Bestrafung | Erotische SM-Geschichten. Johanna Söllner
»Im Auftrag der Geschäftsleitung möchte ich Ihnen dieses Entschuldigungsschreiben überreichen.«
Er reißt den Umschlag auf … Zieht den Brief heraus. Beginnt zu lesen. Ich bin unsicher. Was soll ich tun? Abwarten, bis er fertig ist? Hmmmm … »Ich möchte mich im Namen unseres Restaurants und auch ganz persönlich für die Ihnen entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen. Bitte glauben Sie mir, dass ich mich augenblicklich darum kümmern werde.«
»So, Sie kümmern sich also persönlich darum?«
Wieder diese äußerst unangenehme Schärfe in seiner Stimme. Wenn mein Herr, wenn ER diesen Ton mir gegenüber anschlägt, dann wird es unangenehm. Sehr unangenehm …
»Selbstverständlich, mein Herr. Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass unsere Gäste nicht mehr so lange warten müssen. Ich werde umgehend mit dem Service sprechen.«
»Und das ist jetzt alles?«
Ich bin einen Augenblick sprachlos. Was denn? Ich hab mich doch entschuldigt. Habe zugesichert, dass ich mich umgehend mit dem zuständigen Servicemitarbeiter unterhalten werde. Was will dieser Knilch denn noch von mir? »Entschuldigen Sie … Aber ich verstehe nicht.«
Er lächelt mich an. Es ist kein freundliches Lächeln. Es ist irgendwie böswillig, hinterhältig. Ich kann es nicht deuten.
»Nun gut … Sie scheinen neu hier zu sein. Lassen Sie es mich Ihnen erklären. Ich erwarte Satisfaktion. Nicht nur Geschwafel. Ich erwarte, dass Sie mir zeigen, dass Sie die Beschwerde eines Gastes ernst nehmen. Ich erwarte, dass Sie mir mit vollem Einsatz Genugtuung erweisen.«
Dann reicht er mir das Schreiben der Geschäftsleitung. Darin werde ich als das »Complaint Girl« vorgestellt. Dass ich persönlich für etwaige Verfehlungen des Restaurants geradestehe. Und dass ich mich jeglicher Strafe zu unterwerfen habe, die zwischen dem Gast und dem Complaint Girl als Genugtuung vereinbart wird. Und unter Strafe ist eine körperliche Bestrafung gemeint. Ich muss zweimal hinsehen, bis ich das wirklich kapiert habe.
Geschockt reiche ich dem Gast das Schreiben zurück. Meine Aufgabe besteht also darin, dem Gast Genugtuung anzubieten. Eine körperliche Strafe. Nimmt er sie an, dann wird sie unverzüglich vollzogen. Allerdings gibt es auch den Hinweis, dass der Gast jederzeit die Geschäftsleitung einschalten kann, wenn er den Eindruck hat, dass sich das Complaint Girl schonen möchte und absichtlich eine zu niedrige Strafe anbietet. In diesem Fall kann die Geschäftsleitung die Strafe anpassen. Wenn der Gast mit der Bestrafung zufrieden ist, trägt er das in mein Arbeitsbuch ein und bestätigt es mit seiner Unterschrift.
Laut Brief hat das Complaint Girl die Wahl zwischen den folgenden drei Strafen:
1. Zwei Hiebe mit der Peitsche auf die Brüste
2. Vier Hiebe mit einer Gerte auf die Handflächen
3. Fünf Hiebe mit dem Rohrstock auf den nackten Arsch
Ich schlucke. Was soll ich machen? Was soll ich anbieten?
»Nun, dein Angebot?«
Meine Gedanken rasen. Die Brüste schließe ich von vornherein aus. Erstens mag ich es nicht, wenn man meine Titten quält, und zweitens könnte schnell der Eindruck entstehen, ich wollte mich schonen. Weil es nur zwei Schläge sind. Bleibt also der Arsch und die Handflächen. Angenehm ist keines von beiden. Nachdem ich jetzt langsam erkenne, worum es bei meiner Arbeit geht, beginne ich zu ahnen, dass in den anderen Kuverts noch schlimmere Bestrafungen zu finden sein werden. Ich denke, man will mich nicht bereits zu Beginn des Abends verschleißen.
