Fähigkeit darstellt. Hunde können heulen, knurren, bellen, fiepen, winseln, wuffen, brummen und fauchen, wobei man selbst innerhalb der Belllaute auf 100 Unterschiede aufmerksam machen könnte. Und immer ändert sich damit die Botschaft. Es gibt zum Beispiel das Warnbellen, das Drohbellen, das Bellen, um zu einem Spiel aufzufordern, das begeisterte Bellen und das ungeduldige Bellen.

      Darüber hinaus gibt es taktische Signale oder Berührungssignale zwischen Hunden und zwischen Hund und Mensch, die klare, eindeutige Kommunikationen transportieren – in beide Richtungen nebenbei bemerkt. Der Hund kann uns liebevoll lecken, voller Zuneigung, und wir können ihn liebevoll streicheln.

      Es handelt sich mithin um eine eigene Sprache, die viele Hundefreunde instinktiv recht gut verstehen.

      Auch der Geruchssinn wird von Hunden benutzt, um zu kommunizieren, um Informationen zu geben und zu empfangen. Bei einigen Hunderassen ist er tausendfach so gut ausgeprägt wie beim Menschen.

      Aber darüber hinaus gibt es sogar noch ein weitaus spannenderes Kapitel, was die Sprache des Hundes anbelangt – wenn es nämlich darum geht, mit dem Menschen in Kontakt zu treten. Gönnen wir uns ein Beispiel, das ich persönlich miterlebt habe und bezeugen kann.

      Der Immobilienmakler und der Hund

      Erlauben Sie, dass ich ein Beispiel aus einem früheren Buch wiederhole: Ich kenne einen Immobilienmakler, der ständig unterwegs war, um seinen Interessenten Häuser und Wohnungen zu zeigen. Der Job verlangte ihm alles ab. Jeden Tag kam er zu völlig unterschiedlichen Zeiten nach Hause. Aber seine Frau konnte trotzdem stets relativ genau vorhersagen, wann er sich von seinem letzten Kunden verabschiedete und er sich also auf den Nachhauseweg begab. Der Grund? Argos, sein Hund, der immer ruhig in seinem Korb lag, ging nämlich plötzlich zur Eingangstür und blieb dort sitzen, wenn Herrchen aufbrach, und dann wusste die Frau des Immobilienmaklers, was Sache war. Sie wusste in diesem Fall mit absoluter Gewissheit, dass sich ihr Mann vor etwa 3 bis 5 Sekunden entschlossen hatte, aufzubrechen und nach Hause zu fahren.

      Sie kannte nicht die genaue Uhrzeit, wann ihr Mann zu Hause ankommen würde, weil sich die Wohnungen und Objekte, die er seinen Interessenten zeigte, an unterschiedlichen Orten befanden und die Entfernungen deshalb nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen waren. Aber sie war vollkommen sicher, dass er aufgebrochen war. Der Immobilienmakler und seine Frau stellten das mit absoluter Gewissheit fest, weil sie sich den Spaß erlaubten, mehrmals einen exakten Uhrenvergleich anzustellen.

      Sobald der Immobilienmakler aufbrach, sprang Argos aus seinem Korb und blieb dann so lange vor der Tür sitzen, bis sein Herrchen zu Hause eintraf.4

      Schwingungen oder Telepathie

      Es scheint eine Kommunikationsmöglichkeit zwischen Mensch und Tier zu geben, die bislang kaum visioniert worden ist. Ich spreche von der Telepathie.

      Nun gibt es 101 Erklärungsversuche für die Telepathie. Einige Wissenschaftler sprechen von Schwingungen, die weitergegeben werden und Kreise ziehen, andere von Gedankenübertragungen außerhalb des physikalischen Universums und außerhalb der Gesetze von Zeit und Raum. Was auch immer das letzte und richtige Erklärungsmodell für dieses Phänomen ist, feststeht, dass die Telepathie existiert.

      Die Berichte hierüber sind einfach zu zahlreich, als dass man sie ignorieren könnte.

      So erlebte ich einmal Folgendes:

      Die Entensprache

      Vor einigen Jahren besuchte ich den Europa-Park im Südosten Baden-Württembergs. Es war Frühling und überall blühten die Blumen. Innerhalb des Parks sah ich am Rande eines Teiches auf einmal


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