Auf den Spuren des Doppeladlers. Helmut Luther
Schritte die Straße hinauf, vorbei an der Dorfkirche und dem steingemauerten Brunnen. Das Haus, das sie »La casa di Toni Ninzele« nennt, sieht mit der verwinkelten Außentreppe ins Obergeschoß beinahe unverändert aus wie auf dem alten Foto. »Ich selbst war nicht dabei, als an einem kalten Januarmorgen 1944 die deutschen Gendarmen die Treppe hinaufstürmten. Aber eine Nachbarin hat die Szene miterlebt«, erzählt Rosa Tibolla. Den Dorfbrunnen habe eine dicke Eisschicht bedeckt, so kalt sei es an jenem Morgen gewesen. »Als die verschreckten Juden die Treppe herunterkamen, sprang ihnen, laut bellend, Löwys Hund nach. Ein deutscher Gendarm, der die hintere Bordwand an der Ladefläche heruntergeklappt hatte, drehte sich um und schoss dem Hund mit seiner Pistole in den Kopf.«
Viehwaggons transportierten die Löwys und Riesenfelds am 26. Februar 1944 nach Auschwitz – mit demselben Transport 08 erreichte auch Primo Levi die Mordfabrik. Im Gegensatz zum Chemiker aus Turin, der seine Erlebnisse später in ergreifenden Büchern schilderte, wurden die Löwys und Riesenfelds, alt und »arbeitsuntauglich« wie sie waren, gleich nach ihrer Ankunft vergast. Ganz sicher ist ihr Ende allerdings nicht. Denn Johanna, Richard Löwys Frau, so erzählt die Wirtin, hätte Dorfbewohnern damals versichert, dass sie als gelernte Apothekerin für alle Fälle vorsorgen würde. »In einem Schmuckstück versteckt, trug sie ein tödliches Gift mit sich. Sie wird im richtigen Moment entschlossen gehandelt haben.«
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