Lieber nicht den Arsch. Nein, lieber nicht. Bleibt also Möglichkeit zwei … »Herr … Ich biete Ihnen an, dieses Versäumnis unseres Hauses mit vier Hieben mit der Gerte auf meine Handflächen aus der Welt zu schaffen.«
Er überlegt … Dann stimmt er zu und bittet um mein Arbeitsbuch. In säuberlicher Schrift trägt er die Art der Bestrafung ein. Er steht auf und nickt Herrn B. zu, der einige Schritte hinter uns die Verhandlungen verfolgt hat. »Wir haben uns geeinigt.«
Herr B. wendet sich an mich. »Gut … Nach einer Einigung kommst du mit dem Gast ans Management Desk und legst mir das Arbeitsbuch vor. Dort händige ich dem Gast auch das Werkzeug aus. Das wirst du künftig alles selbstständig machen. Die Bestrafung erfolgt nackt. Du wirst deine Kleider vollständig ablegen und bei mir hinterlegen. Solltest du für deine Aufgabe festgebunden werden müssen, dann wird das ebenfalls von dort aus organisiert. Du und dein Gast werden ein Zeichen erhalten, wenn alles bereit ist. Dann wird unser DJ einen speziellen Song auflegen: Conquest of Paradise. Bei dieser Musik wirst du dich mit dem Gast auf die Bestrafungsfläche begeben. Ich erwarte von dir, dass du die Strafe mit Würde erträgst. Also kein lautes Winseln oder Flennen. Dein Herr hat dich als äußerst schmerzgeile Sklavin beschrieben. Also erweise dich dieses Lobes auch würdig. Ansonsten müsste ich ihm eine schlechte Beurteilung über dich ausstellen.«
Na klasse! Äußerst schmerzgeil … Wie kommt mein Herr nur dazu? Ich bin keine Extrem-Masochistin. Ich ertrage Schmerzen, wenn es sein muss. Für ihn, für meinen Herrn. Wenn ER es für notwendig erachtet. Aber jetzt? Das verspricht ja ein heiterer Abend zu werden. Und wenn ich die zu erwartenden Schmerzen nicht klaglos ertrage, dann verpetzt er mich auch noch bei meinem Herrn. Was dann unweigerlich eine Fortsetzung der Strafe bedeutet.
Ich schnaufe tief durch. Dann sage ich: »Mein Herr, ich bin bereit …«
Es hat ja keinen Sinn, das Ganze hinauszuzögern. Es ist unvermeidbar. Die Strafe ist vereinbart, jetzt muss sie nur noch vollzogen werden. Ich folge den beiden Herren zum Management Desk des Geschäftsführers.
Eine lange Rute wird hervorgeholt. Der Gast lässt sie ein paarmal in der Luft pfeifen, dann nickt er zustimmend. »Worauf wartest du noch? Du hast es doch gehört. Zieh dich aus!«
Ich streife meine wenigen Klamotten ab und reiche sie über den Tresen. Jetzt bin ich nackt bis auf meine High Heels.
Die Musik setzt ein. Laut. Donnernd. Ein Scheinwerferspot richtet sich auf mich, während gleichzeitig die übrigen Lichter gedimmt werden. Es wird Zeit. Ich schüttle meine langen Haare. Richte mich kerzengerade auf und drücke meine Brüste nach vorn. Dann schreite ich gemessenen Schrittes zur Strafbühne. Jeder wird mich sehen können. Auf den Fernsehmonitoren flackert mein Bild auf. Mein Gesicht in Großaufnahme. Langsam gleitet das Bild nach unten. Zu den Brüsten. Die Kamera muss genau in der Flucht der Tische montiert sein. Denn jede Einzelheit meines nackten Körpers erscheint jetzt auf den Bildschirmen.
Wir erreichen die Bühne, steigen die drei Stufen hinauf. Oben angekommen stelle ich mich in die Mitte des Gevierts. Man reicht mir ein Mikrofon. Eine letzte Aufgabe vor der Bestrafung ist noch zu tun. Ich habe die Verfehlung des Restaurants zu schildern und zu erläutern, in welcher Form dem Gast Genugtuung bereitet werden wird. Dann habe ich den Gast darum zu bitten, mir die vereinbarten Schläge zu verabreichen.
Ich stelle mich kerzengerade hin. Dann strecke ich meine Hände mit den Handtellern nach oben aus. Groß wie Autoreifen erscheinen meine Hände auf den Monitoren, also müssen sich auch über mir Kameras befinden. Dann wieder der Schwenk in mein Gesicht. Jedes Zucken der Mundwinkel ist zu sehen, jedes Zwinkern. Alles in Großaufnahme.
Dann nimmt der Gast Aufstellung. Seitlich von mir. Fast zärtlich legt er die Rute quer über meine Handflächen. Ich blicke ihn an. Suche Augenkontakt. So wünscht es mein Herr, wenn ich von ihm bestraft werde. Als Aufmunterung, aber auch, um mir seine Entschlossenheit klarzumachen, mich nicht zu schonen.
Jeden Augenblick beginnt es. Ich versuche, mich auf den Schmerz vorzubereiten. Ich versuche es jedes Mal wieder, obwohl ich weiß, dass es vergeblich ist. Es wird mir nichts nutzen.
Die Rute pfeift durch die Luft. Meine Muskeln verkrampfen sich. Doch die Rute zischt vorbei. Ich atme tief aus. Versuche, mich ganz auf die Strafe zu konzentrieren. Blende aus, dass ich hier im Rampenlicht stehe. Dass auch die kleinste meiner Bewegungen gnadenlos aufgezeichnet und auf die Bildschirme übertragen wird. Ich versuche mich zu sammeln. Jetzt hebt er die Rute. Jetzt wird er nicht mehr danebenhauen. Ich weiß das. Es kostet mich Kraft, die Hände nicht zur Faust zu ballen, um mich zu schützen. Doch ich ringe meine diesbezüglichen Gedanken