Zusammen träumt sich's schöner. Teresa Nagengast

Zusammen träumt sich's schöner - Teresa Nagengast


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      Erschienen im

      Scholastika Verlag

      Schulstraße 7a

      83119 Obing

      Tel.: 08624/879701

      E-Mail: [email protected]

      Zu beziehen in allen Buchhandlungen,

      im Scholastika Verlag und im Internet.

      Alle Rechte vorbehalten

      1. Auflage

      © 2016 Scholastika Verlag, 83119 Obing

      Buch ISBN 9783981739510

      eBook ISBN 9783936137323

      Titelphoto: pixabay unsplash

      Ich widme dieses Buch Maximilian Schrade, ohne den ich es wohl nie fertiggeschrieben hätte. Außerdem geht mein Dank an meine Mutter Haike und meine Schwester Mona, die nie müde darin werden, meine Bücher probezulesen und mit guten Anmerkungen zu verbessern.

      Zu guter Letzt möchte ich mich noch bei meiner Verlegerin Christine Dannhoff bedanken, die dafür gesorgt hat, dass mein Roman zu so etwas wundervollem geworden ist! Ein großes Danke an alle, die immer an mich geglaubt haben!

      KAPITEL 1

      Es gibt Momente im Leben, in denen du jemanden so sehr vermisst, dass du ihn aus deinen Träumen entführen möchtest, um ihn wirklich zu umarmen!

      Ich stehe auf rotbraunem Sand. Mein Blick gleitet von einer orangebraunen Düne zur Nächsten und schließlich Richtung Horizont, wo die Farben mit dem leuchtend roten Himmel zu verschmelzen scheinen. Es ist ein unglaublicher Anblick, den Sonnenuntergang in einer Wüste zu erleben. Die Landschaft hat etwas surreales, als wäre sie gemalt, so ungeheuer weitläufig und geradezu grotesk leer. Früher dachte ich immer, dass eine Wüste nur aus Sand besteht, doch jetzt, wo ich mitten drin stehe, entdecke ich vor allem Kies, kleine Felsen und Geröll. Wenn ich die Augen zusammenkneife und vor dem gleißenden Licht der Sonne schütze, kann ich ganz in der Ferne eine Oase sehen. Sattgrüne Bäume und gigantische Palmen umzingeln einen tiefblauen Teich. Es ist skurril, so einen paradiesischen Ort mitten in der Einöde zu sehen. Neugierig laufe ich durch den heißen Sand und freue mich darauf mir das kühle Wasser ins Gesicht zu spritzen, denn die Sonne strahlt unerbittlich auf meine dunklen Locken.

      Hoffentlich ist es nicht nur eine Fata Morgana. Plötzlich höre ich hinter mir ein Geräusch. Erschrocken fahre ich herum und wirbele dabei den Sand unter meinen Füßen auf. Ich blinzele, um keine Sandkörner in die Augen zu bekommen und schirme mit einer Hand meine Augen ab, um durch den grellen Sonnenstrahl besser sehen zu können. Nur einige Meter von mir entfernt steht ein junger Mann mit dunkelbraunen Locken, die ihm wirr ins Gesicht fallen und großen braunen Augen, die mich überrascht anstarren. Er müsste in etwa in meinem Alter sein und er sieht wirklich verdammt gut aus. Das kann doch nur ein Traum sein, oder? Ich will ihn gerade fragen, wie er heißt und vor allem, wieso er keine Schuhe trägt und mit seinen bloßen Füßen in dem brennend heißen Sand steht, da höre ich plötzlich ein erneutes Rumpeln. Wieder fahre ich herum und starre auf meine Zimmerdecke, die kalt und weiß zurückstarrt. Der strahlend weiße Himmel und der blassrote Sand sind verschwunden, ebenso wie der Junge mit den dunklen Locken.

      Schade - es war wirklich nur ein Traum. Ich seufze tief, quäle mich aus meiner warmen Bettdecke und setze mich auf. Mein Zimmer liegt im Halbdunkeln da und obwohl mir noch vor Müdigkeit die Augen zufallen, weiß ich, dass es Zeit für die Schule ist. Lustlos schnappe ich mir eine Jeans und einen dunkelgrünen Pullover und verschwinde ins Badezimmer. Der Boden ist noch warm. Meine Schwester ist also bereits wach und hat die Bodenheizung angemacht. Flüchtig spritze ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, ziehe Jeans und Pullover an, kämme mir einmal durch die widerspenstigen lockigen Haare, gebe wie jeden Tag nach zwei Sekunden auf, und schlürfe die Treppe hinunter. Von oben höre ich bereits die kreischende Stimme meiner kleinen Schwester. „Christina, nicht in diesem Ton!“, höre ich meine Mutter daraufhin schreien. „Ich rede so, wie ich möchte!“, brüllt meine Schwester zurück. Ich hasse Montage! Zum Glück ist es das letzte Schuljahr, bis meine Schulzeit endgültig vorbei ist und ich in München mein Studium beginnen werde. Stumm quetsche ich mich an den Streithähnen vorbei, gehe in die Küche und hole mir die Packung Cornflakes. Als ich in das Esszimmer zurückkomme, hat sich meine Mutter von meiner Schwester abgewandt. „Guten Morgen“, raune ich ihr zu und setze mich an den Tisch, während meine sechzehnjährige Schwester gegenüber stumm mit verschränkten Armen und zusammengezogenen Augenbrauen vor sich hin schmollt. Einfach Typisch! So läuft das jeden Morgen ab. Nach einem spärlichen Frühstück schnappe ich mir meinen roten Herbstmantel und meine neue Umhängetasche, die ich mir von meinem Taschengeld gegönnt habe, rufe einen kurzen Abschiedsgruß über die Schulter und ziehe die Haustür zu. Ich blicke mich um und sehe die ersten bunten Blätter von den Bäumen fallen.

