Corona in Deutschland. Группа авторов

Corona in Deutschland - Группа авторов


Скачать книгу
genauso, wie im römischen Reich durch die Verschlechterung der Münzen. Und wie damals wird die Rückzahlung der Schulden direkt oder indirekt vergesellschaftet – sei es durch höhere Steuern, sei es durch niedrigere Zinsen, sei es durch Preissteigerungen. Und wie in der Antike wird ein Höchstpreisedikt kaum helfen, da es sich durch Schwarzmarkt, Edelmetallhortung und andere Tausch- und Wertbewahrungssysteme umgehen lässt.

      Allerdings dürften zwangsstaatliche Maßnahmen mittelfristig massive politische Folgen haben, da davon auszugehen ist, dass das Vertrauen der Bevölkerung in ihre politische Elite in dem Maße sinkt, wie offenbar wird, dass die Bewältigung der Krise größtenteils auf den Rücken der Mittelschicht abgewälzt wurde, wobei die Maßnahmen gleichzeitig einen zunehmenden Verlust der persönlichen Freiheiten nach sich ziehen. Als Folge dürfte die Attraktivität populistischer Versprechungen in den nächsten Monaten und Jahren noch steigen – und damit wird auch der innere Zusammenhalt einer ohnehin polarisierten Gesellschaft weiter geschwächt werden.

      Doch auch die psychologischen Auswirkungen der Krise wird man nicht vernachlässigen dürfen. Schon in den historischen Gesellschaften sieht man hier eine doppelte Entwicklung. Zum einen bewirkt das Gefühl der hilflosen Auslieferung an das Schicksal eine gewisse Enthemmung, welche etwa aus den von der Pest betroffenen Gesellschaften des Mittelalters gut überliefert ist. Wer den Eindruck hat, nichts mehr zu verlieren zu haben, schert sich nicht um soziale Konventionen und begeht Handlungen, welche für die Kohäsion einer Gesellschaft fatal sind. »Coronaparties« sind möglicherweise nur erste Symptome einer solchen Enthemmung, die sich in den nächsten Jahren durchaus auch auf andere Felder (etwa Politik) übertragen könnten.

      Zum anderen finden wir auch die entgegengesetzte Entwicklung. Denn die Erfahrung von Tod und Krankheit kann auch den Wunsch zu Umkehr, Buße und strenger Sittlichkeit zur Folge haben. Dies lehrt uns die mittelalterliche Bewegung der Flagellanten (= Geißler). Diese Umkehrbewegung bezog ihre Kraft aus dem offensichtlichen Versagen der etablierten Institutionen – allen voran der Kirche. Von ihr profitierten eher die »alternativen« geistigen Bewegungen, wie die zahlreichen spätmittelalterlichen reformatorischen Gruppen. Auch heute könnte das Verhalten der Kirche in der Krise zu einer Radikalisierung der Positionen und Abspaltungen mit nachhaltigen Folgen führen.

      Auch im Bereich technischer Transformation kann sich die Krise niederschlagen. Im Mittelalter führte etwa der enorme demographische Aderlass zur Motivation, fehlende menschliche Arbeitskraft durch technische Hilfsmittel zu ersetzen. Zu nennen sind nicht nur die vermehrte Anwendung von Wasser- und Windmühlen, sondern auch die Entwicklung des Buchdrucks als Ersatz für die fehlenden Kopisten. Zwar sind die demographischen Verluste im modernen Europa nicht ansatzweise mit denen der »Schwarzen Pest« vergleichbar, doch indirekt zeigt sich jetzt schon, dass die Covid-19-Pandemie mit den daraus resultierenden Kontaktbeschränkungen einen wahren Dammbruch im Bereich der Digitalisierung und Robotisierung darstellt. Die monatelangen, quarantänebedingten Kontaktbeschränkungen haben zur systematischen Anwendung von Technologien geführt, die schon vor der Krise vorhanden waren. Dabei stehen wir sicherlich erst am Anfang einer Entwicklung, welche nicht nur Arbeitstechniken betrifft, sondern auch bedenklichere Bereiche wie die digitale Überwachungstechnik, die sich aus dem Wunsch eines besseren »Tracing« der Menschen und ihrer Kontakte mit potentiell vom Virus betroffenen Mitbürgern ergeben könnten. Dies könnte gerade für die Verfechter des Transhumanismus mit ihrer positiven Haltung gegenüber einer »Verbesserung« des Menschen ein willkommenes Einfallstor bieten, etwa durch eine Banalisierung hochproblematischer Techniken wie Chipimplantate oder Nanopartikelimpfung.

