Christsein und die Corona-Krise. George Augustin
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Walter Kardinal Kasper
George Augustin (Hg.)
Christsein und die Corona-Krise
Das Leben bezeugen in einer sterblichen Welt
Mit einem Geleitwort von Papst Franziskus
Matthias Grünewald Verlag
Inhalt
Corona-Virus als Unterbrechung – Abbruch und Aufbruch
Die Corona-Krise mit den Augen des Glaubens betrachtet
Der Glaube an den Gott Jesu Christi und die Pandemie
Leben bezeugen in einer sterblichen Welt
Die Pandemie als ökumenische Erfahrung
Pandemie – eine Geißel Gottes?
Die Krise als missionarische Chance
Geleitwort
Die Corona-Krise hat uns alle wie ein plötzlich losbrechender Sturm überrascht und weltweit unser privates, unser familiäres, unser berufliches wie das öffentliche Leben jäh verändert. Viele haben den Tod von lieben Verwandten und Freunden zu beklagen. Viele sind in wirtschaftliche Not gekommen, andere haben ihren Arbeitsplatz verloren. In vielen Ländern war es selbst an Ostern, dem Hochfest der Christenheit, nicht mehr möglich, öffentlich gemeinsam die Eucharistie zu feiern und aus den Sakramenten Kraft und Trost zu schöpfen.
Diese dramatische Situation hat uns die Verwundbarkeit, die Hinfälligkeit und die Erlösungsbedürftigkeit von uns Menschen deutlich vor Augen geführt und viele Gewissheiten, auf die wir in unserem Alltag, bei unseren Plänen und Projekten gebaut haben, infrage gestellt. Die Pandemie stellt uns grundlegende Fragen, welche das Glück unseres Lebens und den Schatz unseres christlichen Glaubens betreffen.
Die Krise ist ein Alarmzeichen, das uns zum Nachdenken führt, wo die tieferen Wurzeln liegen, die uns Halt geben mitten im Sturm. Sie erinnert uns daran, dass wir manche im Leben wichtige Dinge vergessen und vernachlässigt haben, und lässt uns fragen, was wirklich wichtig und notwendig und was weniger oder gar nur vordergründig wichtig ist. Es ist eine Zeit der Prüfung und der Entscheidung, unser Leben neu auf Gott als Halt und Ziel auszurichten; sie hat uns gezeigt, dass wir gerade in Notsituationen auf die Solidarität anderer angewiesen sind; und sie leitet uns an, unser Leben neu in den Dienst an anderen Menschen zu stellen. Sie muss uns aufrütteln aus der weltweiten Ungerechtigkeit und uns aufwecken, um den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten zu hören.
Mitten in der Krise haben wir Ostern gefeiert und die österliche Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod gehört. Die Botschaft sagt uns, dass wir uns als Christen nicht von der Pandemie lähmen lassen dürfen. Ostern schenkt uns Hoffnung, Zuversicht und Mut und bestärkt uns in der Solidarität; sie sagt uns, Rivalitäten der Vergangenheit zu überwinden und uns über alle Grenzen hinweg als Teile einer großen Familie zu erkennen, in welcher einer des anderen Last trägt. Die Gefahr der Ansteckung durch einen Virus soll uns eine andere Art der Ansteckung lehren, die Ansteckung von der Liebe, die von Herz zu Herz übertragen wird. Ich bin dankbar für viele Zeichen spontaner Hilfsbereitschaft und heldenhaften Einsatzes von Pflegekräften, Ärzten und Priestern. Wir haben in diesen Wochen die Kraft gespürt, die aus dem Glauben kommt.
Die erste Phase der Corona-Krise, in der keine öffentlichen Feiern der Eucharistie stattfinden konnten, war für viele Christen eine Zeit schmerzlichen eucharistischen Fastens. Viele haben die Gegenwart des Herrn erfahren, wo zwei oder drei in seinem Namen zusammen waren. Die Übertragung der eucharistischen Feier durch das Fernsehen war ein Notbehelf, für den viele dankbar waren. Doch die virtuelle Übertragung kann die reale Gegenwart des Herrn in der Feier der Eucharistie nicht ersetzen. So freue ich mich, dass wir nun wieder zu normalem liturgischen Leben zurückkehren können. Die Gegenwart des auferstandenen Herrn in seinem Wort und bei der Feier der Eucharistie soll uns die Kraft geben, die wir brauchen, um die schwierigen Probleme zu bewältigen, welche nach der Corona-Krise auf uns zukommen werden.
Ich wünsche und hoffe, dass die theologischen Überlegungen in dem vorliegenden Bändchen »Christsein und die Corona-Krise« zum Nachdenken anregen und bei vielen neu Hoffnung und Solidarität wecken. Wie mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus wird der Herr auch in Zukunft mit uns unterwegs sein durch sein Wort und im Brechen des eucharistischen Brotes. Er wird uns sagen: »Habt keine Angst! Ich habe