Buchführung und Jahresabschluss nach Handels- und Steuerrecht. Jörg Graetz
2.40: Journal Dezember 04 technische Abschlussbuchungen
Die Entwicklung der entsprechenden Sachkonten kann den Lösungen im Anhang C entnommen werden.
Der Abschluss der Aufwands- und Ertragskonten erfolgt in das GVK (Konto 8020). Der Soll-Saldo des GVK in Höhe von EUR 1.362,00 stellt einen Aufwandsüberhang dar, also einen Verlust. Der Verlust wird vom GVK in das Eigenkapital auf das separate Konto Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag (Konto 3400) transportiert. Schlussendlich werden alle aktiven und passiven Bestandskonten in das Schlussbilanzkonto (Konto 8010) abgeschlossen. Alle technischen Abschlussbuchungen haben als Beleg den Hinweis TB für »technische Buchung«.
Sollte der Saldo des GVK im Folgejahr einen Ertragsüberhang aufweisen (Haben-Saldo), liegt ein Jahresüberschuss vor, der ebenfalls in das Konto 3400 abgeschlossen würde. Die Buchungen würden dann wie folgt lauten: Konto 8020 an Konto 3400. Anschließend würde der Haben-Saldo des Kontos 3400 in das Konto SBK abgeschlossen mit der Buchung: Konto 3400 an Konto 8010.
Der endgültige Jahresabschluss zum 31. Dezember 04 der PB Möbel-Design GmbH stellt sich auf der Basis des SBK bzw. des GVK wie folgt dar (
PB Möbel-Design GmbHBilanz zum 31. Dezember 04
Abb. 2.41: Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung der PB Möbel-Design GmbH
PB Möbel-Design GmbHGewinn- und Verlustrechnung 01. November bis 31. Dezember 04
Auf die Darstellung des Anhangs und des Lageberichts der PB Möbel-Design GmbH wird an dieser Stelle verzichtet (dazu grundsätzliche Erläuterungen
2.3.5 Eröffnung der Konten zum 01. Januar 05
Unmittelbar nach der Erstellung des Jahresabschlusses 31. Dezember 04 bereitet Peter die Buchführung für das folgende Geschäftsjahr 01. Januar bis 31. Dezember 05 vor. Schließlich stehen bereits die ersten Geschäftsvorfälle des Januar 05 zur Buchung an.
Ebenso wie der Abschluss der Konten zum Geschäftsjahresende handelt es sich um technische Buchungen. Ziel ist es, die im Schlussbilanzkonto per 31. Dezember 04 enthaltenen Werte für die aktiven und passiven Bestandskonten auf die einzelnen Unterkonten als Startpunkt 1. Januar 05 zu transportieren. Auch dies geschieht nicht durch manuellen Eintrag, sondern durch technische Buchungen, die sogenannten »Eröffnungsbilanzbuchungen«. Nachfolgend werden dann die einzelnen Geschäftsvorfälle des Geschäftsjahres 05 erfasst.
Die Übertragung mittels Buchung setzt den Bestand eines geeigneten Gegenkontos voraus. Hierzu verwendet man ein Hilfskonto, das sogenannte »Eröffnungsbilanzkonto« (EBK; Konto 8000). Es stellt das Spiegelbild zur Eröffnungsbilanz 01. Januar 05 dar. Hierbei handelt es sich allerdings um eine »virtuelle Eröffnungsbilanz«, da keine Verpflichtung zur Aufstellung besteht. Das wäre auch überflüssig, weil die Schlussbilanz zum 31. Dezember 04 die identischen Werte ausweist (sogenannter »Bilanzenzusammenhang« § 252 Abs. 1 Nr. 1 HGB).
In der Bilanz stehen die Vermögensposten auf der Aktivseite, also im Soll. Auf den Unterkonten für die aktiven Bestandskonten, z. B. Sachanlagen, muss der Anfangsbestand ebenfalls im Soll erscheinen. Eine Buchung sowohl des Kontos Sachanlagen als auch des Gegenkontos im Soll ist im System der doppelten Buchhaltung unzulässig. Darum bucht man den Anfangsbestand von Vermögensposten im EBK spiegelverkehrt, also im Haben. Führt man das für alle aktiven und passiven Bestandskonten entsprechend durch, weist das EBK alle Aktiva im Haben und alle Passiva im Soll aus, also genau spiegelverkehrt zur Eröffnungsbilanz (
Abb. 2.42: Eröffnungsbilanzkonto als Hilfskonto für die Kontoeröffnung
Lässt man sich einfach von dem Gedanken leiten, dass der Ausweis des Anfangsbestandes im jeweiligen Zielkonto auf der richtigen Seite erfolgen muss, und das EBK (Konto 8000) lediglich den Charakter eines technischen Gegenkontos hat, lässt sich folgende Tabelle erstellen (
Technische EröffnungsbuchungenKontoAB KontoZielkontoBuchung
Abb. 2.43: Buchungssätze für technische Eröffnungsbuchungen
Im Journal 05 sind demnach die folgenden Eröffnungsbilanzbuchungen enthalten (
PB Möbel-Design GmbHSeite 1JournalJanuar 05 (technische Eröffnungsbilanzbuchungen) Nr. DatumBelegBuchungstextKontierungBetrag in EURSollHabenSollHaben
Abb. 2.44: Journal Januar 05
2.4 Zusammenfassung Gesamtablauf
Betrachtet man die vorgestellten Buchführungstätigkeiten im Ablauf eines Geschäftsjahres wird deutlich, dass ein fester Kreislauf der Buchungen besteht, dessen zeitliche Reihenfolge sich wie folgt darstellt:
Zu Beginn eines jeden Geschäftsjahres sind zuerst die Anfangsbestände auf die aktiven und passiven Bestandskonten zu buchen unter Verwendung des Gegenkontos Eröffnungsbilanzkonto (Eröffnungsbilanzbuchungen). Zahlenmäßige Grundlage bildet die (gedankliche) Eröffnungsbilanz, die mit der Schlussbilanz des Vorjahres identisch ist. Zudem werden die Erfolgskonten eingerichtet, allerdings ohne Buchung von Anfangsbeständen. Die laufenden Geschäftsvorfälle werden auf den eingerichteten Konten buchhalterisch erfasst.
Zum Ende des Geschäftsjahres werden die Salden aller Konten bestimmt und die vorbereitenden Jahresabschlussbuchungen aufgrund der durchgeführten vorbereitenden Jahresabschlussarbeiten (Abschreibungen, Inventur, Bewertung, Periodenabgrenzung, …) erfasst. Zuletzt werden die technischen Abschlussbuchungen in der erforderlichen Reihenfolge durchgeführt, um die endgültigen Salden aller Konten bis in das Schlussbilanzkonto zu transportieren. Auf dieser Basis ergibt sich als Schlusspunkt die Schlussbilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung des Geschäftsjahres.
Zu Beginn des Folgejahres beginnt der Buchungskreislauf mit den Eröffnungsbilanzbuchungen erneut (
Abb. 2.45: Buchungskreislauf
Es wird deutlich, dass in einer Buchführung keine manuellen Eingriffe bzw. Eintragungen erfolgen, sondern alle Vorgänge durch Buchungen dokumentiert werden.
2.5 Umsatzsteuerliche Pflichten und buchhalterische Wirkungen
In der bisherigen Betrachtung wurde die Umsatzsteuer ausgeblendet. In der Praxis spielt die Umsatzsteuer aber regelmäßig eine wichtige Rolle. Beispielsweise enthalten die Eingangsrechnungen für Leistungen von Lieferanten in der Regel auch einen Umsatzsteuerausweis.
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