      Rot, orange, kupferfarben und braun - ein Meer voll Farben umgibt mich. Es ist Ende September und bereits richtig herbstlich. Wäre heute nicht Montagmorgen, fände ich den Anblick wahrlich schön. Doch so denke ich nur daran, dass eine ganze Woche Schule vor mir liegt. An der Bushaltestelle hole ich meinen I-Pod aus der Tasche und schalte die Hektik und die aufgeweckten Gespräche um mich herum aus.

      Wahllos scrolle ich in meiner Musikliste, bis ich mich schließlich für ein Lied von Coldplay entscheide. In der Zwischenzeit ist auch meine Schwester an der Haltestelle angekommen und reiht sich hinter mir ein. Noch immer hat sie ihren Mund zu einer Schnute gezogen und schmollt. Zum Glück lässt sie mir meine Ruhe. Der alte Schulbus fährt vor und alle drängen sich nach vorne, um einen Sitzplatz zu ergattern. Ich habe Glück und erobere noch einen Sitz am Fenster. Träge döse ich ein und öffne erst meine Augen, als der Bus zum Stillstand kommt.

      Am liebsten wäre ich sitzengeblieben und einfach weitergefahren, doch eine Doppelstunde Mathe wartet auf mich. Der Lärm aus dem Klassenzimmer schallt mir bereits im Schulflur entgegen. Der Unterricht hat noch nicht begonnen.

      „Wie war dein Wochenende? Was hast du so getrieben?“, fragt mich meine beste Freundin Ilona prompt, als ich das Klassenzimmer betrete und mich neben sie in der letzten Reihe auf den Stuhl plumpsen lasse. „Ich habe die letzten Sonnenstrahlen am See genossen“, erwidere ich grinsend und für einen Augenblick kommen mir wieder dieser seltsame Traum in der Wüste und dieser unbekannte, hübsche Mann in den Sinn. „Und wie war dein Wochenende in Bamberg?“ Seit ihr Pate nach Bamberg gezogen ist, besucht sie ihn dort regelmäßig. „Es war echt schön.

      Tagsüber war ich in der Stadt und abends auf einer Straßenfete“, beginnt sie zu erzählen. Dann erwartet mich wieder eine spannende Männergeschichte, denn Ilona erzählt ständig von irgendwelchen Jungen, die sie kennengelernt hat. Mit ihren blonden Haaren und den strahlend blauen Augen ist sie die Art Mädchen, denen die Typen reihenweise hinterher schauen. „Da war ein Junge.“, legt sie auch schon los. „Und er hat sich in dich verknallt“, schließe ich die Geschichte gelangweilt und unterdrücke ein Gähnen. „Nein, eben nicht. Er hat mich nicht einmal angeschaut“, seufzt sie mit großen Augen. „Ach das kann doch gar nicht sein!“, antworte ich verwundert. Das kam ja noch nie vor. „Wie sah denn dein Traumprinz aus?“ Groß, blond, gutaussehend - so sehen sie bei ihr alle aus. „Guten Morgen, liebe Klasse“, ertönt die Stimme unserer Lehrerin und unterbricht damit Ilonas Schwärmereien.

      Seufzend drehe ich mich nach vorne und hole mein Mathebuch aus der Schultasche. Neben mir sehe ich Ilona ein Stück Papier aus der Tasche holen.

      Wahrscheinlich will sie mir nun schriftlich von ihrem Romeo berichten. Ich lasse mein Gesicht auf meine Arme fallen und schließe die Augen, denn die Müdigkeit von heute Morgen kommt mit den ersten Worten unserer Mathelehrerin schlagartig zurück.

      Die sechs Unterrichtsstunden vergehen quälend langsam und nachdem wir auch noch eine unerwartete Probe geschrieben haben, bin ich nach dem Schulgong mehr als froh, den Tag überstanden zu haben.

      Zuhause lege ich mich ohne Umwege auf das Sofa und schalte den Fernseher an. Es kommt wie immer um diese Uhrzeit nur Blödsinn im Fernseher und so dauert es nicht lange und mir fallen die Augen zu. Als ich aufwache, sehe ich, dass der Fernseher noch immer eingeschaltet ist. Fröhlich hüpft die Gummibärenbande vor meinen Augen durch den Wald. Ich kann mich nicht erinnern, auf einen Kinderkanal geschalten zu haben, doch vielleicht war meine


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