Die geheime Sprache der Tiere. Elisa S. Suter
ich schon früher darauf aufmerksam, dass mit mir “etwas nicht stimmte” oder besser gesagt: dass ich mich gänzlich anders verhielt, wenn es um Tiere ging.
Meine früheste Beziehung zu einem Tier
Eines meiner frühesten Erlebnisse bestand darin, dass ich, gerade mal vier Jahre alt und noch ein Grashüpfer, mit einem Huhn eine besondere “Beziehung” aufbaute. Das Huhn gehörte meinen Großeltern und war Teil eines Hühnerstalls, was für ein Kind immer interessant und begeisternd ist. Dieses Huhn rannte seltsamerweise nicht etwa vor mir davon, wenn ich wild wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte – so wie Hühner das normalerweise tun. Es kam im Gegenteil zu mir, ließ sich anfassen, streicheln und liebte es, wenn ich es direkt auf meinen Schoß setzte. Das Huhn benahm sich wie ein völlig zahmes Huhn – etwas, wovon man selten oder nie gehört hat.
Meine Eltern und Großeltern schauten nur ungläubig zu. Sie schossen Fotos von mir mit dem Huhn auf dem Schoß und schüttelten den Kopf. Früh hörte ich Kommentare wie: “Das kann doch nicht normal sein.” Oder: “Etwas stimmt nicht mit dem Huhn.” Sowohl meine Eltern als auch meine Großeltern staunten nur. Sie konnten sich einfach nicht die Tatsache erklären, dass ich ein besondere Verbindung zu einem Huhn aufbauen konnte. Mit schien das alles völlig normal zu sein.
Ich konnte umgekehrt die Aufregung und den Unglauben um mich herum nicht einordnen, nicht mit vier Jahren. Ich fragte mich im Gegenteil: “Was soll daran nicht normal sein? Warum sollte sich das Huhn nicht bei mir wohlfühlen?” Genau dies schien mir wiederum völlig normal zu sein. Das Huhn legte ganz normal Eier, wie jedes andere Huhn auch, aber es war auch gern und oft mit mir im Gras unterwegs. Ich liebte das Huhn und genoss seine Freundschaft. Ich wünschte mir damals, ständig dieses Huhn um mich herum zu haben, denn es lief nie von mir davon. Aber mein Wunsch ging nicht in Erfüllung, denn, so belehrte man mich, “Hühner gehören in einen Stall”. Alle belächelten mich. Und immer wieder hörte ich den Satz: “So verhält sich kein normales Huhn.”
Ich will absichtlich nicht weiter auf diese Episode eingehen, sie dient nur dazu zu illustrieren, dass ich offenbar schon immer ein besonderes Verhältnis zu Tieren hatte.
Die Taube
Mit sechs oder sieben Jahren liebte ich es, mit meiner Taube spazieren zu gehen.
Eine Taube folgte mir tatsächlich auf Schritt und Tritt. Auch mit ihr hatte ich “magischerweise” eine unglaublich gute Verbindung. Ich liebte meine Taube.
Aber andere Kinder beobachteten mich und fingen an, mich aufzuziehen. Man lachte und lächelte über mich. Es war ungewöhnlich, dass da ein kleines Mädchen mit einer Taube spazieren ging. Ich hörte Bemerkungen wie: “Wer Tiere lieber hat als Menschen, hat ein Problem mit Menschen.”
Es handelte sich natürlich um eine faustdicke Lüge, denn ich habe auch ein hervorragendes Verhältnis zu Menschen, aber als Siebenjährige konnte ich mit diesen abfälligen Bemerkungen noch nicht umgehen. Ich sah mich als ein “Opfer” an, ein Opfer übler Nachrede. Zudem will man als Kind immer akzeptiert werden, man kämpft um seinen Platz in der Gemeinschaft, um Anerkennung in der Gesellschaft. Doch in eben diese Gesellschaft passte einfach kein kleines Mädchen mit einer Taube.
Um es abzukürzen: Als Kind ließ ich mich von Erwachsenen irritieren, was diese besondere Beziehung zu Tieren anging, und es dauerte eine geraume Zeit, bis ich langsam akzeptierte, dass ich “anders” war, was mein Verhältnis zu Zwei-, Vier- oder Sechsbeinern anging.
In der Folge hatte ich alle möglichen Haustiere, auf einige Erlebnisse werde ich noch zu sprechen kommen, aber so viel sei vorausgeschickt: Immer hatte ich ein eigenartiges, fast intimes Verhältnis mit den verschiedensten Spezies. Und sehr viel später, als erwachsene Frau, entschied ich mich, mir einen alten Wunsch zu erfüllen und einen Hund zu halten.