      Ursachen, Verlauf und Konsequenzen der Covid-19-Krise stellen also aus der Perspektive der historischen Komparatistik keine wirkliche Ausnahme in der Weltgeschichte dar, sondern weisen vielmehr zahlreiche Züge auf, die wir auch aus anderen Zeiten und Zivilisationen kennen. Ob sich die bekannten Muster und Reflexe mittel- oder langfristig positiv oder negativ auf die betroffenen Gebiete auswirken werden, muss die Zukunft zeigen. Schon jetzt aber lässt sich sagen, dass das wichtigste Alleinstellungsmerkmal der Coronavirus-Pandemie im welthistorischen Vergleich mit so desaströsen Seuchen wie der Antoninischen Pest, dem »Schwarzen Tod« oder der Spanischen Grippe sicherlich darin liegt, dass es bislang wohl kaum eine Seuche gegeben hat, deren kurzfristig zu erwartenden, überaus bedenklichen Auswirkungen in einem solchen Missverhältnis zu ihrem (bislang) insgesamt doch recht beschränkten Ausmaß gestanden haben.

      Literatur

      WHO World Health Organization (online 2020): WHO Coronavirus Disease (COVID-19) Dashboard: Data Last Updated July 26th, 2020: https://covid19.who.int/ (Zugriff am 26.07.2020).

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4Q3ERXhpZgAATU0AKgAAAAgABwESAAMAAAABAAEAAAEaAAUAAAABAAAAYgEbAAUAAAABAAAA agEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAhAAAAcgEyAAIAAAAUAAAAk4dpAAQAAAABAAAAqAAAANQAD0JA AAAnEAAPQkAAACcQQWRvYmUgUGhvdG9zaG9wIDIxLjIgKE1hY2ludG9zaCkAMjAyMDowODowNCAx Mzo1ODo1NwAAAAOgAQADAAAAAQABAACgAgAEAAAAAQAACZKgAwAEAAAAAQAADeAAAAAAAAAABgED AAMAAAABAAYAAAEaAAUAAAABAAABIgEbAAUAAAABAAABKgEoAAMAAAABAAIAAAIBAAQAAAABAAAB MgICAAQAAAABAAAMigAAAAAAAABIAAAAAQAAAEgAAAAB/9j/7QAMQWRvYmVfQ00AAf/uAA5BZG9i ZQBkgAAAAAH/2wCEAAwICAgJCAwJCQwRCwoLERUPDAwPFRgTExUTExgRDAwMDAwMEQwMDAwMDAwM DAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwBDQsLDQ4NEA4OEBQODg4UFA4ODg4UEQwMDAwMEREMDAwMDAwR DAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDP/AABEIAJ8AbgMBIgACEQEDEQH/3QAEAAf/xAE/ AAABBQEBAQEBAQAAAAAAAAADAAECBAUGBwgJCgsBAAEFAQEBAQEBAAAAAAAAAAEAAgMEBQYHCAkK CxAAAQQBAwIEAgUHBggFAwwzAQACEQMEIRIxBUFRYRMicYEyBhSRobFCIyQVUsFiMzRygtFDByWS U/Dh8WNzNRaisoMmRJNUZEXCo3Q2F9JV4mXys4TD03Xj80YnlKSFtJXE1OT0pbXF1eX1VmZ2hpam tsbW5vY3R1dnd4eXp7fH1+f3EQACAgECBAQDBAUGBwcGBTUBAAIRAyExEgRBUWFxIhMFMoGRFKGx QiPBUtHwMyRi4XKCkkNTFWNzNPElBhaisoMHJjXC0kSTVKMXZEVVNnRl4vKzhMPTdePzRpSkhbSV xNTk9KW1xdXl9VZmdoaWprbG1ub2JzdHV2d3h5ent8f/2gAMAwEAAhEDEQA/AMxNITq3hZDqqrqx k/ZxbALCwuDxtfW/e5v0NjLfZ/wn/FrEAsvcSJAsC/5f1eJp7h4pSFru6o+43F+cWte5wj0WtNj

Скачать книгу