Meine Erfahrungen mit einem Hund
Zunächst besuchte ich alle möglichen Hundeschulen, Hundetrainer und Hundeflüsterer, um herauszufinden, wie man zu dem bestmöglichen Hundehalter wird. Aber früh schon entdeckte ich, dass all die verschiedenen Methoden, Hunde “abzurichten”, nichts taugten – sie wurden dem Wesen des Hundes nicht gerecht.
Sozusagen mit Zuckerbrot und Peitsche versuchte man, Hunde zu erziehen und zu kontrollieren, man versuchte, sie zu verlässlichen kleinen Sklaven zu degradieren.
Mein Hund aber lehrte mich, dass dies nicht funktionierte – die genaue Story folgt später. Ich lernte weiter, dass Hunde im Gegenteil das Verhalten des Herrchens oder Frauchens nur spiegeln. Das heißt, sie übernehmen die Gemütslagen des Halters. Wir können also Hunde hervorragend dazu benutzen, uns selbst ins Angesicht zu schauen – und uns im Idealfall daraufhin zu verändern. Ein Hund kann also indirekt einen Menschen erziehen beziehungsweise ihn dazu führen, sich selbst genauer zu erkennen! Aber der Mensch muss zuhören können und die Sprache des Hundes verstehen.
Als ich dies plötzlich verstand, begann eine abenteuerliche Zeit für mich. Immer wieder kamen Hundehalter auf mich zu, die nicht glauben konnten, wie perfekt die Kommunikation zwischen mir und meinem Hund funktionierte. Als sie meinen Rat suchten, erkannte ich mit zunehmender Gewissheit, dass der Hund der Halter ist und jede Korrektur beim Halter vorgenommen werden muss – und nicht etwa dem Hund bessere Manieren beigebracht werden müssen.
Gleichzeitig setzte ich die Reise zu mir selbst fort, die Reise zu meinem Inneren.
Ich hatte zunehmend Erkenntnisse über meine eigene Person sowie über meine tatsächlichen Fähigkeiten gewonnen, die früher vielleicht schon latent vorhanden gewesen waren, aber die nie jemand bestätigt hatte, im Gegenteil. Weiter lernte ich, dass man gewisse “Glaubenssätze”, die man bezüglich Tieren hat, zunächst ausräumen muss – falsche Ideen, Vorstellungen und fixe Ideen –, wenn man mit ihnen “ins Gespräch” kommen will.
Hellhörigkeit
Hellhörig, wie der Fachausdruck lautet, wurde ich spätestens 2012, zumindest wurde ich mir in diesem Jahr dieses Talentes bewusst.
Unter Hellhörigkeit versteht man die Fähigkeit, selbst das zu hören, was nicht ausgesprochen worden ist. Es handelt sich nicht nur um eine Art geschärfte Aufmerksamkeit, sondern es ist ein Ausdruck, der verrät, dass man über eine paranormale Sinneswahrnehmung verfügt. Unter Hellhörigkeit versteht man auch das Talent, Schwingungen wahrzunehmen, die normalerweise nicht von Menschen empfangen werden können.
Reflexionen
Als ich auf diese verschiedenen Begabungen aufmerksam wurde, machte ich mir anfänglich keine Notizen. Auch studierte ich nicht krampfhaft entsprechende Literatur. Ich stellte daneben auch keine abenteuerlichen Experimente an. Die Begabungen waren einfach vorhanden, ohne dass ich es mir selbst erklären konnte. Einige Leute, die sich “Freunde” nannten, nahmen an, ich hätte ein spezielles Kraut geraucht, mit Drogen experimentiert oder Alkohol im Übermaß genossen. Nichts da! Ich halte von all diesen Sachen nichts, im Gegenteil, ich erachte sie als höchst schädlich. Aber ich realisierte, dass ich nicht in die üblichen Schemata und Schablonen passte.
Verschiedene “Kunden”, Tierbesitzer und Tierhalter, die immer häufiger auf mich zukamen, staunten manchmal Bauklötze. Aber es ging mir nicht darum, mich auf ein Podest zu stellen oder Applaus zu empfangen. Ich war vielmehr intensiv damit beschäftigt, mit mir selbst ins Reine zu kommen und das “Abenteuer Ich” fortzuführen. Außerdem wollte ich anderen helfen, mit Tieren freundlicher umzugehen, ja eine unendliche Liebe zur Tierwelt zu entwickeln. Ich wollte auf die unglaublichen Perspektiven aufmerksam machen, die sich eröffnen, wenn man Tiere auf eine ganz andere Art betrachtet.
Natürlich streichelten einige Bemerkungen mein Ego, selbst Tierärzte staunten, wie ich mit Tieren umgehen konnte. Aber ich versuchte, mich so früh wie möglich von dem geheimnisvollen, verführerischen Saft, der da heißt Bewunderung, frei zu machen. Aber anfänglich füllte das Lob meine leere Seelenflasche. Heute weiß ich, wie krank das war, wie rückständig